Ökonomen: Niedrigwasser am Rhein könnte Konjunktur belasten

Foto: Wolfgang Pehlemann, Wiesbaden Germany
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.
Das Niedrigwasser an Deutschlands wichtigster Wasserstraße, dem Rhein, könnte nach Einschätzungen von Ökonomen die Konjunktur belasten, sollte sich die Lage verschärfen. "Niedrige Wasserstände im Rhein können gesamtwirtschaftlich spürbar negative Auswirkungen haben", sagte Nils Jannsen, Leiter des Bereichs Konjunktur Deutschland am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), dem "Handelsblatt".
Er verwies auf historische Erfahrungen. Danach könne die
Industrieproduktion um rund ein Prozent gedämpft werden, wenn die
Rheinpegel kritische Marken, ab denen der Schifffahrtsverkehr besonders
stark eingeschränkt werde, einen Monat lang unterschreiten.
"Insbesondere
der Pegelpunkt Kaub besitzt extremen Einfluss auf die gehandelte
Gütermenge", sagte Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), der Zeitung. Mitunter müssten
Unternehmen ihre Produktion drosseln oder ganz einstellen, da ihnen
Rohstoffe fehlen und fertige Produkte nicht versendet werden können.
Deutsche-Bank-Volkswirt
Marc Schattenberg sagte dem "Handelsblatt", wenn der Pegel bei Kaub auf
75 Zentimeter fällt, könne ein sogenanntes Großmotorschiff nur noch zu
25 Prozent mit Containern beladen werden, Um das auszugleichen wären
dann vier Schiffe nötig. Für die Empfänger der Waren bedeute dies auch
längere Wartezeiten und damit Störungen in den Lieferketten. Derzeit
liegt der Pegel bei 99 Zentimetern.
IfW-Ökonom Jannsen schätzt
indes, dass die wirtschaftlichen Folgen mittlerweile geringer ausfallen
könnten als im Jahr 2018, als die langanhaltende Niedrigwasserphase im
Rhein die wirtschaftliche Aktivität besonders beeinträchtigt habe. Diese
dürfte aus seiner Sicht damit zu tun haben, dass die Unternehmen ihre
Lieferketten seitdem robuster gegenüber niedrigen Pegelständen
ausgerichtet hätten. Zudem sei die Produktion in der chemischen
Industrie, die besonders vom Rhein als Transportweg abhängig ist,
seither deutlich zurückgegangen, sodass die gesamtwirtschaftlichen
Auswirkungen von dieser Seite her geringer wären.
Durch den
Klimawandel kommt es zu längeren Trockenphasen und damit auch weniger
Schmelzwasser. Beides kann dazu führen, dass der Rheinpegel sinkt.
Regenereignisse werden seltener, dafür aber intensiver, was wiederum zu
Hochwasser führen kann. Der Rheinpegel wird also unbeständiger.
Quelle: dts Nachrichtenagentur