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10 Jahre nach dem Pallas-Desaster lauern neue Gefahren vor Deutschlands Küsten

Archivmeldung vom 29.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Pallas Havarie. © C. Kaiser / WWF
Pallas Havarie. © C. Kaiser / WWF

Die Gefahr einer Umweltkatastrophe an der deutschen Küste durch Havarien von Tankern und Containerschiffen ist immer noch nicht gebannt. Der zunehmende Schiffsverkehr, die wachsenden Schiffsgrößen, technische Mängel und schlecht ausgebildete Besatzungen bei Billigflaggen-Schiffen sowie der Bau von Windkraftanlagen auf See erhöhen sogar die Unfallgefahr, warnt der WWF anlässlich des 10. Jahrestages der Pallas-Havarie.

„Deutschland ist auf diese Herausforderungen immer noch nicht ausreichend vorbereitet. Bislang sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber die Öko-Zeitbombe tickt weiter“, so Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros in Husum.

Am 29. Oktober 1998 trieb der brennende Holzfrachter Pallas auf die Insel Amrum zu und strandete dort. Er brannte noch mehrere Wochen, verlor etwa 100 Tonnen Schweröl, tötete über 16.000 Seevögel und verursachte Kosten in Höhe von rund 15 Millionen Euro. Bei der Katastrophenabwehr wurden gravierende Mängel in der Koordination, der Ausrüstung und bei der behördlichen Zusammenarbeit deutlich. Damals verursachte eine vergleichsweise geringe Menge Öl große Schäden. Bei einem größeren Unglück könnte jedoch leicht die 100fache Menge Öl oder mehr austreten. „Dann würde sich Teile des Wattenmeeres in eine leblose schwarze Wüste verwandeln“, warnt WWF-Experte Rösner.

Bund und Länder haben auf die Pallas-Havarie mit der Einrichtung des Havariekommandos in Cuxhaven reagiert. Zudem haben Wattenmeer und Ostsee seitdem den internationalen Status von „Besonders Empfindlichen Meeresgebieten“ mit besseren Regelungsmöglichkeiten für den Schiffsverkehr bekommen. Notschlepper wurden in Nord- und Ostsee dauerhaft bereitgestellt. Ab 2011 soll ein besonders schneller, leistungsstarker und sicherer Notschlepper in der Nordsee stationiert werden.

Doch die Gefahren sind damit nach Ansicht des WWF noch lange nicht gebannt. „Die Radarüberwachung reicht nicht aus“, bemängelt Rösner. Das Havariekommando habe kein ständig aktuelles Lagebild aller Schiffe. Der WWF fordert eine Weitbereichsradar-Überwachung, die einen größeren Teil der Nordsee erfasst. Zudem müsse das Havariekommando endlich auf das Schiffsidentifizierungssystems AIS zurückgreifen. „Ein zeitgemäßes Unfallmanagement würde diese Informationen nutzen, um rechtzeitig Gefahren zu erkennen“, so Rösner, „stattdessen verschiebt das Havariekommando Magnetschilder der Behördenschiffe auf einer Wandkarte.“

Die südliche Nordsee gehört mit rund 150.000 Schiffsbewegungen im Jahr zu den weltweit am stärksten befahrenen Meeresgebieten. Auf der Ostsee fahren jährlich etwa 370.000 Schiffe, 8.000 Tanker mit bis zu 150.000 Tonnen Öl an Bord passieren die deutsche Ostseeküste. Gleichzeitig sind etwa 50 Offshore-Windparks vor der deutschen Nord- und Ostseeküste in Planung, viele davon in der Nähe wichtiger Schifffahrtsrouten. „In Zukunft besteht ein ernsthaftes Risiko, dass ein manövrierunfähiges Schiff mit einer Offshore-Windanlage kollidiert“, so Rösner.

Der WWF fordert deshalb weitere vorbeugende Maßnahmen, um Unfälle rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern. Unter anderem fehlt vor der nordfriesischen Küste ein schneller und leistungsstarker Notschlepper, um ein Sicherheitsniveau wie vor den ostfriesischen Inseln zu gewährleisten. „Unsere Vorschläge liegen seit über 8 Jahren auf dem Tisch“, macht Rösner deutlich. In einem im Jahr 2000 veröffentlichten Konzept zum Schutz des Wattenmeeres vor Risiken aus der Schifffahrt hatte der WWF einen detaillierten Maßnahmenkatalog vorgeschlagen.

Auch beim laufenden Verfahren der Bundesregierung für einen Raumordnungsplan in der 200-Seemeilen-Zone müssten Sicherheitsaspekte stärker berücksichtigt werden. So fordert der WWF die Bündelung von Schifffahrtslinien und eine Entlastung von Schutzgebieten vom Verkehr. Auch vor der schleswig-holsteinischen Küste müsse nun ein Verkehrstrennungsgebiet eingerichtet werden, wie es vor Niedersachsen schon besteht. Für die Ostsee fordert der WWF eine verbindliche Route für Tanker vom Kattegat bis zum Finnischen Meerbusen und eine Lotsenpflicht für die besonders gefährlichen Passagen.

Quelle: WWF

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