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Weniger Landwirtschaftsvögel wegen zu dichter Bodenvegetation

Archivmeldung vom 11.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Der Wiedehopf ist eine der bedrohten Vogelarten. Bild: Raphaël Arlettaz, Universität Bern
Der Wiedehopf ist eine der bedrohten Vogelarten. Bild: Raphaël Arlettaz, Universität Bern

Dichte Bodenvegetation könnte den Rückgang von Insekten fressenden Vögeln im Landwirtschaftsland erklären. Wie Forschende der Universität Bern und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach herausgefunden haben, sind die Vögel auf offene Flächen im Kulturland angewiesen, um genügend Nahrung erbeuten zu können.

Gartenrotschwanz, Heidelerche, Wendehals, Wiedehopf: Die Bestände all dieser für das Landwirtschaftsland typischen Vogelarten zeigen in ganz Mitteleuropa seit Jahrzehnten starke Abnahmen. Auch die ökologischen Ausgleichsmassnahmen, welche die Biodiversität im Landwirtschaftsland fördern sollen, konnten den katastrophalen Rückgang nicht bremsen. Eine Forschergruppe vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern und der Vogelwarte Sempach unter der Leitung von Michael Schaub und Raphaël Arlettaz hat nun eine mögliche Erklärung gefunden: Weil offene Bodenstellen im landwirtschaftlich genutzten Grünland weitgehend fehlen, können Vögel keine Insekten mehr erbeuten.

Mithilfe von winzigen Telemetriesendern haben die Forschenden das Nahrungssuchverhalten der vier Arten in verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen (Niederstamm- und Hochstammobstgärten, Reben) detailliert untersucht. Die Resultate, die in der Zeitschrift «PLoS ONE» publiziert wurden, waren eindeutig: Der Hauptfaktor, der bestimmt, wo die Vögel ihre Nahrung finden, war die Struktur der Bodenvegetation. In allen untersuchten Kulturen zeigten die Vögel eine starke Bevorzugung für Orte, deren Bodenvegetation lückig war, also ein Mosaik von unbewachsenen und bewachsenen Stellen aufwies. Der offene Boden ermöglicht es den Vögeln, Insekten zu erbeuten, während die nahe Vegetation sicherstellt, dass sich Insekten entwickeln können.

Anpassung der Massnahmen gefordert

Heute weisen viele Hochstammobstgärten eine viel zu dichte Bodenvegetation auf. Die Vögel können keine Beute mehr erhaschen und wandern ab oder verhungern gar. Paradoxerweise überleben einige dieser seltenen Vogelarten in sehr intensiv bewirtschafteten Kulturen wie Niederstammanlagen. Hier profitieren sie von der mechanischen oder chemischen Entfernung der Bodenvegetation unter den Stämmen.

Zurzeit gibt es in der Schweiz und europaweit keine ökologische Ausgleichsmassnahme, die eine lückige Bodenvegetation aktiv fördert oder schafft. Die Forschenden schlagen deshalb vor, die Massnahmen entsprechend anzupassen. «Falls es gelingt, zum Beispiel in Hochstammobstgärten wieder nennenswerte Flächen mit lückiger Bodenvegetation zu schaffen, können sich die Bestände vieler Vogelarten vielleicht wieder erholen», gibt Professor Raphaël Arlettaz seiner Hoffnung Ausdruck. Auch die Rebflächen weisen diesbezüglich ein grosses Potenzial auf – sie sollten teilweise, aber nicht vollständig begrünt werden.

Quelle: Universität Bern

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