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Neuentdeckte Reptilien belegen vernachlässigte Artenvielfalt

Archivmeldung vom 23.03.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Trotz Pseudonyms erkannt: Ein internationales Biologenteam unter Marburger Leitung identifizierte die Walzenschlange Cylindrophis subocularis als neue Art. Quelle: Fotos: Sven Mecke, Philipps-Universität Marburg (Die Abbildung darf nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die zugehörige wissenschaftliche Publikation verwendet werden) (idw)
Trotz Pseudonyms erkannt: Ein internationales Biologenteam unter Marburger Leitung identifizierte die Walzenschlange Cylindrophis subocularis als neue Art. Quelle: Fotos: Sven Mecke, Philipps-Universität Marburg (Die Abbildung darf nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die zugehörige wissenschaftliche Publikation verwendet werden) (idw)

Begegnungen der anderen Art: Die indonesische Insel Java beherbergt anscheinend eine größere Biodiversität als bisher angenommen. Das schließen Biologen aus Marburg, Regensburg sowie Großbritannien und den USA aus der Entdeckung neuer Arten. Wie das Team in der Fachzeitschrift „Zootaxa“ berichtet, identifizierte es zwei bisher unbekannte Reptilienarten: eine Walzenschlange sowie einen Bogenfingergecko, die bislang für bereits bekannte Spezies gehalten wurden.

Eine Insel der Artenvielfalt: Das schwarze Dreieck im weißen Kreis markiert den Fundort der neuen Gecko-Art im Osten Javas. Quelle: Karte: Sadalmelik (Commons, CC-BY-SA-3.0) und Sven Mecke, Philipps-Universität Marburg (idw)
Eine Insel der Artenvielfalt: Das schwarze Dreieck im weißen Kreis markiert den Fundort der neuen Gecko-Art im Osten Javas. Quelle: Karte: Sadalmelik (Commons, CC-BY-SA-3.0) und Sven Mecke, Philipps-Universität Marburg (idw)

Taxonomen fördern neue Walzenschlangenart aus Zentral-Java zutage

Walzenschlangen sind über ganz Südostasien verbreitet und zeichnen sich durch eine grabende Lebensweise aus. „Der Artenreichtum der Gruppe wurde bisher unterschätzt und die Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen Arten sind immer noch weitestgehend unbekannt“, erläutert der Reptilienfachmann Sven Mecke, Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Lothar Beck am Fachgebiet Spezielle Zoologie der Philipps-Universität.

Mecke und ein internationales Team von Fachleuten untersuchten für ihre Studie mehrere hundert Museumsexemplare, die bislang unter dem Artnamen „Rotschwanz-Walzenschlange“ (Cylindrophis ruffus) geführt werden. „Bei der Rotschwanz-Walzenschlange handelt es sich um einen Art-Komplex, das heißt, es verbergen sich noch unbeschriebene Arten unter dem bekannten Namen“, erklärt der Marburger Biologe Max Kieckbusch, der sich mit Mecke die Erstautorenschaft an dem Artikel in „Zootaxa“ teilt. Verglichen mit anderen Arten der Gattung, weist der Art-Komplex eine außerordentlich weite Verbreitung auf. „Uns fiel auf, dass sich eine Reihe von Exemplaren stark genug von allen anderen Individuen unterscheidet, um als eigene Art angesprochen zu werden.“

Das Forscherteam nahmen insgesamt 451 Exemplare unter die Lupe, darunter acht abweichende Individuen. Für den Vergleich zogen die Wissenschaftler 52 morphologische Merkmale heran. Um die Angehörigen der neuen Art zu identifizieren, reicht ein einziges Merkmal aus: Eine Schuppe unterhalb der Augen, nach der die Art nun Cylindrophis subocularis heißt. Die in Alkohol konservierten Präparate werden in den Naturkundemuseen in Leiden (Niederlande) und Wien aufbewahrt.

