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Basel IV erhöht Profitabilitätsdruck auf europäische Banken

Archivmeldung vom 08.12.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Gerd Altmann/all-silhouettes.com  / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/all-silhouettes.com / pixelio.de

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, dem 27 Länder angehören, hat gestern die endgültigen Neuregelungen nach "Basel IV" für die Ermittlung risikogewichteter Aktiva (RWA) veröffentlicht. Laut einer Analyse von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, beläuft sich der RWA-Anstieg für 132 untersuchte europäische Banken* unter Anwendung der Reformpläne auf 13 bis 22 Prozent für die bedeutendsten regulatorischen Risikotypen wie Kredit-, Markt- und operationelles Risiko, Kontrahenten-Kreditrisiko sowie Credit-Value-Adjustment-Risiko.

Die Neuregelung wurde bereits mehrfach verschoben. Der kritischste Diskussionspunkt war die Höhe eines möglichen Capital-Floors, basierend auf dem überarbeiteten Standardansatz für Kreditrisiken. Der geplante Capital-Floor von 72,5% begrenzt die Sensitivität der Kapitalanforderung auf das Risiko einer Bank. Vor allem Banken mit einem qualitativ hochwertigen Kreditbuch fürchten den Capital-Floor, da die sich erhöhenden Risikogewichte gleichzeitig einen höheren Kapitalbedarf mit sich bringen. Das spiegelt sich auch in einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle wider - Banken in den skandinavischen Ländern, den Niederlanden und Deutschland sind müssen von einem deutlich höheren Anstieg der Risikoaktiva ausgehen als Banken in Südeuropa.

Insgesamt ist basierend auf der Analyse von Strategy& davon auszugehen, dass die regulatorischen Mindestkapitalanforderungen um über 400 Mrd. Euro steigen würden. Für einige Institute würde das nach ersten Berechnungen der European Banking Authority (EBA) auch einen Kapitalbedarf von 39.7 Mrd. Euro mit sich bringen. Nach Einschätzung von Dr. Philipp Wackerbeck, Partner und Leiter Financial Services bei Strategy&, wären sie im internationalen Vergleich besonders stark betroffen. "Europäische Banken weisen unter anderem aufgrund der intensiven Anwendung interner Risikomodelle bislang etwa nur die Hälfte des durchschnittlichen Risikogewichts ihrer amerikanischen Wettbewerber auf. Die Konsequenzen von "Basel IV" werden in Europa deshalb besonders schmerzhaft sein. Zudem werden Großbanken wegen ihrer breiten Anwendung interner Modelle in hohem Maße belastet sein", kommentiert Wackerbeck.

Für die in der Strategy& Studie untersuchen 19 deutschen Banken könnte es selbst im vorteilhaften Szenario zu einem Anstieg der Risikoaktiva um im Durchschnitt 18% kommen, wobei die Banken abhängig vom Geschäftsmodell, Portfoliokomposition und der Anwendung interner Modelle unterschiedlich stark betroffen sind.

"Der Anstieg der RWA ist signifikant und trifft viele Banken in Europa in Zeiten strukturell niedriger Profitabilität. Viele Banken verdienen bereits jetzt ihre Kapitalkosten nicht, Basel IV wird den Druck auf unprofitable Geschäftsmodelle folglich weiter erhöhen", so Wackerbeck.

Auch wenn die neuen Regeln erst bis 2027 vollständig umgesetzt werden müssen, empfiehlt Wackerbeck den Banken mit signifikantem RWA-Anstieg schnell zu handeln und die notwendigen Anpassungen der Unternehmensstrategie und am Geschäftsmodell zügig in Angriff zu nehmen, damit die Maßnahmen auch rechtzeitig Wirkung zeigen können.

*Methodik

Im Rahmen der Analyse wurden die 132 Banken, die 2017 an der Transparency Exercise der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) teilgenommen haben, untersucht. Die Berechnungen basieren auf den Daten der Banken für das erste Halbjahr 2017.

Quelle: Strategy& (ots)

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