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Die blutige Spur von brasilianischem Soja führt in die deutsche Fleischtheke

Archivmeldung vom 16.09.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.09.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Sojabohnenfeld in Rio Grande do Sul (Brasilien) (Symbolbild)
Sojabohnenfeld in Rio Grande do Sul (Brasilien) (Symbolbild)

Foto: Tiago Fioreze
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Futtermittelhersteller Agravis Raiffeisen AG aus Münster bezieht Soja von einem brasilianischen Sojaunternehmen, das in einen Landkonflikt verwickelt ist, der seit Mai 2022 mindestens zwei Indigene das Leben gekostet hat.

In einem Landkonflikt zwischen der indigenen Gemeinschaft Guarani-Kaiowá und Landwirten im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul sind mindestens zwei Indigene getötet und weitere verletzt worden. Der Landkonflikt eskalierte Ende Mai 2022 auf einer Plantage, die Soja an die Coamo-Kooperative, das größte Agrarhandelsunternehmen in der Region, verkauft. Soja von Coamo wird unter anderem an den deutschen Futtermittelhersteller Agravis, mit Sitz in Münster, geliefert. Als Tierfutter für die Fleischindustrie gelangt das Soja so in deutsche Supermärkte. Recherchen im Auftrag der Romero Initiative (CIR) bestätigen, dass Soja der betroffenen Plantage an Coamo geliefert wird.

Agravis pflegt nach eigenen Angaben eine langjährige Geschäftsbeziehung zu Coamo. Und das, obwohl die brasilianische Soja-Kooperative bereits 2016 in tödliche Angriffe auf indigene Gruppen in Mato Grosso do Sul verwickelt war. "Dass Agravis unkritisch an der Geschäftsbeziehung zu Coamo festhält, zeigt, welch niedrigen Stellenwert Menschenrechte in den Lieferketten des Unternehmens einnehmen", so Dominik Groß, Referent für Agrarlieferketten bei der Romero Initiative (CIR). "Wir fordern von Agravis, für die Einhaltung von Menschenrechten innerhalb ihrer Lieferketten zu sorgen!"

Deutsches Tierfutter kostet Menschenleben

Ausgangspunkt für den aktuellen Konflikt war der Tod des 18-jährigen indigenen Alex Lopes, der Ende Mai 2022 beim Holzsammeln erschossen wurde, mutmaßlich von einem Landwirt. Der Vorfall ereignete sich an der Grenze von einem traditionellen und staatlich anerkannten Landstück der indigenen Gemeinschaft der Guarani-Kaiowá und einem Farmgrundstück. Der Tod des 18-jährigen war Anlass für die friedliche Besetzung des Gebiets Guapoy durch die indigene Gemeinschaft, die damit erneut ihr rechtmäßiges Land zurückforderte. Daraufhin kam es zu gewaltsamen Angriffen von Landwirten auf die unbewaffneten Indigenen. Unterstützt wurden die Landwirte von ihren privaten Sicherheitskräften und der Militärpolizei. Bei den Angriffen starb laut Berichten der Organisation Conselho Indigenista Missionáro (CIMI) ein Mensch, neun wurden verletzt. Wenig später wurde ein Überlebender des Angriffs von zwei Männern auf einem Motorrad erschossen. Die Guarani-Kaiowá vermuten einen geplanten Hinterhalt im Zusammenhang mit der Besetzung. Erst am Dienstag, 13.09.22, wurde erneut eine indigene Führungsfigur, der 60-jährige Vitorino Sanches, erschossen, der sich in der Region für die Landrückforderungen der Guarani-Kaiowá einsetzte.

Landkonflikte als Kollateralschaden globaler Großkonzerne

Obwohl das Soja der Plantage an Coamo verkauft wird, bestreitet die Kooperative, Soja aus Gebieten, die von Landkonflikten betroffen sind, zu beziehen. Agravis äußerte sich auf CIR-Nachfrage nicht zu den Vorwürfen. "Der Fall Agravis/Coamo zeigt einmal mehr, dass die indigene Bevölkerung in Brasilien dem profitorientierten Wirtschaften großer Unternehmen schutzlos ausgeliefert ist. Die Wahrung ihrer Landrechte innerhalb globaler Lieferketten muss durch gesetzliche Regeln gesichert werden", sagt Johanna Kusch, Koordinatorin der Initiative Lieferkettengesetz. "Ein starkes EU-Lieferkettengesetz könnte künftig helfen, Landkonflikte zu verhindern.".

Quelle: Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) (ots)

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