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Stromrebellin: Atom-Ende braucht Druck von unten

Archivmeldung vom 13.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ursula Sladek: Deutsche Atomkraftgegnerin erhält den grünen Nobelpreis. Bild: Goldmanprize
Ursula Sladek: Deutsche Atomkraftgegnerin erhält den grünen Nobelpreis. Bild: Goldmanprize

Ursula Sladek, deutsche Pionierin der Anti-Atom-Bewegung und des Ökostroms, erhielt in der Nacht auf heute, Dienstag, in San Francisco den Goldman Environmental Prize http://www.goldmanprize.org. Die mit 150.000 Dollar dotierte Ehrung zeichnet jährlich sechs Menschen aus, die hohes persönliches Risiko für den Umweltweltschutz eingegangen sind. Sladek machte ihren Heimatort Schönau im Schwarzwald zur ersten Gemeinde Deutschlands, die ohne Atom- und Kohlestrom auskommt. Dass ein Atomstrom-Ausstieg nur durch Druck der Zivilgesellschaft gelingt, betont die Preisträgerin im pressetext-Interview.

Die großen Energieversorger pokern auf Zeit, damit Fukushima wieder in Vergessenheit gerät, so Sladek. "Die Atomstrom-Betreiber ringen um Argumente gegen den Atomausstieg. Das ist nur logisch, da zu viel Geld auf dem Spiel steht. Gerade dieses Profitdenken der Großen ist jedoch die Hürde der nachhaltigen Energiewende. Denn Strom aus Wasser, Wind und Sonne braucht als Ausgleich flexible Energiequellen, wozu Atomkraft nicht taugt."

Immerhin wertet die oft als "Stromrebellin" bezeichnete Sladek die acht derzeit heruntergefahrenen AKWs Deutschlands als positives Signal. "Einerseits zeigt dies ein Umdenken der Regierung, andererseits konnte jeder sehen, dass AKWs nicht unentbehrlich sind und kein Licht wegen ihres Fehlens ausging." Die hohe Ablehnung der Atomkraft seitens der Bevölkerung spreche dafür, dass es auch nach den Wahlen bei der Abschaltung bleibe. Wie es weitergeht, hänge jedoch in erster Linie vom Druck ab, den Bürgerbewegungen auf die Politik ausüben.

Nicht ins Bockshorn jagen lassen

Das beste Beispiel für die Macht der Kleinen ist Sladek selbst. Als Reaktion auf die Tschernobyl-Katastrophe startete die frühere Hausfrau mit ihrem Mann eine Anti-Atom-Initiative in ihrer Wohngemeinde Schönau im Schwarzwald. Die Initiative kaufte das kommunale Stromnetz 1997 nach zwei Bürgerentscheiden und bildete die "Elektrizitätswerke Schönau" (EWS) http://www.ews-schoenau.de, die heute als Genossenschaft mit 1.000 Teilhabern operiert. Sie kauft Ökostrom, liefert 400 Mio. kWh Leistung an über 100.000 Abnahmestellen und investiert ihre Gewinne in Ökostrom-Projekte und Förderprogramme in Bürgerhand.

Vor allem der Widerstand gegen die großen Energieversorger führte zum Preis, glaubt Sladek selbst. "Viel Ausdauer, Sturheit und Unerschrockenheit waren nötig, da das Projekt anfangs allen verrückt erschien. Man darf sich nicht ins Bockshorn jagen lassen - so verlangte etwa der frühere Monopolbetreiber Rheinfelden 8,7 Mio. D-Mark für sein Stromnetz, doppelt so viel wie unsere Berechnungen. Das Gericht stellte schließlich fest, dass es nur 3,5 Mio. wert war." Der Kampf habe sich ausgezahlt, gilt doch das nun atom- und kohlestromfreie Schönau heute als Ideengeber und Mutmacher für dezentrale und demokratische Stromversorgung.

Soziale und ökologische Stromnetze

Die Grundidee der Preisträgerin sind Stromnetze, die ökologisch und sozial ausgerichtet sind und dabei Bedürfnisse der Bürger berücksichtigen. Basis dieser Umgestaltung sollte die Bevölkerung selbst sein. "Bei den Bürgern liegt viel Geld, das gut in Energieprojekte geleitet werden kann. Viele verspüren ein Unbehagen, dass ihr Beitrag Kriege oder die Atomkraft mitfinanzieren könnte. Die Bereitschaft ist hoch, in konkrete Projekte wie etwa ein Windrad zu investieren, das man vielleicht sogar am Sonntag mit der Familie besuchen kann." Zudem sei das Wissen über Energie und Energiesparen bei den Bürgern weit verbreitet - ein Potenzial, das Sladek stärken und zugleich nutzen will.

Sladek ermuntert Kommunen, nach dem Vorbild Schönaus gemeinsam mit den Bürgern ihr eigenes regionales Stromnetz aufzubauen. Der Zeitpunkt dafür sei nun äußerst günstig. "Die Stromlieferungs-Kozessionsverträge werden meist auf 20 Jahre abgeschlossen. Derzeit laufen viele davon aus."

Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner

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