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Neue Bayer-Software könnte Bauern noch abhängiger machen

Archivmeldung vom 15.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
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Der weltgrößte Saatgutkonzern Bayer nutzt die Digitalisierung der Landwirtschaft, um Bauern noch abhängiger von seinen Produkten zu machen: Das Softwaremodul "Seed Advisor" seiner Tochterfirma Climate Corporation zur Auswahl des für den jeweiligen Acker besten Saatguts empfiehlt den Landwirten nur Körnermais der Bayer AG - nicht von anderen Herstellern.

"Die aktuelle Version des Seed Advisor der Climate Corporation fokussiert sich ausschließlich auf Saatgut von Bayer", teilte Konzernsprecher Utz Klages der Tageszeitung "taz" auf Anfrage mit. Der Seed Advisor der Bayer-Tochter soll nach Firmenangaben aus früheren Ertragsdaten in der Region und der Saatgut-Genetik-Bibliothek des Konzerns für jedes Feld "die besten Hybridsorten" berechnen. Bedient werde das Programm von Saatguthändlern, die die Empfehlungen an die Landwirte weitergäben. Im Herbst 2019 solle es für alle Farmer in den USA als Teil der Softwareplattform FieldView auf den Markt kommen. Einen Termin für die EU nennt Bayer noch nicht.

Marita Wiggerthale, Agrarreferentin der Entwicklungsorganisation Oxfam, kritisierte den Seed Advisor: "Sie erhalten damit nicht die Auswahl der besten Saatgutsorten allgemein, sondern nur eine Auswahl von Bayers Saatgut." Reinhild Benning, Landwirtschaftsexpertin der Umweltorganisation Germanwatch, ergänzte: "Wenn sich solche Systeme durchsetzen, verlieren Bauern an Wahlmöglichkeiten und geraten potentiell in Abhängigkeiten."

Bayer-Sprecher Klages wies diese Vorwürfe zurück: "Jeder Landwirt hat die freie Wahl, ob und welche Produkte und Technologien er von welchem Anbieter kauft." Bauern würden die Angebote von Bayer nur dann nutzen, "wenn sie dadurch einen klaren Vorteil erhalten." Im Übrigen plane das Unternehmen, "unser Angebot auf Saatgutsorten anderer Anbieter auszuweiten."

Umweltschützerin Benning glaubt das nicht: "Seit Jahren versprechen Konzerne der Netzwerkökonomie, Produkte anderer Anbieter kompatibel zu machen, ohne dieses Versprechen zu erfüllen", sagte sie der taz. Nun müsse der Staat Bayer und seine Konkurrenten dazu per Gesetz zwingen und ihre Marktmacht konsequenter durch das Kartellrecht begrenzen.

Der Konzern ist nach eigenen Angaben bereits der weltgrößte Anbieter auf dem stark konzentrierten Markt für kommerzielles Saatgut. Die vier umsatzstärksten Firmen beherrschen zusammen mehr als die Hälfte des Geschäfts. Dabei ist Saatgut die Grundlage der Ernährung. Wer die Samen hat, kann bestimmen, was die Menschen essen, und so die Preise in die Höhe treiben. Ein Monopol könnte auch dazu führen, dass Züchter wegen des fehlenden Konkurrenzdrucks Pflanzen zu langsam an den Klimawandel anpassen. -- jma/ghi

Quelle: taz - die tageszeitung (ots)

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