Hubig sieht "sehr viele Verlierer" durch verschobene Richterwahl

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Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) hat sich mit Blick auf die abgesagte Wahl der Verfassungsrichter im Bundestag bestürzt gezeigt. "Das Verfahren wurde ohne Not beschädigt und beschädigt wurde auch eine sehr gute Kandidatin und anerkannte Wissenschaftlerin", sagte Hubig der "Rheinischen Post".
"Der Vorgang ist beispiellos und verantwortungslos und produziert sehr viele Verlierer."
Das
Amt eines Richters am Bundesverfassungsgericht sei eines der höchsten
Ämter in diesem Staat. "Für die Besetzung gibt es ein etabliertes
Verfahren, das sich jahrzehntelang bewährt hat", so die
Bundesjustizministerin. "Wer gezielt Ämter und Personen beschädigt,
gefährdet die Integrität unseres demokratischen Gemeinwesens."
Der
frühere Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht mit Blick auf
die gescheiterte Richterwahl im Bundestag von einem "Warnschuss für die
Koalition". Das Bündnis von Union und SPD sei in einer "gefährlichen
Situation", sagte Lauterbach dem "Spiegel". "Wir werden uns das nicht
oft leisten können." Die Koalition müsse aufpassen, nicht in Muster der
Ampelkoalition zurückzufallen.
"In einer Koalition muss man sich
aufeinander verlassen können", sagte Lauterbach. "Bis gestern Abend gab
es die Zusage der Union, dass sie unseren Kandidatinnen zustimmen.
Seitdem gab es keine neuen Erkenntnisse zu den Kandidaten. Deshalb wäre
es richtig gewesen, alle drei Richter heute zu wählen. Die Mehrheit von
Schwarz-Rot ist nicht groß", warnte Lauterbach. "Die Unionsspitze muss
Führungsstärke zeigen und beweisen, dass wir uns auf den
Koalitionspartner verlassen."
Nachdem die Wahlvorschläge für
Richer am Bundesverfassungsgericht im Richterwahlausschuss eine
Zweidrittelmehrheit bereits erreicht hatte, hat die Unionsfraktion am
Freitagmorgen der Verfassungsrichterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf
kurzfristig ihre Unterstützung entzogen. Daraufhin entschied die
Koalition, alle drei für die Plenarsitzung anberaumten Abstimmungen
abzusetzen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur