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Der Wolf – ein Gewinner der Wende

Archivmeldung vom 24.01.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Wolf
Wolf

Foto: Bernard Landgraf
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Seine Spuren im Schnee verraten es: Der Wolf ist ein Gewinner der Wende. Das Wildschwein hingegen zählt zu den Verlierern. Dass der Zusammenbruch der Sowjetunion zu politischen und sozioökonomischen Umwälzungen führte, ist belegt. Welche Auswirkungen die Ereignisse von 1991 und den Folgejahren auf verschiedene Tierarten hatten, blieb weitestgehend unerforscht – bis jetzt. Ein Forscherteam aus Deutschland, Russland und den USA analysierte in ihrer Studie „Rapid declines of large mammal populations after the collapse of the Soviet Union” wie sich Wildtierpopulationen nach dem Ende des Ostblocks veränderten.

Für ihre Analyse konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf umfassende Datensätze zurückgreifen: „In der Sowjetunion wurde der Wildtierbestand jeden Winter anhand von Spuren im Schnee entlang von über 50 000 festgelegten Routen großflächig erhoben und dokumentiert“, erklärt Mitautor und Biogeograf Tobias Kümmerle von der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). „Auch aus den Jahren nach dem Ende der UdSSR lagen uns Erhebungen vor, da das Monitoring-System weiter Bestand hatte. Dies ist ein wirklich einzigartiger Datensatz, der es uns erlaubte, die Situation vor und nach der Wende zu vergleichen.“ Bei der eigentlichen Auswertung konzentrierten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann aber exemplarisch auf die Daten von Großwild. In dem Zeitraum 1981 bis 2010 wurden die Populationen folgender acht Arten unter die Lupe genommen: Braunbär, Elch, Luchs, Reh, Rothirsch, Rentier sowie Wildschwein und Wolf.

Die Spuren im Schnee zeichneten folgendes Bild: Die politische Umwälzung hat sich auf diesen Großwildbestand ausgewirkt. Obwohl die Populationen in den 1980er Jahren noch gewachsen waren, ist der Bestand von sieben der acht untersuchten Arten mit dem Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 unmittelbar zurückgegangen. So sank bis 1995 beispielsweise der Bestand des Braunbären um mehr als 20 Prozent, der von Wildschweinen um mehr als 50 Prozent. „Da die 1990er Jahre in Russland von zunehmender Armut, wenig staatlicher Kontrolle und Einschnitten in den Ausgaben für den Naturschutz gekennzeichnet waren, gehen wir davon aus, dass Überjagung und auch Wilderei unsere Ergebnisse erklären“, begründet Kümmerle. Eine Ausnahme aber bildet der Wolf: Als einzige der untersuchten Arten ist seine Population in dieser Zeit um 150 Prozent angestiegen. „Wölfe wurden während der Sowjetzeit verfolgt, ihre Bejagung und die dazugehörige Prämie nach 1991 aber eingestellt. Die Population konnte sich daher trotz politischer und sozioökonomischer Umwälzungen erholen. Der Wolf kann in diesem Kontext als der Gewinner der Wende bezeichnet werden.“

Für die Folgezeit nach dem Jahr 2000 stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass sich für fast alle untersuchten Wildtierarten eine Erholung der Populationen einstellte; in vielen Fällen auf oder über das Niveau der 1980er Jahre. Nur die Population des Luchses erholte sich nicht. „Die politische Wende führte auch zu der großflächigen Stilllegung von Acker- sowie Weideflächen und ein Großteil der Landbevölkerung zog in die Städte. Wir nehmen an, dass dies zum Vorteil für die Wildtierarten wurde, da mehr Habitat und weniger Konflikte mit Landbevölkerungen in vielen Teilen Russlands die Folge waren“, erklärt Maria Piquer-Rodriguez, Wissenschaftlerin am Geographischen Institut der HU und Mitautorin der Studie. Zudem sei eine stabilere ökonomische Situation Russlands ebenfalls für diesen Trend verantwortlich.

„Unsere Studie zeigt die drastischen Auswirkungen, die politische Umwälzungen auf den Tierbestand haben können, und unterstreicht, dass spezielle Schutzbestimmungen in Zeiten des Umbruchs mitgedacht werden sollten“, fasst Tobias Kümmerle zusammen.

Quelle: Humboldt-Universität zu Berlin (idw)

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