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Agroforstwirtschaft: Kaffee mit Pfeilgiftfrosch

Archivmeldung vom 08.06.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Der Pfeilgiftfrosch Andinobates. virolinensis (hier ein Männchen beim Quappentransport) wurde ausschließlich in beschatteten Kaffeeplantagen gefunden. Quelle: Foto: Senckenberg/Brüning (idw)
Der Pfeilgiftfrosch Andinobates. virolinensis (hier ein Männchen beim Quappentransport) wurde ausschließlich in beschatteten Kaffeeplantagen gefunden. Quelle: Foto: Senckenberg/Brüning (idw)

Gemeinsam mit einem kolumbianisch-deutschen Forscherteam haben Senckenberg-Wissenschaftler die Amphibien-Vielfalt in landwirtschaftlich genutzten und ungenutzten Gebieten der Kolumbianischen Anden untersucht. In ihrer kürzlich im Fachjournal „Agriculture, Ecosystems and Environment“ erschienen Studie zeigen sie, dass die Biodiversität in den bewirtschafteten und vermeintlich minderwertigen Habitaten sogar höher sein kann, als in den unberührten Nebelwaldbereichen. Das Ergebnis hat direkte Auswirkungen auf die Schutzkonzepte der dort zahlreich vorkommenden endemischen und bedrohten Tierarten.

Der kleine Frosch Pristimantis bacchus ist bedroht und lebt nur in den ungenutzten Nebelwäldern.
Quelle: Foto: Senckenberg/Brüning (idw)
Der kleine Frosch Pristimantis bacchus ist bedroht und lebt nur in den ungenutzten Nebelwäldern. Quelle: Foto: Senckenberg/Brüning (idw)

Der auffällig rot-schwarz gefärbte und maximal 2 Zentimeter große Santander Pfeilgiftfrosch Andinobates virolinensis ist eine von vielen Amphibienarten, die nur in Kolumbien vorkommen. „Erstaunlicherweise haben wir diese endemische und als ‚gefährdet’ eingestufte Art ausschließlich in so genannten Schattenkaffeeplantagen gefunden“, erklärt Dr. Raffael Ernst von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden und fährt fort: „Das ist insofern ungewöhnlich, weil diese Art eine spezialisierte Fortpflanzungsbiologie besitzt. Das Männchen transportiert den Quappennachwuchs auf dem Rücken zu geeigneten Aufzuchtgewässern, meist Bromelienblattachseln – und diese natürlichen Mikrohabitate sind in den bewirtschafteten Arealen eigentlich sehr limitiert.“

Ernst hat gemeinsam mit Forschenden von der kolumbianischen Escuela de Biología der Universidad Industrial de Santander und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) 13 Flächen in den Kolumbianischen Anden über einen Zeitraum von 2 Jahren untersucht. „Wir wollten herausfinden, wie sich unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzung auf die Artenvielfalt und Zusammensetzung von Amphibiengemeinschaften auswirkt – hierfür haben wir insgesamt 2556 Tiere erfasst und bestimmt“, so der Dresdner Herpetologe. Das Ergebnis der Feld- und Laborarbeiten ist überraschend: Anders als bisher angenommen zeigen besonders die bewirtschafteten und fragmentierten Areale eine hohe Amphibienvielfalt. Deren Diversität übertraf sogar die der nahegelegenen unberührten Nebelwaldbereiche. „Das Konzept der ‚Agroforstwirtschaft’ – eine Kombination aus Land- und Forstwirtschaft – scheint demnach in Kolumbien, zumindest in bereits stark gestörten Regionen aufzugehen“, so Ernst.

Zum Schutz der gesamten Amphibienvielfalt reicht es laut der Studie nicht aus, vermeintlich unberührte, natürliche Gebiete aus der Nutzung herauszunehmen und unter Schutz zu stellen. Das Wissenschaftlerteam empfiehlt dagegen die Matrix aus genutzten und ungenutzten Arealen in Ihrer Gesamtheit zu schützen und weiter zu entwickeln. Ernst gibt ein Beispiel: „Lassen wir die Kaffeeplantagen außen vor, verlieren wir eventuell Arten wie den erwähnten Santander Pfeilgiftfrosch, die hier einen Ersatzlebensraum gefunden haben. Aber auch in den unbewirtschafteten Nebelwäldern konnten wir Arten nachweisen, die ausschließlich dort vorkommen, wie beispielsweise die bedrohte Froschart Pristimantis bacchus. Nur ein ganzheitliches Konzept kann diesen beiden und vielen weiteren Froscharten gerecht werden.“

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen (idw)

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