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Dopingtests im deutschen Fußball - Kritik nimmt zu

Archivmeldung vom 05.08.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.08.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Hinter den Kulissen herrscht große Verwirrung um die Dopingtests im deutschen Fußball, die seit der neuen Bundesliga-Saison von der Kontroll-Firma Sports Medical Services (SMS) durchgeführt werden. Die Firma wurde von zwei Ärzten gegründet, die bisher die Wettkampfkontrollen für den DFB durchgeführt haben. Im Interview mit der ARD-Recherche-Redaktion Sport kritisieren Politiker und Experten die Vergabe der Kontrollen an die Firma durch die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA).

Sie haben Zweifel, ob dabei alles korrekt und transparent abgelaufen ist. Özcan Mutlu, der sportpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag sagt: "Zum einen ist festzuhalten, dass die Zeitabläufe sehr irritierend sind. Dass die Firma SMS zu einer Zeit gegründet wird, wo niemand etwas davon wusste, dass die NADA so einen Auftrag vergibt. Dann: Bevor die Ausschreibung überhaupt abgeschlossen worden ist, wirbt die Firma SMS um Kontrolleure, weil sie fest davon ausgeht, dass sie die Ausschreibung gewinnt. All das sind sehr dubiose Vorgänge. Zum anderen finde ich es auch ein bisschen problematisch, wenn gerade die Firma den Zuschlag bekommt, von zwei Ärzten gegründet, die jahrelang die Wettkampf-Kontrollen für den DFB durchgeführt haben. Da finde ich die Objektivität ein bisschen verletzt."

Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar aus Bad Kissingen in Unterfranken ist auf die fragwürdige Vergabe aufmerksam geworden - durch Zufall, weil ihr Mann als Dopingkontrolleur arbeitet. Sabine Dittmar: "Ich habe erfahren, dass das ganze wohl ohne öffentliche Ausschreibung über die Bühne ging. Und das hat mich sehr irritiert. Ich hab dann ganz banal den Bundesinnenminister angeschrieben, nachdem ja auch Vertreter des Innenministeriums im Aufsichtsrat der NADA sitzen, und habe um eine Stellungnahme gebeten. Und da hat man mir mitgeteilt: Nachdem der DFB dieses Projekt bezahlt, sei die NADA nicht ausschreibungspflichtig diesbezüglich gewesen. Die NADA hätte dann drei Angebote eingeholt und sich dann für das wirtschaftlichste entschieden. Wobei ich jetzt keine Kenntnis habe, anhand welcher Kriterien diese Wirtschaftlichkeit dann überprüft worden ist."

Für den Nürnberger Pharmakologen und Anti-Doping-Experten Fritz Sörgel "passen diese Vorgänge sehr gut zu dem, was man vom Fußball und vom DFB gewohnt ist. Man kocht gern sein eigenes Süppchen, hat alles unter Kontrolle und stellt somit auch sicher, dass nicht zu viel passieren kann." Der DFB teilt auf Anfrage mit, er sei nicht an der Vergabe beteiligt gewesen und hätte auch keinen Einfluss auf die Entscheidung genommen. Der DFB habe in den Gesprächen mit der NADA lediglich gesagt, "es wäre fahrlässig, die gesammelten Erfahrungen aus dem bestehenden Kontrollpool nicht mehr zu nutzen".

Auch die NADA und die Kontroll-Firma SMS weisen jegliche Bedenken zurück, es könnte Interessenskonflikte geben und die Tests könnten nicht unabhängig genug erfolgen. Sie verweisen darauf, dass die Planung der Kontrollen sowieso ausschließlich bei der NADA liege - völlig unabhängig von Verband und Liga.

Sabine Dittmar und Özcan Mutlu fordern trotzdem so schnell wie möglich Aufklärung. "Mir wäre wichtig", sagt Sabine Dittmar, "dass geklärt wird, ob die NADA nicht doch ein öffentlicher Auftraggeber ist, der grundsätzlich ausschreiben muss. Und nicht nur Angebote einholen und dann vergeben kann. Dann wünsche ich mir, dass diese Vergabekriterien bekannt sind, also was alles erfüllt werden muss." Und Özcan Mutlu sagt: "Es sollte nachgeprüft werden, warum die Firma viele Dinge im Vorfeld schon wusste." Wenn die NADA dazu nicht in der Lage sei, sollte die Bundesregierung aufklären, ob da alles korrekt und transparent gelaufen sei.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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