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Aktien von Postbank und Deutscher Bank rutschen ins Minus

Archivmeldung vom 12.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Der Post-Aufsichtsrat hat dem Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank zugestimmt - die Börse zeigt sich wenig begeistert. Die Aktien beider Institute verloren kräftig an Wert. Experten machen für die Kursverluste unter anderem den hohen Verkaufspreis verantwortlich.

Kursrutsch an der Börse: Nachdem die Deutsche Bank ihren Einstieg bei der Postbank offiziell bekannt gegeben hat, haben die Aktien des Instituts über drei Prozent an Wert verloren. Papiere der Postbank sackten zeitweilig um mehr als sechs Prozent ab. Zu den Gewinnern zählte dagegen die Deutsche Post mit einem Plus von über drei Prozent. Der Dax büßte seine Gewinne vom Vormittag fast vollständig ein.

 Aufsichtsrat der Post hatte dem Verkauf der Postbank am Mittag zugestimmt. Damit wird die Deutsche Bank größter Einzelaktionär der Postbank . Schon seit Donnerstagnachmittag galt der Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank als höchstwahrscheinlich.

 

Den Kursrutsch erklärt ein Händler so: "Postbank-Aktien will nun wirklich niemand mehr haben - keiner am Markt stützt die Titel, und die Fantasie ist völlig raus." Für die Kursverluste der Deutschen Bank machten Börsianer insbesondere den hohen Verkaufspreis und die angekündigte Kapitalerhöhung verantwortlich.

Die Deutsche Bank zahlt der Post insgesamt 2,79 Milliarden Euro - der Kaufpreis liegt damit mehr als ein Viertel über dem Schlusskurs der Postbank vom vergangenen Freitag. Die Deutsche Bank zahlt in bar - zur Finanzierung plant sie aber eine Kapitalerhöhung von bis zu zwei Milliarden Euro. "Früher hätten sie das bar bezahlt", sagte ein Börsianer. "Dass der Branchenprimus wegen einer solchen Summe eine Kapitalerhöhung durchführen muss, ist ein schlechtes Zeichen."

Andere Händler nannten als Grund für die sinkenden Kurse das mit der Transaktion verbundene Optionsgeschäft. "Wir versuchen noch, die Logik dahinter zu verstehen", sagte ein Börsianer.

Die Deutsche Bank hat die Option, über die 29,75-prozentige Beteiligung hinaus 18 Prozent der Postbank-Anteile zum Preis von 55 Euro je Aktie zu kaufen. Gleichzeitig hält die Postbank-Muttergesellschaft Deutsche Post die Option, ihre verbliebene Postbank-Beteiligung von 20,25 Prozent plus einer Aktie zum Preis von je 42,80 Euro zu verkaufen.

Ackermann hält sich alle Optionen offen

Die Deutsche Bank hat sich noch nicht entschieden, ob sie diese Option ausübt. "Wir werden dies nur tun, wenn es strategisch Sinn macht und Mehrwert für unsere Aktionäre schafft", sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann am Freitag in Bonn. "Eine Option ist eine Option ist eine Option."

Vorerst will die Deutsche Bank keine weiteren Postbank-Aktien erwerben. "Wir müssen unter 30 Prozent bleiben", sagte Ackermann auf die Frage, ob er Anteile über die Börse kaufen wolle. Steigt der Anteil der Deutschen Bank an der Postbank auf über 30 Prozent, wird ein Übernahmeangebot fällig.

Post-Chef Frank Appel erklärte indes, mit der Deutschen Bank habe die Post "einen verlässlichen Partner gefunden, der Teile unserer Beteiligung an der Postbank zu einem passenden Zeitpunkt übernimmt. So können wir uns zukünftig noch stärker auf unsere weltweite Logistik-Kompetenz konzentrieren."

Post-Chef Wolfgang Klein sagte, sein Institut erwäge, zumindest einen Teil des Erlöses aus dem Postbank-Teilverkauf an die Aktionäre ausschütten. Man wolle noch in diesem Jahr darüber entscheiden. Die Post reagiert damit auf frühere Forderungen: Vor allem angelsächsische Großinvestoren hatten immer wieder verlangt, die Postbank zu verkaufen und den Erlös an die Aktionäre auszuschütten.

 

Bundesregierung will kein Veto einlegen

 

Der Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank soll im ersten Quartal 2009 abgeschlossen sein. Kartellbehörden müssen ihm allerdings noch zustimmen. Die Bundesregierung hat die Übernahme bereits abgesegnet. Nach den Worten von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat der Bund zwar ein Vetorecht bis zum 31. Dezember. "Wir werden diese Vetoposition nicht einlegen ."

