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Schlammvulkan auf Java: Folgen für die Umwelt

Archivmeldung vom 30.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dampfendes Hauptloch des Schlammvulkans auf Java
Quelle: ZMT (idw)
Dampfendes Hauptloch des Schlammvulkans auf Java Quelle: ZMT (idw)

“Lusi” versiegt nicht - seit nunmehr sieben Jahren speit der Schlammvulkan im Osten Javas unermüdlich Sedimentmassen aus. Forscher aus aller Welt beschäftigen sich mit dem Phänomen und haben vor allem die Ursachen im Visier. Das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) hingegen widmet sich den Folgen für die Umwelt.

Vieles ist von der indonesischen Regierung versucht worden, um den Schlammfluten Einhalt zu gebieten - ohne Erfolg. Große Betonkugeln wurden im Hauptloch versenkt, Dämme um die Schlammfelder errichtet. Seit Ausbruch des Vulkans wird zudem ein Teil des Schlamms in den nahen Fluss Porong gepumpt, kurz vor seiner Mündung ins Meer. Über die Auswirkungen auf die Wasserqualität im Fluss und in dem angrenzenden Küstengebiet forschen der Biogeochemiker Tim Jennerjahn vom ZMT und seine indonesischen Partner, ihre Arbeit erschien jüngst in der Zeitschrift “Estuarine, Coastal and Shelf Science”.

Die Schlammassen bestehen aus Jahrmillionen alten marinen Sedimenten, totem organischem Material, das sich am Meeresboden abgelagert hat. Während der Fluss vor Ausbruch des Schlammvulkans jährlich pro km2 des Einzugsgebietes knapp zwei Tonnen organische Schwebstoffe ins Meer spülte, sind es nun über vier Tonnen. Bakterien zersetzen das organische Material und verbrauchen dazu den Sauerstoff, der im Wasser gelöst ist. Dadurch hat sich der Sauerstoffgehalt insbesondere im Fluss aber auch in den Küstengewässern so stark verringert, dass er für viele Tierarten kaum mehr ausreichen dürfte. Vor dem Ausbruch des Schlammvulkans konnte das Forscherteam 7 mg Sauerstoff in einem Liter Flusswasser messen, mittlerweile ist nur noch 1 mg vorhanden.

„Dazu kommt, dass sich die mächtige Schlammfracht einfach im Flussbett und direkt an der Küste absetzt und Tiere wie Pflanzen am Boden ersticken kann“, berichtet Tim Jennerjahn. “Der Schlamm ist zu dickflüssig, um von dem Fluss in die Tiefen des Meeres gespült zu werden”.

„Lusi“ gilt als der größte Schlammvulkan der Welt. Die südostasiatische Region kann aber noch mit weiteren Superlativen aufwarten. Hier beherbergen die Küstengewässer eine besonders hohe Biodiversität. So führt vor Ostjava die Madurastraße vorbei, die reich an Fisch-, Muschel- und Krabbenbeständen ist. Hier entladen aber auch weit verzweigte Flusssysteme die weltweit größten Sedimentmassen in die Küstenmeere. Zur Monsunzeit tragen sturzbachartige Regenfluten den Boden im Hinterland der Flüsse ab, wo intensive Landwirtschaft und Abholzung zu einer starken Erosion führen.

„Zu diesen Massen an Sedimenten und organischem Material aus dem Hinterland kommt der Vulkanschlamm noch hinzu und treibt den ökologischen Verfall des Porong und der Küstengewässer zusätzlich voran“ meint Tim Jennerjahn. „Das hat Konsequenzen für die Küstenbewohner. Java hat eine außergewöhnlich hohe Bevölkerungsdichte – über 1000 Einwohner pro km2 -, und ein Großteil der Menschen lebt vom Meer und seinen Ressourcen.“

Ein Ende der Schlammkatastrophe ist erstmal nicht in Sicht – aus den vielen Austrittsstellen des Vulkans könnte es laut Hochrechnung von Geologen noch mehrere Jahrzehnte quellen.

Quelle: Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) (idw)

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