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Giftschlamm-Katastrophe in Ungarn schlimmer als gedacht

Archivmeldung vom 09.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: obs/ServusTV
Bild: obs/ServusTV

Exklusive Luftaufnahmen der Gegend um das ungarische Kolontar zeigen, dass das Giftschlamm-Depot nur zu einem Bruchteil ausgelaufen ist, der giftige Inhalt jederzeit durch Regen aufgeweicht und weitere Schlammassen in das Umland gespült werden können.

ServusTV hat mit dem ServusTV-News-Helikopter exklusive High-Definition TV-Bilder des Katatrophengebietes aufgenommen und dem Greenpeace-Umweltexperten für Mittel- und Osteuropa, Bernd Schaudinnus in Wien vorgeführt. Der Greenpeace-Mann beklagt, dass beim Bau des Giftschlamm-Beckens in unverantwortlicher Weise gepfuscht wurde. Die Dämme seien einfach immer wieder erhöht worden, ohne die Basis zu verbreitern. Dadurch sei das Ganze instavbil geworden und letztlich der Damm gebrochen. Schaudinnus hält es für derzeit aussichtlos, die Lage in Kolontar und Umgebung unter Kontrolle zu bringen. Und außerdem sei das Giftschlamm-Becken zum größten Teil noch voll, bei Regen könne jederzeit wieder roter Schwermetall-Schlamm austreten. 

Der Interviewtext mit dem Greenpeace-Umweltexperten für Mittel- und Osteuropa, Bernd Schaudinnus, im vollen Wortlaut:

Bernd Schaudinnus, Greenpeace Umweltexperte für Mittel und Osteuropa: Da sieht man die Straße und jetzt fliegt man sozusagen Richtung Damm und da kann man sehr gut erkennen an dem Damm, ... wie groß das Becken ist und wie relativ wenig eigentlich ausgelaufen ist. Man sieht eigentlich dieser Teil ist ausgelaufen und der ganze Rest ist noch drinnen. Und das war ja eine unserer Vermutungen, dass wenn es hier zu stärkeren Regenfällen kommt, dass der Rest auch noch rausgespült wird und in den Bach nachläuft.

Frage: Das heißt das ist eigentlich nach wie vor ein Damoklesschwert, dass da noch viel mehr passieren kann?

Auf jeden Fall. Also jetzt wird einmal versucht diese Stelle wieder abzudichten, aber das Material, da sind noch immer ungeheure Mengen drin. Man sieht da wirklich, das Teil ist ausgelaufen und wahrscheinlich die Oberfläche. Und man kann hier, Sie können das hier ein bisschen sehen. Diese weißen Linien hier, wo der Damm immer wieder aufgeschüttet wurde, um mehr Inhalt zu haben, ohne dass praktisch unten die Basis verstärkt worden ist. Was natürlich fatale Folgen hat, wie man gesehen hat

Frage: ... man hat herumgepfuscht an dem Damm?

Das schaut ganz so aus. Es gibt auch Fotos wo man das sehen kann, wo also diese Textur hier, also ich glaube an dem Foto kann man's auch genau erkennen, was ich meine. Dieser Teil ist ausgelaufen. Das heißt der Rest ist festerer Schlamm, der nicht mitgekommen ist, aber das Potential, dass da noch was passiert, ist einfach gegeben.

Frage: So etwas muss einem doch eigentlich auf den ersten Blick auffallen, wenn man das inspiziert, dass das nicht sachgemäß vergrößert wurde. Das heißt man hat dort offensichtlich bei den Inspektionen beide Augen zugemacht und die Hände aufgehalten ...

Würde ich ganz sicher vermuten. Würde ich vermuten.

Frage: Wie groß ist denn das Gebiet, dass da betroffen ist, dass man da aus der Luft sehen kann überblicksmäßig?

Also was man hier sehen kann. Also wenn sie da hinschauen: Der Damm ist noch voll. Und dieses kleine Eck ist ausgelaufen, was ja erahnen lässt was da noch für eine Menge drinnen ist.

