Autoindustrie verlangt umfassende Reformen in Energiepolitik
Archivmeldung vom 04.11.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, hat dringende Reformen in der Energiepolitik und bei den Produktionskosten angemahnt. Sie forderte die Bundesregierung auf, endlich eine gemeinsame europäische Energiepolitik zu etablieren und Energiepartnerschaften mit anderen Ländern zu schließen: "Deutschland muss sich auf internationale Energiequellen stützen, um die hohen Kosten zu senken und den Standort zu sichern", sagte sie der "Bild am Sonntag".
Müller zeigte sich besorgt über das politische Krisenmanagement der
Bundesregierung. "So etwas, wie wir es aktuell geboten bekommen, habe
ich noch nicht erlebt. Und vor allem auch nicht vor dem Hintergrund der
Krisen, die wir haben", kritisierte sie und verwies darauf, dass die
Regierung in früheren Krisen wie der Ukraine- und Gas-Krise gezeigt
habe, dass sie handeln könne.
Dass dies nun nicht gelinge, sei
"nicht nur bedauerlich, sondern angesichts der Veränderungen in der Welt
die wirklich schlechte Nachricht für alle Beteiligten, insbesondere für
die Arbeitsplätze und für den Standort". Die VDA-Präsidentin hob
hervor, dass die Politik jetzt Verantwortung übernehmen müsse und
forderte: "Es gibt kein Erkenntnisdefizit, das möchte ich noch einmal
sagen - wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen."
Müller erwähnte
zudem, dass die deutsche Autoindustrie im internationalen Vergleich nach
wie vor führend sei. "Wir verkaufen in China hundertmal mehr Autos als
umgekehrt. Weltweit sind unsere Marken gefragt, aber es entstehen neue
Wettbewerber", sagte sie.
Die Produkte der deutschen Hersteller
seien weiterhin wettbewerbsfähig, doch der Standort Deutschland verliere
zunehmend an Attraktivität. "Die Produkte sind wettbewerbsfähig, aber
der Standort leider nicht", erklärte Müller.
Die Autoindustrie
plane allein in den nächsten vier Jahren Investitionen in Höhe von 280
Milliarden Euro für Forschung, Entwicklung und neue Antriebstechnologien
sowie 130 Milliarden Euro für den Umbau von Werken. Diese Rekordsummen
seien ein "klares Bekenntnis zur Zukunft des Standorts", so Müller. Doch
warnte sie zugleich, dass diese Investitionen zunehmend ins Ausland
fließen könnten, falls sich die Rahmenbedingungen in Deutschland nicht
verbessern. Auch zur geplanten Transformation in Richtung
Elektromobilität äußerte sich Müller kritisch.
Sie plädierte für
technologische Offenheit und sprach sich gegen eine einseitige
Fokussierung auf Elektroantriebe aus. "Wir brauchen eine CO2-neutrale
Mobilität, die sich an den Bedürfnissen der Märkte orientiert und nicht
durch politische Verbote eingeschränkt wird", sagte die
Branchenvertreterin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur