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Klimawandel lässt Gletscher wachsen

Archivmeldung vom 03.05.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Stefan Winkler am Gletschertor des Franz Josef Glacier. (Foto: Nina Kurr)
Stefan Winkler am Gletschertor des Franz Josef Glacier. (Foto: Nina Kurr)

Das Eis an den Polkappen schmilzt, der Meeresspiegel steigt, Gletscher verschwinden: Szenarien wie diese sind als mögliche Folgen des Klimawandels momentan in allen Medien präsent. Doch nicht überall zeigen sich solche Bilder: In den Southern Alps auf Neuseeland wachsen die Gletscher sogar kräftig an, wie der Würzburger Geograph Dr. Stefan Winkler nachweisen konnte.

Als Beleg, dass der Klimawandel doch nicht so schlimm wird wie befürchtet, will er seine Daten allerdings nicht interpretiert wissen.

Stefan Winkler ist Privatdozent am Lehrstuhl für Geographie I der Universität Würzburg. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts hat er sich zwei Monate lang in Neuseeland aufgehalten und dort die Gletscher der Southern Alps untersucht. Sein Ergebnis: "Während in den meisten Hochgebirgen, also auch in den europäischen Alpen, aktuell ein deutlicher Gletscherschwund herrscht, stellen die Gletscher der Southern Alps eine große Ausnahme dar. Hier rücken die Gletscherfronten deutlich vor."

Winkler hat während seines Aufenthalts unter anderem genaue Messungen an verschiedenen Gletscherfronten durchgeführt. Dabei konnte er beispielsweise zeigen, dass sich die Front des bekannten Franz-Josef-Glacier innerhalb der letzten zwölf Monate um 84 Meter vorgeschoben hat; der benachbarte Fox-Glacier ist im gleichen Zeitraum sogar um 89 Meter vorgestoßen. Aus dem Helikopter konnte Winkler in weiten Bereichen der Southern Alps ein deutlich sichtbares Anwachsen der Gletscherflächen erkennen.

Wie lässt sich dieses auf den ersten Blick überraschende Ergebnis, das scheinbar im Widerspruch zum gegenwärtigen Klimawandel steht, erklären? "Die Gletscher der Southern Alps liegen sehr küstennah. Das Klima dort ist durch extrem hohe Niederschläge gekennzeichnet, die auch im Sommer häufig als Schnee fallen", sagt Winkler. Die später zu Gletschereis umgeformten Schneemengen seien derart groß, dass trotz vergleichsweise hoher Lufttemperaturen Gletscher existieren und zum Teil bis auf nur 300 Meter über dem Meeresspiegel hinab fließen können. Der Niederschlag spielt innerhalb der Massenbilanz dieser Gletscher, wie an den ebenfalls im Forschungsprojekt untersuchten maritimen Gletschern in Norwegen, eine weit bedeutendere Rolle als zum Beispiel im Alpenraum.

"Da in den letzten Jahren, wie zuvor schon in den 1980er- und 1990er-Jahren, die Schneefälle auf Neuseeland überdurchschnittlich waren, konnten die Gletscher anwachsen und vorstoßen", so Winkler weiter. Gleichzeitig seien die Lufttemperaturen nicht wesentlich von den Normalwerten abgewichen; ein übermäßiges "Abschmelzen" blieb somit aus.

Die Entwicklung der Gletscher auf Neuseeland zeige eindrucksvoll, dass es kein "globales" Verhalten der Gletscher gibt, sagt der Geograph. Im Gegenteil: Die häufig als Klimaindikatoren verwendeten Gletscher reagieren anscheinend sehr unterschiedlich selbst auf identische Klimaveränderungen. Weshalb dieses Gletscherwachstum auch nicht in generellem Widerspruch zum aktuellen Klimawandel stehe, sondern als dessen Folge zu sehen sei. Schließlich gehen die meisten Klimaprognosen von einer Niederschlagszunahme in küstennahen Bereichen aus, wenn die globalen Temperaturen steigen, verursacht durch stärkere Verdunstung. "Wenn dieser Niederschlag in küstennahen Hochgebirgen nun als Schnee fällt, kann daraus ein Gletscherwachstum resultieren", sagt Winkler. Die Folgen des aktuellen Klimawandels für die Gletscher dürften daher nicht pauschalisiert werden. Eine Erkenntnis, so Winkler, die auch von Bedeutung ist, wenn es um die Nutzung von Gletscherschmelzwasser geht, um damit in Gebirgen Strom zu erzeugen.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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