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Falter mit Migrationshintergrund

Archivmeldung vom 23.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Einem internationalen Autorenkollektiv ist es jetzt durch die Hilfe hunderter Naturbeobachter gelungen, bisher unbekannte Details der Wanderungsbewegung des Distelfalters (Vanessa cardui) zu enthüllen.
Quelle: Foto: Erk Dallmeyer (idw)
Einem internationalen Autorenkollektiv ist es jetzt durch die Hilfe hunderter Naturbeobachter gelungen, bisher unbekannte Details der Wanderungsbewegung des Distelfalters (Vanessa cardui) zu enthüllen. Quelle: Foto: Erk Dallmeyer (idw)

Hunderte Naturbeobachter haben geholfen, unbekannte Details zur Wanderung von Schmetterlingen erstmals zu entschlüsseln, indem sie während einer der Massenwanderungen des Distelfalters (Vanessa cardui) rund 60.000 Beobachtungen sammelten. Europas bekanntester Wanderfalter legt in einer Saison bis zu 15.000 Kilometer zurück. Das ist fast das Doppelte der Entfernung, die der berühmte Monarchfalter (Danaus plexippus) in Nordamerika schafft. Die Strecke von Westafrika bis nach Skandinavien überwinden die Distelfalter in Etappen, da sie sich innerhalb kürzester Zeit vermehren können.

Europas bekanntester Wanderfalter, der Distelfalter (Vanessa cardui), legt in einer Saison bis zu 15.000 Kilometer zurück. Die Strecke von Westafrika bis nach Skandinavien überwinden die Distelfalter in Etappen, da sie sich innerhalb kürzester Zeit vermehren können. Richtung Norden braucht die Art für diesen Weg bis zu vier Generationen, zurück nach Süden dagegen nur zwei.
Quelle: Foto: Joachim Muencheberg (idw)
Europas bekanntester Wanderfalter, der Distelfalter (Vanessa cardui), legt in einer Saison bis zu 15.000 Kilometer zurück. Die Strecke von Westafrika bis nach Skandinavien überwinden die Distelfalter in Etappen, da sie sich innerhalb kürzester Zeit vermehren können. Richtung Norden braucht die Art für diesen Weg bis zu vier Generationen, zurück nach Süden dagegen nur zwei. Quelle: Foto: Joachim Muencheberg (idw)

Richtung Norden braucht die Art für diesen Weg bis zu vier Generationen, zurück nach Süden dagegen nur zwei. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt Ecography.

Saisonale Wanderungen von Insekten sind ein schon länger bekanntes, aber bislang wenig erforschtes Phänomen. Die Zurücklegung weiter Strecken ermöglicht es bestimmten Arten, nur zeitweilig verfügbare Ressourcen optimal zu nutzen. Bekannte Beispiele sind der Amerikanische Monarchfalter (Danaus plexippus) oder die Afrikanische Wüstenheuschrecke (Schistocerca gregaria), die in der Lage sind, Strecken von mehreren tausend Kilometern Länge zurückzulegen. Aber auch in Europa gibt es zahlreiche wandernde Arten, darunter viele Tagfalter und Schwebfliegen. Im Gegensatz zum mittlerweile gut erforschten Vogelzug ist bislang wenig über die Wanderbewegungen von Insekten bekannt. Das lag vor allem daran, dass die für die Analysen notwendigen Daten praktisch kaum zu beschaffen waren.

Jetzt ist es einem internationalen Autorenkollektiv gelungen, bisher unbekannte Details der Wanderungsbewegung des Distelfalters (Vanessa cardui) zu enthüllen. „Unsere Ergebnisse zeigen die sehr erfolgreiche Strategie, die diese Insekten entwickelt haben, und helfen, solche Wanderbewegungen über große Entfernungen in den gemäßigten Regionen weltweit besser zu verstehen“, fasst Dr. Constantí Stefanescu vom Naturkundemuseum im katalonischen Granollers zusammen, der die Studie initiiert hat. An der Studie waren Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) sowie deren Kooperationspartner science4you und die Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (GfS) maßgeblich beteiligt. Anhand einer kombinierten Analyse von Daten aus meist ehrenamtlich durchgeführten Erfassungsprogrammen und Radardaten konnten die Bewegungen dieser bekannten und weit verbreiteten Art anhand der Aufsehen erregenden Massenwanderung im Jahre 2009 nachvollzogen werden. „Der Migrationszyklus ist durch eine umfassende Wanderungsbewegung charakterisiert, die im Frühling in den afrikanischen Überwinterungsgebieten beginnt und bis in die nördlichsten Regionen Europas reicht. Im Verlauf des Spätsommers und des Herbstes erfolgt eine ebenso lange Rückwanderung, bei der individuelle Falter mehrere tausend Kilometer zurücklegen können. Im Zuge eines solchen Zyklus reproduzieren sich die Falter mehrfach, so dass insgesamt bis zu sechs Generationen an diesem Prozess beteiligt sind“, erläutert Dr. Martin Musche vom UFZ. Die explosive Vermehrung der Art, wie sie 2009 geschah, hängt wahrscheinlich mit umfangreichen Niederschlägen zusammen, die zum richtigen Zeitpunkt die Vegetation in den Trockengebieten Afrikas haben wachsen lassen und so den Raupen ausreichend Nahrung boten und damit die Massenbewegung nach Norden auslösten.

Durch den Einsatz eines Radars konnten britische Wissenschaftler erstmals die Anzahl der ein- und auswandernden Falter bestimmen: Im Frühjahr 2009 überquerten etwa 11 Millionen Distelfalter den Ärmelkanal Richtung Norden, im Herbst verließen dann etwa 26 Millionen die britischen Inseln südwärts. Mithilfe dieser neuartigen Radaruntersuchungen konnte auch nachgewiesen werden, dass die Falter in Höhen von bis zu 1000 Metern unterwegs sind und gezielt bestimmte Luftströmungen für ihre Wanderung ausnutzen. Aufgrund dieser Verhaltensweise waren bisher vor allem Details der Rückwanderung unbekannt, da sie den Augen der Beobachter am Boden entgangen waren. Die spektakuläre Wanderung des Distelfalters kann als ein Modell für die Erforschung anderer migrierender Insektenarten in den gemäßigten Regionen der Erde dienen, unter denen sich zahlreiche Arten befinden, die als Landwirtschaftsschädlinge oder Überträger von Krankheiten ökonomisch ins Gewicht fallen.

„Diese Studie wurde vor allem durch das Engagement vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter ermöglicht, die sich in ganz Europa im Rahmen verschiedener Erfassungsprogramme aktiv an wissenschaftlichen Projekten beteiligen“, betont Gernot Neuwirth vom Naturschutzbund Österreich. So konnten aus Deutschland große Datensätze aus dem Tagfalter-Monitoring (www.tagfalter-monitoring.de) und der Erfassungsplattform www.falterfunde.de sowie aus Österreich von der Plattform www.naturbeobachtung.at genutzt werden. „Insgesamt sind Meldungen von über 1300 freiwilligen Zählern ausgewertet worden“, berichtet Norbert Hirneisen von science4you. Ohne dieses Engagement könnten solche Einsichten nicht gewonnen werden – folglich kann der Wert solcher „Citizen Science“-Aktivitäten nicht hoch genug geschätzt werden.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ (idw)

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