Ex-Schiedsrichter Brych erwartet mehr KI-Einsatz bei Fußballspielen

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Ex-Fußball-Schiedsrichter Felix Brych rechnet mit einem deutlich stärkeren Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei Fußballspielen, glaubt aber nicht an eine komplette Verdrängung menschlicher Entscheider. "KI rechnet aus, ob jemand im Abseits steht", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". "Es gibt sogar schon die ersten Tests, wie man einen Körperkontakt berechnet - war der wirklich ausreichend, damit ein Spieler fällt?"
Er selbst habe sich bei kniffligen Entscheidungen weitgehend auf seine
Sinnesorgane verlassen müssen. Zum Beispiel, wie die Spieler fallen
würden: "Wenn einer hinfällt, ohne getroffen zu sein, gucken seine
Mitspieler sofort zu mir. Sie wollen wissen: Was macht der Schiri jetzt?
Wenn einer dagegen richtig gefoult wird, wollen die Mitspieler erst
wissen, wie schwer es ihren Mannschaftskameraden getroffen hat. Dann
reagieren sie einen Bruchteil später."
Er glaube, dass es auch
künftig menschliche Schiedsrichter in seinem Sport geben wird. Im
Fußball werde es "den Schiedsrichter immer geben, weil jemand
kommunizieren und die Zügel in der Hand halten muss".
Sorgen
macht sich Brych, der seine aktive Laufbahn gerade beendet hat, um den
Nachwuchs. Für ihn sei der Fußball "eine Lebensschule" gewesen, "in der
man lernt, nicht beim ersten Windstoß umzufallen. Mitunter sind die
Windstöße aber heftig. Wir verlieren die meisten Schiris innerhalb des
ersten Jahres, auch weil etwas passiert, das sie nicht verarbeiten
können."
Brych leitet in Zukunft die Talententwicklung der
Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund. Der promovierte Jurist war
siebenmal deutscher und zweimal Weltschiedsrichter des Jahres; zudem ist
er mit 69 gepfiffenen Spielen Rekordhalter in der Champions League.
Quelle: dts Nachrichtenagentur