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CDU-Vize Klöckner kritisiert Pläne zur Abschaffung des Sitzenbleibens

Archivmeldung vom 25.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner hat rot-grüne Pläne scharf kritisiert, das Sitzenbleiben abzuschaffen. "Das ist so, als würde man im Fußball das Absteigen abschaffen", sagte Klöckner "Bild am Sonntag".

"Gutes Training, gute Förderung sind wichtig. Wettbewerb motiviert und zeigt den Jugendlichen, wo sie stehen. Erfolgskontrollen und Besserwerden-Wollen können nicht durch eine Kuschelhaltung ersetzt werden nach dem Motto `Alles ist für jeden ohne Anstrengung immer möglich`. Das rächt sich spätestens beim Berufseinstieg, das ist den jungen Menschen gegenüber nicht fair."

Sitzenbleiben und Noten abzuschaffen, sei gefährlich, so Klöckner weiter, die Probleme würden nur in die Zukunft verschoben. "Das gaukelt eine Sicherheit vor, die es im Leben nicht gibt." Sie selbst, so Klöckner, sei nie versetzungsgefährdet gewesen. "Aber allein schon die Vorstellung, nicht mehr mit meinen Freundinnen in eine Klasse gehen zu können, war ein enormer Ansporn, ordentlich zu lernen."

Heftiger Widerstand aus der Union gegen Abschaffen des Sitzenbleibens

Politiker von Union und FDP warnen vor den Folgen der Abschaffung des Sitzenbleibens. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Wir wollen in Bayern keine Gleichmacherei und Niveauangleichung nach unten." Als nächstes schlage "die SPD wahrscheinlich das Einser-Abi für alle vor und will das Durchfallen bei der Führerscheinprüfung abschaffen".

Auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe positionierte sich gegen den Kurs von Rot-Grün: "Wir lösen doch keine Probleme, indem wir das Sitzenbleiben abschaffen. Die Vorschläge stammen aus der Mottenkiste und haben sich schon in den 70er-Jahren als Irrweg erwiesen."

FDP-Generalsekretär Patrick Döring warnte: "Das rot-grüne Signal an die Schüler ist doch verheerend: Der Staat kümmert sich um alles, egal welche Leistung man bringt."

Der Deutsche Lehrerverband stimmte in die Kritik ein: "Wir erziehen eine verwöhnte Generation, Zeugnisse sind dann wie ungedeckte Schecks", sagte Verbandspräsident Josef Kraus.

Der Deutsche Philologenverband assistierte. "Sitzenbleiben ist keine Verschwendung von Lebenszeit, wenn Schüler dadurch doch noch einen Abschluss machen", sagte der Vorsitzende Hans-Peter Meidinger.

Die Mehrheit der Deutschen lehnt laut einer Emnid-Umfrage für "Focus" die Abschaffung des Sitzenbleibens ab. 54 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass Schüler, die das Klassenziel nicht erreicht haben, die Klasse wiederholen sollen. 44 Prozent sind für die Versetzung, wenn in den schlechten Fächern Förderunterricht erteilt wird. Bei den 14- bis 29-jährigen Befragten ist sogar eine deutliche Mehrheit von 63 Prozent für das Sitzenbleiben, 36 Prozent sind dagegen. Bei den 30- bis 39-Jährigen sind 57 Prozent für die Ehrenrunde, 43 Prozent dagegen. Emnid befragte am 20. und 21. Januar 1005 repräsentativ ausgewählte Deutsche.

Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Stephan Dorgerloh (SPD), begrüßte dagegen das Vorhaben: "Bildungsforscher haben nachgewiesen, dass das Wiederholen der Klasse nicht automatisch die Entwicklung fördert", sagte der Bildungsminister aus Sachsen-Anhalt. "Ich bezweifele, dass das Sitzenbleiben disziplinierend wirkt", so Dorgerloh. "Die Schule der Zukunft braucht kein Sitzenbleiben mehr."

Für Handwerkspräsident Otto Kentzler verbirgt sich hinter der Debatte purer Aktionismus. "Für unsere Handwerker wäre es sinnvoller, wenn alle Schüler einen Abschluss schaffen, der sie befähigt, lesen, schreiben und rechnen zu können."

Bouffier hält Abschaffen des Sitzenbleibens für großen Fehler

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hält das in zahlreichen Bundesländern geplante Abschaffen des Sitzenbleibens für einen großen Fehler. "Das Sitzenbleiben einfach abzuschaffen, sei es aus Angst vor den Betroffenen, aus ideologischer Überzeugung heraus oder, noch schlimmer, aus finanziellen Gründen, halte ich für falsch", schreibt Bouffier in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung "Die Welt".

Der Vater von drei Kindern schreibt, er wünsche "keinem Schüler und keinem Elternteil, mit der Frage der Nichtversetzung konfrontiert zu werden". Jedoch müsse man akzeptieren, "dass es unterschiedliche Begabungen, unterschiedliche Leistungen und auch Unterschiede in der Leistungsbereitschaft gibt. Wir sollten die Menschen nehmen, wie sie sind und nicht wie sie sein sollen und uns deshalb auch keine Wunschbilder malen, sondern mit der Realität beschäftigen."

Als Argument für das Sitzenbleiben führt Bouffier ins Feld: "Wo, wenn nicht zuerst in der Schule, lernt ein Kind oder Jugendlicher, dass seine Bemühungen eine unmittelbare Folge haben?" Das betreffe die "Freude über eine gute Note ebenso wie die Erfahrung, dass die Leistungen nicht ausreichen, um den nächsten Schritt in die höhere Jahrgangsstufe mitzugehen".

Bouffier zeigt sich in dem Gastbeitrag überzeugt, "dass es gerade für Kinder und Jugendliche demotivierend ist, zu sehen, dass man auch ohne eigenen Einsatz die nächste Stufe erklimmen kann". Die Erfahrung des Scheiterns gehöre zum "Rüstzeug" für auf die Schule folgenden Ausbildungsstätten. Um die Nichtversetzungsquote von Schülern zu senken, habe seine Landesregierung mit Erfolg Förderangebote ins Leben gerufen.

Bouffier bekräftigte, dass den jungen Menschen, die trotzdem nicht versetzt würden, "nachdem alle Unterstützungsmaßnahmen erfolglos waren, in letzter Konsequenz weiterhin die Wiederholung eines Schuljahres auferlegt werden können" sollte. Dies sei als Chance zu begreifen – wie auch das Beispiel des einstigen Sitzenbleibers und heutigen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück zeige.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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