Frage: Das heißt, das Bild zeigt, dass die unglaubliches Glück noch gehabt haben, so absurd das klingen mag anhand dieser Katastrophe, das hätte alles noch viel schlimmer sein können.

Es hätte dadurch auch schlimmer sein können, wenn meinetwegen die Durchfeuchtung noch größer geworden wäre, also wenn's noch mehr geregnet hätte zum Beispiel und der Schlamm noch flüssiger wird, dann hätt's das Ganze natürlich mitgerissen. Also wie gesagt von da ausgehend vierzig Quadratkilometer Richtung Osten.

Frage: wenn vierzig Quadratkilometer betroffen sind, wie viel Erdreich muss denn da abgegraben werden, um das sozusagen zu dekontaminieren?

Also die Schätzungen gehen natürlich zu einem halben Meter eigentlich, je nachdem wie tief jetzt sozusagen, die Metalle und Schwermetalle in den Boden schon hineingegangen sind. Es wird natürlich unterschiedliche Stellen geben, es wird vielleicht irgendwo ein eher sandiger Boden sein, wo es tiefer einsinkt und dann eher ein ... mit Gras bewachsener, wo es nicht so tief einsinkt. Aber dadurch, dass das natürlich ein sehr fruchtbares Gebiet ist und nach unten hin viele Felder sind, wo jetzt sozusagen der Rotschlamm direkt mit dem Boden zusammenkommt, dann wird es sicher sehr tief reingehen. Und wenn man davon ausgeht, dass eine Million Kubikmeter ohne dass man jetzt die Zahlen nennt.. Man sieht hier die Oberkante und diesen Einbruch, das was rausgeflossen ist, und das sollte natürlich, die Theorie bei diesen Dingern ist man lässt es trocknen, bis es wirklich fest ist, und dann ist die Politik die, man deckt das mit Erde ab und lasst Gras drüber wachsen, im wahrsten Sinn des Wortes. Das ist nicht zynisch gemeint. Man kann mit dem Schlamm nichts anderes machen, als ihn in ein Endlager stecken und das IST das Endlager, aus dem es jetzt ausgebrochen ist.

Frage: Und sind diese Endlager nach unten hin abgedichtet, um das Grundwasser zu schützen?

Also, das kann ich dort anhand des Bildes nicht erkennen. Wenn das nicht wäre, dann wär's kriminell. Dann wirklich jenseits aller Vorstellung.

Frage: Man sieht da jetzt auch sehr schön, wie voll das ist. Es gibt Anrainer im Kolonta, die gesagt haben sie haben schon in den Wochen zuvor bei der Polizei und beim Betrieb gesagt, das ist voll das läuft über, ihr müsst da was machen.

Wir machen auch vor Ort mit Leuten gesprochen sowohl von der Feuerwehr als auch mit Arbeitern, die alle das gleiche gesagt haben, also die gesagt haben: Erstens es war zu viel drin. Zweitens haben sie drauf hingewiesen, dass der Damm schon am Boden, also an der Basis weich ist - und vielleicht mach ich mal kurz stopp - man sieht da ja Bulldozer im rot und fragt sich was machen die da, also das Problem, das man hier sieht, die ungeheure menge des Schlamms und diese kleinen Dinger die schieben das irgendwohin. Aber die müssten das ja theoretisch wieder zurückschieben samt dem Boden den sie abgetragen haben, was natürlich nicht möglich ist. Man könnte ein ganzes Heer von solchen Maschinen in Bewegung setzen, und vom Damm bis zum letzten Stück den ganzen Boden wegnehmen. Also was momentan passiert, dass ein bisschen in den Orten herumgeschaufelt wird, natürlich ist das für die Leute ganz wichtig, dass das passiert. Aber gerade die Bilder zeigen ... die Aussichtslosigkeit

Quelle: ServusTV

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