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Dramatischer Artenrückgang: "Entschlossenes politisches Handeln ist unverzichtbar"

Archivmeldung vom 17.08.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.08.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Untersuchungsfläche bei Bayreuth: Die Wiese weist eine hohe Artenvielfalt auf, während die Produktion von Biomasse ein mittleres Niveau erreicht. Ein Teil der Fläche ist bereits abgeerntet. Quelle: Foto: Reinhold Stahlmann, Universität Bayreuth; zur Veröffentlichung frei. (idw)
Untersuchungsfläche bei Bayreuth: Die Wiese weist eine hohe Artenvielfalt auf, während die Produktion von Biomasse ein mittleres Niveau erreicht. Ein Teil der Fläche ist bereits abgeerntet. Quelle: Foto: Reinhold Stahlmann, Universität Bayreuth; zur Veröffentlichung frei. (idw)

"Wir registrieren weltweit einen dramatischen Rückgang von Arten, Lebensräumen und genetischer Vielfalt. Die Bedürfnisse heutiger und zukünftiger Generationen können wir aber nur sichern, wenn wir die biologische Vielfalt als Grundlage für das Leben der Menschen schützen und nachhaltig nutzen. Dazu ist entschlossenes politisches Handeln unverzichtbar."

Mit diesem Appell verband heute in Osnabrück Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das Vorstellen des aktuellen Jahresberichtes der DBU Naturerbe GmbH, einer gemeinnützigen Tochter der DBU.

Einen Schwerpunkt gesetzt habe die DBU 2015 auf den Schutz und die Entwicklung von Küstenlebensräumen, die zu den wesentlichen Handlungsfeldern zählen, wenn die biologische Vielfalt gesichert werden soll. Bottermann: "Auf mehr als 70 Prozent unserer insgesamt 1.169 Hektar Küstenlebensräume, für die eine Bewertung vorliegt, ist der Erhaltungszustand gut bis hervorragend."

DBU trägt auf sechs Flächen Verantwortung für Küstenlebensräume

Auf sechs ihrer 47 Naturerbeflächen trägt die DBU Naturerbe GmbH die Verantwortung für den Schutz und die Entwicklung von Küstenlebensräumen und flankiert damit die "Naturschutz-Offensive 2020" des Bundesumweltministeriums. Danach ist rund ein Drittel der marinen Organismen in Nord- und Ostsee in seinem Bestand gefährdet.

"Es sieht schlecht für sie aus, wenn nicht endlich alle Akteure an einem Strang ziehen", heißt es im Handlungsprogramm, in dem das Ministerium 2015 vorrangige Aktionsfelder für die biologische Vielfalt festgelegt hat. Bottermann: "Dabei zeichnen sich die Lebensraumtypen an Nord- und Ostsee durch eine große Vielfalt an charakteristischen Tier- und Pflanzenarten aus."

Seltene Lebensraumtypen charakterisieren Liegenschaften der DBU-Tochter

An der Nordsee hat die DBU-Tochter die Verantwortung für Küstenlebensräume auf den DBU-Naturerbeflächen Borkumer Dünen, Elbwiesen Ostemündung bei Stade und Cuxhavener Küstenheiden. Im Fokus stehen an der Ostsee die DBU-Naturerbeflächen Peenemünde auf Usedom, Prora auf Rügen und Ueckermünder Heide am Stettiner Haff.

"In Deutschland gibt es 19 europaweit gefährdete Lebensräume der Meeresgewässer, Gezeitenzonen und Dünen der Nord- und Ostsee. 16 von ihnen kommen auf den sechs DBU-Naturerbeflächen vor", erläutert Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Prokurist und fachlicher Leiter der DBU-Tochter. Wattflächen, mit Strandhafer bewachsene Weißdünen, bewaldete Küstendünen oder Lagunen des Küstenraums - diese seltenen Lebensraumtypen charakterisieren die Liegenschaften der DBU-Tochter.

So prägen ausgedehnte Salzwiesen etwa sechs Prozent der Liegenschaft Peenemünde. Die Elbmündung wird durch den Salzwassereinfluss und Tidenhub der Nordsee beeinflusst: Rund 500 Hektar (ha) Lebensraum der DBU-Naturerbefläche Elbwiesen Ostemündung gehören zu Meeresgewässern und Gezeitenzone.

Erster Managementplan der DBU-Tochter für Prora erarbeitet

"Wir erarbeiten zurzeit für 27 Flächen Naturerbe-Entwicklungspläne, die die Maßnahmen der kommenden zehn Jahre festlegen", weiß Wahmhoff. Den ersten Managementplan veröffentlichte die DBU-Tochter 2016 für Prora. "In diesem Zusammenhang haben wir Kartierungen beauftragt, die uns Daten über den Ist-Zustand der Lebensräume liefern", so Wahmhoff. Für die Analyse der Küstenlebensräume konnte das Planungsteam auf fünf eigene sowie eine flächendeckende ältere Kartierung zurückgreifen.

In Deutschland verstärkt nutzungsfreie Räume schaffen

Sowohl in der "Naturschutz-Offensive 2020" als auch in der "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" zielt die Bundesregierung darauf ab, in Deutschland verstärkt nutzungsfreie Räume zu schaffen. "Bis auf die Salzwiesen in Peenemünde, die durch eine extensive Beweidung erhalten bleiben, entwickeln sich alle Küstenlebensräume auf unseren Flächen ohne menschlichen Einfluss optimal", erläutert Bottermann. Zudem betrug die Waldfläche mit natürlicher Entwicklung auf den DBU-Naturerbeflächen Ende 2015 bereits 14.433 ha. Das stellt 29 Prozent der Waldfläche der Stiftungstochter dar.

Kasernen, Fahrzeughallen oder Schießstände zurückgebaut

Um der Natur weitere Entfaltungsspielräume zu eröffnen, baute die DBU-Tochter Kasernen, Fahrzeughallen oder auch Schießstände zurück. Da es sich bei den insgesamt rund 60.000 ha DBU-Naturerbeflächen größtenteils um ehemals militärisch genutzte Liegenschaften handelt, finden sich dort viele ungenutzte Gebäude, Altlasten und Gefahrenquellen - rund 890 Bauwerke an der Zahl. Bislang hat die DBU-Tochter 62 kleinere und größere Rückbauten an Objekten abgeschlossen. Allein der Abriss der Pleßkaserne auf der DBU-Naturerbefläche Salzunger Vorderrhön (Thüringen) umfasste 14 Gebäude mit Kosten in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro.

Jahresbericht steht auch zum Download zur Verfügung

Weitere Details etwa zur Flächenkulisse, zum Offenlandmanagement, zu Forschung und Monitoring oder zur Umweltbildung und Kommunikation finden Interessierte im aktuellen Jahresbericht der DBU Naturerbe GmbH zum kostenlosen Download unter dbu.de/presse.

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) (ots)

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