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„Bekommt einer Demokratie selten“: Medien-Hype um Kimmichs „Abbitte“

Archivmeldung vom 14.12.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.12.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Joshua Walter Kimmich
Joshua Walter Kimmich

Foto: Granada
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Für die ARD-Hauptnachrichtensendung am Sonntagabend war dies das zweitwichtigste Ereignis des Tages: FC Bayern-Star Joshua Kimmich bedauert seine bisherige Impfverweigerung und will sich nun impfen lassen. Zuvor hatten mehrere Medien seine „Abbitte“ als „breaking news“ gebracht. Nicht alle hatten allerdings Verständnis für diesen Presserummel. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .

Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes geschrieben: "In einem exklusiven Interview für die ZDF-Sendung „sportstudio reportage“ bezeichnete Kimmich seine frühere Einstellung zur Impfung, die er Ende Oktober auch außerordentlich medienwirksam bekundet hatte, als „Fehler“: „Natürlich wäre es besser gewesen, mich früher impfen zu lassen", gab er zu. „Generell war es für mich schwierig, mit meinen Ängsten und Bedenken umzugehen. Deshalb konnte ich diese Entscheidung zu dem Zeitpunkt nicht treffen und musste erst das durchleben, was ich jetzt durchlebt habe.“

"Ob das der richtige Weg ist ..."

„Durchleben“ musste der 26-jährige Nationalspieler aber auch den ausufernden Rummel um seine Entscheidung, von einer Impfung zunächst Abstand zu nehmen. Mit dieser Reaktion habe er eindeutig nicht gerechnet. In der öffentlichen Debatte um seinen Impfstatus seien „Grenzen überschritten“ worden, stellte der Fußballer fest. Schließlich sei es nicht seine Aufgabe, Menschen von der Impfung zu überzeugen.

Übrigens: Diesen Standpunkt teilten auch so manche Studiogäste bei den mittlerweile zahllosen TV-Talks in den öffentlich-rechtlichen Medien. Etwa Sibylle Katzenstein, Ärztin aus Berlin-Neukölln, die nach eigenen Worten bereits mehrere Tausend Personen geimpft hat:

„Ich habe noch keinen Patienten gehabt, der sich zur Impfung bewegen ließ, weil ein Herr Spahn sich als Vorbild impfen lässt oder weil sich ein Herr Kimmich nicht impfen lässt“, sagte die Medizinerin.

Dieser, von der „harten Linie“ abweichende Standpunkt repräsentierte allerdings keinesfalls den Tenor des Kimmich-Hypes. Dabei verhielten sich die „Leitmedien“ meist nicht anders als die sonst viel weniger anspruchsvolle sensationsgierige Boulevard-Blätter. Während sich Kimmich in seinem ZDF-Interview gegen politischen Druck auf Ungeimpfte aussprach („Wenn wir jetzt sagen, wir haben genug aufgeklärt, jetzt müssen wir Druck ausüben, bin ich nicht sicher, ob das der richtige Weg ist …“), taten ZDF und ARD mit ihrem Rummel um seine Corona-Geschichte gerade das Gegenteil – auch indem sie die Berichterstattung um seinen „Canossa-Gang“ als „Meldung des Tages“ hochstilisierten.

"Interviewer begreift sich als Beichtvater"

Nicht verwunderlich deshalb, dass viele Twitter-Nutzer mit Spott und Entrüstung auf die „Tagesschau“-Sendung am Sonntagabend reagierten. Darin hatte Kimmichs Interview Berichte über weitaus gewichtigere Entwicklungen im In- und Ausland auf hintere Plätze verdrängt. „‘Kimmich will sich impfen lassen‘ um 20:03 Uhr in der Tagesschau. Das ist auch so eine Meldung, die vor zwei Jahren kein Mensch verstanden hätte“, schrieb ein User. Comedian Oliver Kalkofe reagierte auch:

„Echt jetzt? In der #Tagesschau??? Warum kein #ARD#Brennpunkt???????“

Bemerkenswert bei dem ganzen Medien-Hype um Kimmich war das „Moralgedönse“, bei dem nicht nur Politiker, sondern auch Medien selbst als höhere moralische Instanzen positionierten.

„Kimmich beklagte zudem, viele hätten sich über ihn profiliert, hätten ihn genutzt, benutzt, um sich moralisch über ihn zu erheben. Auch das ist sicher bis zu einem gewissen Grad richtig“, schrieb der „Spiegel“.

Die "Neue Zürcher Zeitung brandmarkte selbst den Stil, in dem das ZDF das Interview geführt hatte:

„Der Interviewer begreift sich als Beichtvater und Inquisitor in einem: ‚Haben Sie ein schlechtes Gewissen Ihren Mannschaftskollegen gegenüber?‘ ‚Wo haben Sie Fehler auch gemacht?‘ ‚Inwiefern waren Sie mit Ihrem Verhalten nicht aber auch dafür verantwortlich, dass viele Menschen noch nicht geimpft sind?‘ Kimmich schaut immer wieder zu Boden, redet leise und leistet Abbitte.“

Nach Ansicht der Zeitung passt diese Art nicht in die Medienlandschaft eines Staates, der sich als liberal und demokratisch versteht: „Öffentliche Selbstbezichtigung bekommt einer Demokratie selten.“"

Quelle: SNA News (Deutschland)

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