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Diebische Schwebfliege stiehlt Beute von fleischfressendem Sonnentau

Archivmeldung vom 07.05.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.05.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Links: Die Schwebfliege Toxomerus basalis. Links: Larve auf dem Blatt des fleischfressenden Sonnentaus Drosera graomogolensis in Minas Gerais, Brasilien. Rechts: Adultes Männchen. Quelle: Links:Paulo M. Gonella, University of São Paulo, SPF. Rechts: Jeff Skevington, Canadian National Collections, CNC (idw)
Links: Die Schwebfliege Toxomerus basalis. Links: Larve auf dem Blatt des fleischfressenden Sonnentaus Drosera graomogolensis in Minas Gerais, Brasilien. Rechts: Adultes Männchen. Quelle: Links:Paulo M. Gonella, University of São Paulo, SPF. Rechts: Jeff Skevington, Canadian National Collections, CNC (idw)

Ein Team aus deutschen, brasilianischen und spanischen Botanikern und Entomologen entdeckte Fliegenlarven, die in einem der wohl gefährlichsten Lebensräume für Insekten leben: auf den stark klebrigen Blättern von fleischfressenden Sonnentau-Pflanzen. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift PLOS ONE.

Schwebfliegen (Diptera - Zweiflügler: Familie Syrphidae) sind auffällige Blütenbesucher, die zur Tarnung oft bienen- oder wespenartig gezeichnet sind. Die Larven der meisten Arten sind als Nützlinge bekannt, die sich auf Pflanzen z.B. von Blattläusen und anderen weichhäutigen Insekten ernähren. In den Tropen Südamerikas, wo es ebenfalls sehr viele Schwebfliegen-Arten gibt, sind Blattläuse jedoch relativ selten. Einige Schwebfliegen-Arten dort sind deshalb zu Vegetariern geworden, ihre Larven ernähren sich von Pollen oder Blättern, Larven anderer Arten wiederum lauern auf winzige Fliegen oder fressen die Larven anderer Insekten. Über die Biologie der allermeisten tropischen Schwebfliegen ist jedoch nichts bekannt.

Umso spannender ist die Entdeckung, die nun in Zentralbrasilien gemacht wurde, und von einem Team aus deutschen, brasilianischen und spanischen Botanikern und Entomologen in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht wurde: die Wissenschaftler entdeckten Fliegenlarven, die in einem der wohl gefährlichsten Lebensräume für Insekten leben, nämlich auf den stark klebrigen Blättern von fleischfressenden Sonnentau-Pflanzen. Die mit klebrigen Tentakeln und Fangschleim besetzten Blätter des Sonnentaus stellen für die meisten Insekten tödliche Fallen dar – aber dort wo andere Insekten festkleben und zur leichten Beute der fleischfressenden Pflanze werden, können sich diese bestens angepassten Larven mühelos bewegen. Mehr noch: sie ernähren sich dort von den von der Pflanze angelockten und gefangenen Insekten. Die Larven verbringen ihr gesamtes Leben auf den klebrigen Blättern der Pflanze als „Mitesser“ an der Beute des Sonnentaus, ohne von ihm selbst verdaut zu werden, bevor sie sich schließlich - angeheftet auf der nicht klebrigen und damit ungefährlichen Blattunterseite der Pflanze - verpuppen. Die aus diesen Puppen schlüpfenden Schwebfliegen konnten als Toxomerus basalis identifiziert werden (sowohl morphologisch, als auch durch DNA-Sequenzierung und Genbank-Abgleich); die Larven dieser seit 180 Jahren bekannten brasilianischen Schwebfliegen-Art, sowie deren Ernährungsgewohnheiten waren bis dato völlig unbekannt und wurden nun erstmals dokumentiert.

Die Larven dieser diebischen Schwebfliege wurden gleich auf mehreren verschiedenen Sonnentau-Arten und in mehreren Bundesstaaten Brasiliens gefunden, darunter auch der erst kürzlich entdeckte „Facebook-Sonnentau“ Drosera magnifica. „Es könnte durchaus sein, dass diese Schwebfliege viel weiter verbreitet ist, als bisher bekannt, oder das auch andere Arten der Gattung Toxomerus dieses interessante Verhalten zeigen“, so Fernando Rivadavia, der die eigentümlichen Larven entdeckt hat. Diese Entdeckung ist gleich in mehrerlei Hinsicht eine kleine Sensation: „Es sind die ersten aus Südamerika bekannten Bewohner von Sonnentau-Arten, denn tierische Mitesser waren von dort bisher nur von Schlauchpflanzen bekannt“, so Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München und Leiter der Studie. Die Biologie dieses ungewöhnlichen Zusammenlebens soll nun weiter erforscht werden. „Zudem stellt dieser sogenannte Diebesparasitismus für Schwebfliegen eine bisher völlig unbekannte, neue Ernährungsweise dar, was ökologisch und evolutionsbiologisch bemerkenswert ist“, so Ximo Mengual, an der Studie beteiligter Entomologe und Schwebfliegen-Spezialist vom Museum Alexander König in Bonn.

Quelle: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns (idw)

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