Das Vorkommen der Art ist vermutlich auf das Südzentraljavanische Becken begrenzt. Die acht bekannten Individuen stammen allesamt von derselben, abgeschiedenen Lokalität, dem Ort Grabag in Zentraljava, wo sie im Jahr 1937 von dem niederländischen Forscher Felix Kopstein gefunden wurden. Das Gebiet wird im Norden, Osten und Westen durch Gebirgszüge begrenzt und ist als Heimat für Endemiten bekannt – darunter versteht man Arten, die nur an einem bestimmten Ort vorkommen.

Biologenteam identifiziert neue Gecko-Art

„Auch die Gattung der Bogenfingergeckos auf Java erforderte eine Überprüfung“, erklärt Mecke zu dem zweiten Fund. Bogenfingergeckos bilden eine sehr artenreiche Gattung, die in Asien weit verbreitet ist. Von Java waren indes bislang nur vier Arten bekannt, darunter der Tamarinden-Bogenfingergecko Cyrtodactylus fumosus (Müller, 1895).

Die Wissenschaftler nahmen vier Sammlungsstücke genauer unter die Lupe, die von einer Indonesien-Expedition der Jahre 1928/29 stammen; die in Alkohol konservierten Präparate werden im Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main aufbewahrt. Dort führte man die zwei ausgewachsenen Männchen, ein geschlechtsreifes Weibchen und ein Jungtier fälschlicherweise unter dem Artnahmen C. fumosus.

„Die Tiere sind relativ klein und unauffällig grau-braun gefärbt“, führen Mecke und Lukas Hartmann von der Philipps-Universität aus, die beide als Erstautoren der aktuellen Studie firmieren. Wie die Verfasser feststellen, unterscheiden sich die vier Exemplare von ihren nächsten Verwandten jedoch durch eine andersartige Beschuppung, unter anderem in der Kinnregion, auf dem Unterbauch und unter den hinteren Extremitäten.

Die neue Art ist bisher nur aus der Gegend um den Ort Klakah auf Java bekannt. Die Autoren vermuten, dass es sich um einen endemischen Gecko handelt; er trägt daher den Namen des Fundortes: Cyrtodactylus klakahensis.

„Es scheint, dass sich noch weitere unentdeckte Arten unter dem Namen C. fumosus verbergen“, schreibt das Biologenteam. „Der echte C. fumosus ist vermutlich allein auf den Norden der Insel Sulawesi beschränkt.“ Museums-Exemplare aus anderen Regionen seien wahrscheinlich falsch identifiziert.

Alles in allem schlussfolgern die Autoren, die Artenvielfalt auf Java werde erheblich unterschätzt. Gerade die Bergregionen der Insel seien bekannt für ihre außerordentlich artenreiche Flora und zahlreiche Vögel und Säuger, die nirgendwo sonst vorkommen. „Vermutlich ist die Gegend auch für Reptilienforscher ein lohnendes Untersuchungsziel“, legen Mecke und seine Koautoren dar. Java müsse daher stärker in den Fokus der Wissenschaft rücken. Gut möglich, dass die vier Frankfurter Gecko-Exemplare sowie die Exemplare der neuentdeckten Walzenschlange zu den letzten ihrer Art gehören, wie Mecke zu bedenken gibt: „Auf Java hat die Natur kaum noch eine Überlebenschance; nur noch etwa 20 Prozent der Insel sind von Regenwald bedeckt.“

Neben Mecke, Hartmann und Kieckbusch beteiligte sich Professor Dr. Hinrich Kaiser von der Smithsonian Institution in den USA an den aktuellen Veröffentlichungen. An der Gecko-Studie wirkte außerdem der Regensburger Biologe Felix Mader mit, Lisa Ehrmantraut von der Philipps-Universität sowie Mark O’Shea von der University of Wolverhampton sind Mitverfasser des Walzenschlangen-Aufsatzes. Die zugrunde liegenden Forschungsarbeiten wurden durch das „American Museum of Natural History“ finanziell gefördert.

Quelle: Philipps-Universität Marburg (idw)

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