Die Deutsche Bank erhält laut offizieller Mitteilung die Option von der Deutschen Post, ein weiteres Aktienpaket in Höhe von 18 Prozent an der Postbank für 55 Euro je Aktie zu erwerben. Diese Option könne zwischen 12 und 36 Monaten nach dem Abschluss des Erwerbs des ersten Pakets erfolgen. Zudem räume die Deutsche Post der Deutschen Bank ein Vorkaufsrecht für ihre verbleibenden Aktien an der Postbank ein.

Weiterhin haben die Deutsche Bank mit ihren weltweit 14 Millionen Privat- und Geschäftskunden und die Postbank mit 14,5 Millionen Kunden in Deutschland vereinbart, in mehreren Bereichen zu kooperieren. Hierzu zählen der Vertrieb von Immobilienfinanzierungen und Investmentprodukten. In dieser Zusammenarbeit liege für beide Partner ein beträchtliches Ertragspotenzial, hieß es.

Die Post ihrerseits erhält eine Verkaufsoption wegen eines möglichen Kursverfalls im Zuge der Finanzkrise: Sie kann ihren verbleibenden Postbank-Anteil von 20,25 Prozent plus einer Aktie zum Preis von 42,80 Euro je Aktie an die Deutsche Bank veräußern.

Ob die Deutsche Bank die Postbank langfristig behält, ist allerdings noch nicht klar. Dirk Schiereck, Bankenprofessor an der TU Darmstadt, hält es für denkbar, dass die Deutsche Bank ihren Postbank-Anteil in einigen Jahren mit Gewinn wieder verkauft, wenn sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten gelegt und Bankaktien wieder erholt haben.

Ver.di mahnt vor Job-Kahlschlag

Mit welcher Mehrheit die Entscheidung gefallen ist, ist noch nicht klar. Die Arbeitnehmerseite hatte angekündigt, gegen die Übernahme zu stimmen. "Die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat der Post wird einem Verkauf nicht zustimmen", sagte der Ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske.

Ver.di und die Kommunikationsgewerkschaft DPV befürchten, dass durch die Übernahme Tausende Jobs überflüssig werden könnten. Bei der Postbank arbeiten rund 21.000 Beschäftigte, davon 7000 Beamte aus Bundespost-Zeiten. Mittelfristig seien "eine Vielzahl von Arbeitsplätzen in Gefahr", teilte die Gewerkschaft am Freitag in Berlin mit. Die Postbank sei ein "grundsolides Institut, das mit seinen Erträgen verlässlich zum Gesamterfolg des Postkonzerns beigetragen" habe. "Der Teilverkauf ist ein Kniefall vor den Interessen der Aktionäre", sagte die stellvertretende Ver.di- Vorsitzende Andrea Kocsis in Bonn.

Bankenexperte Matthias Köhler vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hält einen Job-Kahlschlag allerdings für unwahrscheinlich. Wie es hieß, sollen Deutsche Bank und Postbank als eigenständige Marken weiter bestehen. Damit bliebe zumindest vorläufig auch die Wirkung auf die Arbeitsplätze bei beiden Geldhäusern gering. "Erst bei einer zu einem späteren Zeitpunkt eventuell anstehenden vollständigen Übernahme wird es zu einem Abbau von Stellen kommen", sagte Köhler.

Dieser werde aber deutlich geringer ausfallen als bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank, die rund 6500 Stellen in Deutschland gefährde. Die Fusion dieser beiden Finanzinstitute war der erste große Deal im Bankensektor in den vergangenen Wochen. Als Reaktion darauf war ein Schritt der Deutschen Bank erwartet worden - dieser ist nun mit der Übernahme der Postbank erfolgt.

Commerzbank-Chef Martin Blessing sieht die Postbank-Übernahme nach eigenen Angaben positiv - obwohl sie seiner gerade geschaffenen Superbankkräftig Konkurrenz macht. "Ich begrüße jeden Schritt der Konsolidierung in Deutschland", sagte Blessing zur Begründung.

Santander-Bank zieht den kürzeren

Der zweiter Bieter für die Postbank, die spanische Großbank Santander, geht durch die Entscheidung für die Deutsche Bank leer aus. Santander hatte am Donnerstag öffentlich die Absicht bekundet, die Postbank in einem Schritt zu 100 Prozent zu übernehmen. Allerdings hat die spanische Großbank ihr Interesse an der Postbank offenbar nur auf Druck der Börsenaufsicht bestätigt. Das sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Von offizieller Seite wurde eine Stellungnahme abgelehnt.

Dem "Handelsblatt" zufolge hatte Santander ohnehin keine Chancen. Post-Chef Frank Appel habe die Deutsche Bank favorisiert, weil er sich spätere Kursgewinne für den verbleibenden Anteil an der Postbank erhoffe.

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