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Die Große Winkelspinne ist Spinne des Jahres 2008

Archivmeldung vom 20.11.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Peter Jäger, Senckenberg Museum
Bild: Peter Jäger, Senckenberg Museum

Unter den Winkelspinnen ist sie die „Große“ und gehört zur Familie der Trichterspinnen. Oft hockt sie tagsüber lange Zeit völlig reglos in ihrer trichterförmigen Wohnröhre, die sich in Ecken und Winkeln menschlicher Behausungen findet.

Fast jeder ist ihr irgendwann schon mal begegnet. - Groß, dunkel, langbeinig und behaart taucht der Achtbeiner immer wieder mal in heimischen Badezimmern auf. Und obwohl die Große Winkelspinne weder giftig noch sonst gefährlich ist, hat der Anblick eben dieser heimischen Art vielen Menschen das Verhältnis zu Spinnen verleidet. - Mit einer Körperlänge von etwa 10 bis 16 Millimetern und einer Beinspannweite von bis zu 10 Zentimetern, die einige männliche Individuen aufweisen, löst sie, wenn sie sich kontrastreich vor dem kalkweißen Hintergrund von Waschbecken oder Badewannen abhebt, oft Abneigung aus und weckt die Schreckensfantasien arachnophober Menschen.

Mit dem Ziel, in weiten Kreisen der Bevölkerung durch Aufklärung das Interesse für die Spinnentiere zu wecken, die oft unberechtigten Vorurteile gegenüber den Achtbeinern auszuräumen sowie Verständnis für die Natur um uns zu schaffen, hätte die Wahl der Arachnologischen Gesellschaft e. V. (AraGes) für „die Spinne des Jahres 2008“ auf keinen besseren Kandidaten fallen können.

Da der Mensch nicht zum Beuteschema der Großen Winkelspinne gehört, benötigen sogar Experten Geduld und Geschick, um das unberechtigt gefürchtete Tier zum Beißen zu bewegen. Selbst wenn Peter Jäger, dem Arachnologen vom Forschungsinstitut Senckenberg, der Selbstversuch gelingt und die Mundwerkzeuge der Großen Winkelspinne durch seine Haut dringen, zeigt das nur, dass der nadelstichartige Biss zwar bemerkt wird, das Gift aber keine bleibende Wirkung hat.

Wörtlich übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name Tegenaria atrica „Schwarze Dachspinne“. Während des Wachstums zeigt die Große Winkelspinne besonders vor der Häutung eine tief dunkelbraune bis schwarze Färbung. Und außer an ihren langen, kräftigen und behaarten Beinen sind die Tegenaria-Arten an der typischen Bauweise ihrer Netze zu erkennen. Über dem trichterförmigen Schlupfwinkel, der auch der Großen Winkelspinne als Wohnhöhle dient, webt sie ein Deckennetz, das aus mehreren Lagen von Fangfäden besteht, in denen sich ihre Beutetiere verheddern.

Auf dem Speiseplan von Tegenaria atrica stehen Insekten und Asseln. Die Borsten und feinen Härchen an den Beinen und dem gesamten Körper sind, wie bei allen Spinnen, wichtige Sinnesorgane, mit denen sie selbst geringste Erschütterungen und Schall wahrnimmt. Gerät ein Beutetier in die Fangfäden des Deckennetzes, nimmt Tegenaria atrica die durch die Bewegung verursachten Schwingungen wahr, läuft blitzschnell zum Fang, beißt zu und injiziert dabei etwas Gift, um das Tier zu lähmen. Nach wiederholten Bissen kann sie selbst größere Beute überwältigen und verzehrt diese dann im Schutz ihrer Wohnröhre.

In Deutschland gibt es zehn verschiedene Arten von Winkelspinnen: darunter die Mauerwinkelspinne (T. parietina), die zwar größer ist als die Große Winkelspinne, aber seltener vorkommt, die Hauswinkelspinne (T. domestica), die durch ihre Lebensweise in Häusern weltweit verschleppt wurde, und die Feldwinkelspinne (T. agrestis), die ausschließlich in natürlichen Habitaten lebt. Auch die Große Winkelspinne wurde nach Nordamerika verschleppt, kommt ursprünglich aber in Europa und den angrenzenden Gebieten vor. In der freien Natur findet man die eher am Boden lebende Art unter Steinen und Baumwurzeln, in hohlen Bäumen oder unter Böschungen. Im Siedlungsbereich des Menschen sucht sie sich gerne geschützte und regenfreie Schlupfwinkel an Efeu bewachsenen Hausmauern, in Gartenhäuschen, Garagen oder auch in nicht zu trockenen Kellern.

Mit der Wahl für 2008 hat die AraGes zum dritten Mal die Spinne des Jahres gleich auch auf europäischer Ebene gekürt. Da nicht alle Tegenaria-Arten in jedem Land vorkommen, wurde erstmals die gesamte Gattung europaweit in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt. Dabei repräsentieren - je nach Verbreitungsgebiet - verschiedene Arten die Gattung Tegenaria.

Insgesamt sind zirka 70 der etwa 130 weltweit vorkommenden Tegenaria-Arten in Europa heimisch. Zwei Arten (T. saeva aus Westeuropa, T. duellica aus Großbritannien) sehen der Großen Winkelspinne auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich und können nur unter dem Mikroskop unterschieden werden.

Mit der großen Großen Winkelspinne (Tegenaria atrica C.L. Koch 1873), die 1873 erstmals von Carl Ludwig Koch beschrieben wurde und deren wichtigstes Merkmal zur Unterscheidung von anderen hausbewohnenden Arten dieser Gattung die nicht eindeutig geringelten Beine sind, fiel die Wahl in Deutschland auf die wohl häufigste und auffälligste Art, die mit der Wahl zur Spinne des Jahres vorgestellt und mit ihren Vorzügen als Insektenvertilger bekannt gemacht werden soll.

Wem es gelingt, die Spinne mit einem Glas und Bierdeckel vorsichtig aufzunehmen und auf freien Fuß zu setzen, der hat sich damit ein Stück der heimischen Natur genähert! (dve)

Quelle: Pressemitteilung Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

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