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Dumpinglöhne und extremer Arbeitsdruck

Archivmeldung vom 07.07.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Logo der  Edeka-Gruppe
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Mehrere Edeka Märkte in Niedersachsen müssen sich mit massiver Kritik von Mitarbeitern auseinandersetzen. Beschäftigte beklagen gegenüber dem NDR Fernsehmagazin "Hallo Niedersachsen" Dumpinglöhne, ein schlechtes Betriebsklima und extremen Arbeitsdruck. Nach Recherchen des NDR Studios Lüneburg sind hiervon Edeka-Märkte im Raum Uelzen, Winsen/Aller, Goslar, Nienburg und Eicklingen betroffen.

Die Märkte zahlen nach Aussage der betroffenen Mitarbeiter in vielen Fällen lediglich die Hälfte des im Einzelhandel geltenden Tariflohns, der derzeit bei bis zu 14,55 Euro liegt. Auch ausgelernte Kräfte erhalten zum Teil nur einen Stundenlohn von 7 oder 8 Euro brutto. Eine Beschäftigte sagte dem NDR im Interview, dass sie als ungelernte Kraft 7,50 Euro die Stunde bekommen habe. Nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung bei Edeka erhalte sie nun 8 Euro die Stunde, also lediglich 50 Cent mehr.

Mitarbeiter berichten gegenüber dem NDR übereinstimmend von starkem Personalmangel, hoher Fluktuation und Situationen, die an Mobbing grenzen. Der Arbeitsdruck sei mittlerweile extrem, sagte eine Beschäftigte im Interview mit "Hallo Niedersachsen": "Wir müssen schnell arbeiten. Wenn wir mal ein bisschen nachlassen, dann steht sofort einer der Vorgesetzen da und sagt: Du wirst bezahlt, um zu arbeiten und nicht um hier rumzubummeln. Man hat Angst, sich mal die Nase zu putzen oder auf die Toilette zu gehen." Auch die Betriebsrätin Katrin Diedrich aus demselben Markt in Winsen/Aller betonte: "Der Arbeitsdruck wird teilweise so hoch, dass die Kollegen keine Pausen mehr machen."

Wirtschaftsexperte Rudolf Hickel sieht das Problem in der zunehmenden Privatisierung von Edeka-Märkten. Diese werde zum Teil genutzt, um die im Einzelhandel geltenden Tariflöhne zu umgehen: "Das ist eine bewusste mit der Privatisierung vollzogene Tarifflucht." Der Experte kritisiert eine "skandalöse Entwicklung", vor der die Edeka-Zentrale nicht die Augen verschließen dürfe.

Die Betreiber der betroffenen Märkte sowie die Edeka Regionalgenossenschaft Hannover-Minden wiesen die Vorwürfe auf Anfrage des NDR zurück. Zudem betonte Edeka Hannover-Minden in einer schriftlichen Stellungnahme, dass die privatisierten Edeka-Märkte "eigenständig über grundlegende Fragen wie Warenangebot, Marktausstattung oder Personalführung" entscheiden würden.

Die Edeka-Gruppe wurde 1907 als Einkaufsgenossenschaft gegründet. Im Zuge der Expansion seit den 80er-Jahren übernahm Edeka immer mehr Märkte von Konkurrenten. Diese wurden zunächst als so genannte "Regie-Märkte" in Eigenregie weitergeführt. Seit 2003 werden diese "Regie-Märkte" zunehmend privatisiert und an selbstständige Einzelhändler übergeben.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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