Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Wirtschaft RWE-Chef Jürgen Großmann übt Kritik am Standort Deutschland

RWE-Chef Jürgen Großmann übt Kritik am Standort Deutschland

Archivmeldung vom 18.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein knappes Jahr nachdem der Unternehmer Jürgen Großmann den Vorstandsvorsitz des Essener Energiekonzerns RWE AG übernommen hat, übt der Selfmade-Milliardär harsche Kritik am Standort Deutschland.

In einem Gastbeitrag für das Kölner Wirtschaftsmagazin 'impulse' (Ausgabe 9/2008, EVT 21. August) schreibt Großmann: "Wir aus der Energiewirtschaft erleben stellvertretend für viele andere Branchen ein Klima der Handlungsangst. Alles, was wir vorhaben, was wir planen, was wir versuchen wollen, wird mit deutschem Perfektionsdrang blockiert. Nicht von Gesetzen, sondern von den Herzen der Menschen. Es herrscht ein emotionaler Konsens in dieser Gesellschaft, dass jegliches Handeln meiner Branche Teufelswerk ist. Der Protest ist eine boomende gesellschaftliche Ausdrucksform, ein Happening, das über alle Schichten und Klassen hinweg Gemeinsamkeit stiftet. Das ist schön. Aber es erleichtert das Führen von Unternehmen nicht, schon gar nicht im Energie-Sektor. Morgen kann es eine andere Branche betreffen. Am Ende bleibt: Unternehmerisches Handeln ist praktisch unmöglich."

Großmann, der seit der Rettung der einst maroden Georgsmarienhütte als einer der erfolgreichsten Unternehmer in der Nachkriegsgeschichte gilt, kämpft als Chef der RWE AG gegen zahlreiche externe wie interne Widersacher. Sein bisheriges Fazit: "Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich tatsächlich an Ideale wie die Freiheit des Unternehmers geglaubt. Seitdem es zu meinen Aufgaben gehört, langfristig Energie zu erzeugen, bin ich recht ernüchtert. Denn Freiheit gilt wenig oder nichts. Vielmehr halten wir fest am Ist-Zustand, am Standard. Das ist der zentrale Begriff unserer Tage: Standard. Der Standard scheint alle Risiken auszuschließen, er gibt Sicherheit. Standards müssen sie als Unternehmer, als Politiker, als Professor unbedingt halten. Aber er darf praktisch nichts kosten."

Seine Kritik richtet sich insbesondere gegen die Energiepolitik in Bund und Ländern. Im 'impulse'-Beitrag kritisiert Großmann: "Uns Energieversorgern wurde, gelegentlich auch durchaus zu Recht, über Jahre hinweg vorgeworfen, wir seien unbeweglich und wollten nur unsere alten Mühlen auspressen. Energie-Unternehmen, das waren die Standardverwalter, die Besitzstandswahrer schlechthin. Nun wollen wir uns bewegen, wir wollen Neues versuchen. Aber man lässt uns nicht. Das ist ein kapitaler Fehler. Denn Neues kann nur entstehen, wenn man eben diese Standards bisweilen aufgibt."

Wie weit die Blockade der Politik reiche, so Großmann weiter, mache beispielsweise die Diskussion über einen ökonomisch sinnvollen Energie-Mix deutlich: "Wir wollen günstigen Strom, eine hohe Versorgungssicherheit und möglichst geringe CO2-Emissionen. Wenn wir die gängigen Verfahren der Stromgewinnung auf diese drei Bedingungen untersuchen, ergibt sich Folgendes: Die Kernkraft liefert günstigen, sicheren Strom und belastet das Klima wenig. Aber Deutschland will den Ausstieg. Die Braunkohle ist der einzige Rohstoff, den wir in nennenswertem Umfang und zu günstigen Gewinnungskosten in Deutschland besitzen. Strom daraus ist günstig und sicher. Aber die Emissions-Bilanz ist nicht optimal. Manche sehen das Heil deshalb in Gaskraftwerken. Erdgas aber ist wie Erdöl ein fossiler Brennstoff, es ist mindestens genau so preissensibel und muss in großem Umfang importiert werden. Bleiben Sonne, Wasser, Wind. Doch unser Netz ist nicht auf die Schwankungen eingestellt, die ein unberechenbarer Lieferant wie der Wind nun mal mit sich bringt. Neue Leitungen in Deutschland? Leider sehr schwierig durchzusetzen."

Der Unternehmer appelliert an die Verantwortlichen in Berlin und in den Bundesländern: "Was wir aber jetzt brauchen, ist der Mut für Wege, deren Ende möglicherweise noch im Nebel liegt. Manche Lösungen ergeben sich erst unterwegs."

Quelle: 'impulse'

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte eins in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige