Uniper sieht Zeitpunkt für Atomausstieg rückblickend als Fehler

Der Chef des Energiekonzerns Uniper, Michael Lewis, hat den Zeitpunkt des Ausstiegs aus der Atomenergie rückblickend als Fehler bezeichnet. "Der Atomausstieg mitten in der Energiekrise war ein Fehler", sagte Lewis dem Focus. "Wenn ich mit Energie-Managern und Unternehmern im Ausland spreche, verstehen sie nicht, warum Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen ist, aber Kohlekraftwerke länger laufen lässt."
Der Brite mahnt nun an, schnell den Bau neuer Gaskraftwerke auf den Weg
zu bringen. "Das Energiesystem eines Industrielandes wie Deutschland
darf nicht auf Kante genäht sein. In Dunkelflauten, wenn also kein Wind
weht und die Sonne nicht scheint, spüren wir die Engpässe bereits", so
Lewis. Im Dezember, als sich die Börsenstrompreise in einzelnen Stunden
auf über 900 Euro pro Megawattstunde praktisch verzehnfachten, sei man
auf Stromimporte regelrecht angewiesen gewesen. "Bis 2030 droht eine
Lücke von rund 20 Gigawatt an grundlastfähigen Kraftwerken."
Lewis
ist seit Juni 2023 Chef des größten deutschen Gashändlers, der auch
Kohlekraftwerke betreibt. Im Zuge der Energiekrise infolge von Russlands
Angriff auf die Ukraine geriet der Konzern in Schieflage und wurde
verstaatlicht. Der Bund hält aktuell über 99 Prozent am Unternehmen,
muss aber nach EU-Vorgaben bis Ende 2028 den größten Teil seiner Anteile
wieder abstoßen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur