Ökonomen zweifeln an Wachstumsschub durch Aufrüstung

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Die starke Erhöhung der Verteidigungsausgaben dürfte Deutschlands Wirtschaft höchstens mäßig ankurbeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte Analyse der Universität Mannheim, über die der "Spiegel" berichtet. "Aus ökonomischer Sicht ist die geplante Militarisierung der deutschen Wirtschaft eine risikoreiche Wette mit niedriger gesamtwirtschaftlicher Rendite", schreiben die Autoren Tom Krebs und Patrick Kaczmarczyk.
Auf Basis bisheriger Studien schätzen sie, dass ein zusätzlicher Euro
für die Rüstungsindustrie höchstens 50 Cent an zusätzlicher
gesamtwirtschaftlicher Produktion schaffe. Unter Umständen könne er auch
gar keinen Effekt haben.
Bei Investitionen in die öffentliche
Infrastruktur sei eine Verdopplung jedes eingesetzten Euros möglich,
beim Ausbau der Betreuungsinfrastruktur in Kitas und Schulen sogar eine
Verdreifachung. Da die Kapazitäten der deutschen Rüstungsindustrie schon
heute ausgelastet und Vergabeverfahren intransparent seien, treibe
zusätzliche Nachfrage "hauptsächlich die Preise nach oben", warnen die
Autoren.
Ein Großteil der öffentlichen Mittel werde "in den
Taschen der Konzerne und deren Eigentümer verpuffen". Die hohen
Erwartungen von Investoren zeigten sich am Aktienkurs des
Rüstungsherstellers Rheinmetall, der sich seit Beginn des russischen
Angriffskriegs gegen die Ukraine mehr als versechzehnfacht hat.
Viele
Studien zur Auswirkung von Rüstungsausgaben beziehen sich laut Krebs
und Kaczmarczyk auf die USA, zu denen erhebliche Unterschiede bestünden.
So importiere Deutschland einen größeren Teil seiner Rüstungsgüter.
"Spärliche" Evidenz gebe es auch zur Annahme, dass militärische
Forschungsförderung zu Produktivitätsgewinnen führe.
Laut
Haushaltsentwurf sollen die deutschen Verteidigungsausgaben massiv
steigen. Bevor noch mehr Geld in den Sektor gepumpt werde, müssten
zuerst die größten Ineffizienzen beseitigt werden, fordern die Ökonomen.
Der Staat solle auch Beteiligungen an größeren Rüstungsherstellern in
Erwägung ziehen. "Dann können die Übergewinne in Schulen und
Schwimmbäder gesteckt werden, statt bei internationalen Investoren zu
landen", sagte Krebs.
Quelle: dts Nachrichtenagentur