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Insolvenzverwalter rechnet mit tausenden Unternehmenspleiten

Archivmeldung vom 24.07.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.07.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Blühende Landschaften, Deindustrialisierung & Industriebrache (Symbolbild)
Blühende Landschaften, Deindustrialisierung & Industriebrache (Symbolbild)

Bild: Thomas Max Müller / pixelio.de

Arndt Geiwitz, der als Insolvenzverwalter von Schlecker bekannt wurde und zurzeit bei Galeria Karstadt Kaufhof als Generalbevollmächtigter das Schutzschirmverfahren begleitet, rechnet "mit Tausenden Unternehmen in Deutschland, denen die Insolvenz droht". "Die Zahl der Insolvenzen wird ab Herbst stetig steigen, und dann über mehrere Monate", sagte Geiwitz dem "Handelsblatt".

Ein Grund: Das Bundesjustizministerium hat im März die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt. Das bedeutet, dass Unternehmen, die als Folge der Covid-19-Pandemie zahlungsunfähig oder überschuldet sind, nicht innerhalb von drei Wochen Insolvenz anmelden müssen. Die gesetzliche Regelung gilt vorerst bis zum 30. September. Eine Entscheidung über die Fortführung werde "unter Berücksichtigung aller relevanten Gesichtspunkte rechtzeitig getroffen werden", heißt es aus dem Bundesjustizministerium.

Geiwitz hält eine Verlängerung nur bei Überschuldung für angebracht. "Die Unternehmen haben sich viel Geld durch Staatshilfen besorgt und brauchen Zeit, um die Schulden abzubauen, zum Beispiel durch Verkäufe von nicht betriebsnotwendigem Vermögen oder von Betriebsteilen. Der M&A-Markt ist aber gerade tot, da findet man keine Käufer." Anders sehe es bei Zahlungsunfähigkeit aus, die sei für alle Vertragspartner unzumutbar. "Ich vergleiche das gern mit einem Patienten, der ein Raucherbein hat. Der Arzt kann ihm immer wieder Morphium verschreiben, aber das wird ihn nicht heilen. Helfen kann nur die Amputation." Mit einem zweiten, vielleicht noch größeren Ansturm auf Staatshilfen ab Herbst rechnet Geiwitz allerdings vorerst nicht. "Nur wenn wir noch einmal das öffentliche Leben und die Wirtschaft runterfahren. Rein ökonomisch gesehen wird sich Deutschland aber keinen zweiten Lockdown leisten können", ist er überzeugt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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