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Zwei von drei Callcenter-Mitarbeitern verdienen Mindestlohn

Archivmeldung vom 21.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de

Die Gehälter von Mitarbeitern in Callcentern liegen weit unter dem bundesweiten Durchschnitt aller Branchen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Pascal Meiser (Die Linke) hervor. Die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" berichten darüber.

So ist das mittlere Bruttomonatsgehalt von Callcenter-Beschäftigen in Vollzeit zwar zwischen 2009 und 2019 um 24,6 Prozent auf 2.049 Euro gestiegen. Im Vergleich zum mittleren Gehalt in der gesamten Wirtschaft, das im gleichen Zeitraum um 27,2 Prozent auf 3.401 Euro wuchs, fiel der Zuwachs aber deutlich geringer aus. Das mittlere Einkommen, der Median, ist ein statistischer Wert, der robuster gegenüber Ausreißern ist als der Durchschnittswert.

Das Medienentgelt bezeichnet jenes Einkommen, bei dem es genauso viele Menschen mit einem höheren wie mit einem niedrigeren Lohn gibt. Der Durchschnittslohn eines Callcenter-Beschäftigten in Vollzeit ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres sogar gesunken: Er fiel im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent auf 2.467 Euro brutto. Der durchschnittliche Monatsverdienst von geringfügig Beschäftigten in Callcentern sank noch stärker um 16,7 Prozent, von 383 auf 319 Euro. In der Branche erhielten Ende vergangenen Jahres 43.000 Vollzeitbeschäftigte oder 61,7 Prozent einen Niedriglohn nach Definition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Damit liegt der Mindestlohnanteil mehr als dreimal so hoch wie in der gesamten Wirtschaft (18,8 Prozent). Laut der Regierungsantwort, die sich auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und des Statistischen Bundesamtes beruft, gab es im Dezember 2019 rund 1.600 Callcenter-Betriebe in Deutschland mit insgesamt mehr als 70.000 Mitarbeitern. Das entspricht einem Plus von fast 25 Prozent in zehn Jahren. In Hessen (2.588 Euro), Hamburg (2.355 Euro) und Bayern (2.350 Euro) war das durchschnittliche Monatsgehalt von Callcenter-Mitarbeitern in Vollzeit Ende 2019 am höchsten. In Sachsen (1.837 Euro), Bremen (1.886 Euro) und Schleswig-Holstein (1.905 Euro) erhielt der Callcenter-Beschäftigte ein besonders niedriges Gehalt. "Callcenter spielen in unserer Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle, sei es im Kundenservice oder im Vertrieb", sagte Pascal Meiser, der Sprecher für Gewerkschaftspolitik seiner Fraktion ist, dem RND.

"Der Boom des Online-Handels wird diese Entwicklung absehbar weiter verstärken." Umso skandalöser sei, dass die in den Callcentern entstehenden Jobs immer stärker von der allgemeinen Lohnentwicklung abgehängt werden. "Die Bundesregierung muss sich den Problemen dieser Branche endlich ernsthaft annehmen und dafür sorgen, dass in der Branche anständige Löhne gezahlt werden", so Linken-Politiker Meiser weiter. Ein erster Schritt wäre aus seiner Sicht ein Mindestlohn von mindestens zwölf Euro in der Stunde und ein vollständiges Verbot sachgrundloser Befristungen, die aktuell vielerorts dazu führten, dass die Beschäftigten davor zurückschrecken sich gewerkschaftlich zu organisieren und für Tarifverträge zu kämpfen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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