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Bericht: Zinsen sinken seit 500 Jahren

Archivmeldung vom 06.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Wappen der Medici: Sie waren eine der ersten bekannten Bankhausinhaber Europas (Symbolbild)
Wappen der Medici: Sie waren eine der ersten bekannten Bankhausinhaber Europas (Symbolbild)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Realzins, also die Differenz von nominaler Verzinsung und Inflation, ist nicht erst seit dem 20. Jahrhundert im Sinkflug. Vielmehr lasse sich seit mindestens 500 Jahren ein Rückgang der realen Verzinsung feststellen, berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine Auswertung der Forschungen des Harvard-Wissenschaftlers Paul Schmelzing.

Der Wirtschaftshistoriker hat die Quellen der letzten sieben Jahrhunderte ausgewertet. Seine ältesten Daten reichten zurück ins Jahr 1311. Daraus ergebe sich ein umfassendes Bild der westlichen Kreditgeschichte und zugleich auch der Renditen, die für Anleger in der jeweiligen Epoche möglich waren, berichtet die Zeitung weiter. Schmelzing komme zu dem Schluss, dass es keineswegs erst seit dem 20. Jahrhundert einen Großtrend zu immer niedrigeren realen Zinsen gebe. Schreibe man den Trend aus den letzten 500 Jahren fort, werde es für die kommenden Generationen zur Normalität, etwas dafür zu zahlen, wenn sie Geld auf dem Konto haben. Im Jahr 2100 könnten Negativzinsen in Höhe von zwei Prozent eher die Regel als die Ausnahme sein, berichtet die "Welt am Sonntag".

Für das 20. Jahrhundert komme Schmelzung auf eine Realverzinsung langfristiger sicherer Bonds - etwa US-Staatsanleihen - von zwei Prozent. Im 19. Jahrhundert lag der reale Zins nach seinen Berechnungen bei 3,4 Prozent, im 17. Ja hrhundert bei 4,6 Prozent und noch einmal 200 Jahre vorher bei 9,1 Prozent, was den Hochpunkt markiert. Katastrophen, vor allem aber Kriege und politische Zersplitterung trieben den Zins damals nach oben. Dass die Zahl der Konflikte zwischen Staaten seit Jahrhunderten sinkt, könnte ein Grund für das langsame Verschwinden des Zinses sein. "Es gibt einen Trend zu fallenden Renditen auf Staatsanleihen, teilweise weil die Welt reicher und sicherer geworden ist", sagte Moritz Schularick, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn.

Folglich seien die Risikoprämien auf Staatsanleihen gefallen. Andere Ökonomen warnen hingegen davor, den Abwärtstrend der Zinsen beliebig ins Negative fortzuschreiben. Thomas Mayer, Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute, sieht einen Zusammenhang zwischen dem "wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg der westlichen Zivilisation vom Mittelalter in die Neuzeit" und dem Fall der Zinsen. Auch die seit Jahrhunderten steigende Lebenserwartung spiele eine Rolle. Dennoch dürfe der Preis des Geldes in einem unmanipulierten Markt nicht dauerhaft niedriger sein als null. "Wenn man Zins als Zeitpräferenz versteht, dann darf die Reihe nicht in den Bereich von Null- und Negativzinsen extrapoliert werden", sagte Mayer der "Welt am Sonntag". Das gelte so lange, wie das menschliche Leben endlich sei und Zeit für jeden Menschen ein knappes Gut.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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