60.000 Kilometer Landterrassen: Meilenstein für langfristig stabile Böden in Äthiopien
Menschen für Menschen (MFM) hat kürzlich einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Seit ihrer Gründung im Jahr 1981 hat die Organisation gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung in Äthiopien mehr als 60.000 Kilometer an Terrassen gebaut - genug, um unsere Weltkugel eineinhalb Mal zu umrunden.
Die Terrassierungen schützen nicht nur wirksam vor Bodenerosion und Erdrutschen, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz - etwa durch die Wiederbewaldung von Hanglagen oder den Erhalt von Biodiversität. Auch können die Terrassen durch die lokale Bevölkerung als Anbau- und landwirtschaftliche Flächen genutzt werden. Derartige Maßnahmen sind ein zentraler Bestandteil der Projektarbeit von Menschen für Menschen, mit dem Ziel, die Lebensgrundlagen der Menschen in ländlichen Regionen Äthiopiens nachhaltig zu verbessern.
Warum Terrassierungen?
In Äthiopien leben sechs von zehn Menschen von der Landwirtschaft. Durch eine einseitige Bewirtschaftung des Ackerlandes sind viele Böden ausgelaugt, die Ernte ist oft mager. Bodenerosion belastet wichtige Anbauflächen zusätzlich. In bergigen Regionen Äthiopiens wurden in der Vergangenheit beispielsweise viele Wälder an den Hängen abgeholzt, da Bau- und Feuerholz oder freies Ackerland benötigt wurden. Ohne die tiefen Wurzeln der Bäume verlieren die Berghänge jedoch an Stabilität und die kahlen Böden können Wasser nur schlecht aufnehmen. Immer wieder kommt es daher bei Starkregen zu Erdrutschen und Überschwemmungen, die tieferliegende Felder mit der Ernte zerstören sowie Menschenleben kosten können.
Das Anlegen von Landterrassen bringt daher mehrere Vorteile mit sich: Zum einen beugt es der Bodenerosion und den für die Bevölkerung gefährlichen Erdrutschen vor. Die Terrassierungen - in Kombination mit der Wiederbewaldung - stabilisieren die Böden und helfen dabei, den Grundwasserspiegel langfristig anzuheben. Denn die Terrassen halten das Regenwasser zurück, sodass es langsam in den Boden einsickern und unterirdische Wasservorkommen auffüllen kann. Dadurch füllen sich auch versiegte Wasserstellen wieder, was die Versorgung mit Trinkwasser langfristig sichert. Zum anderen führen die stabilisierten Böden, die nutzbar gemachten Flächen und der verbesserte Wasserhaushalt zu höheren landwirtschaftlichen Erträgen und damit zu mehr Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung.
Integrierter Ansatz: Begleitende Maßnahmen zum Terrassenbau
In seinen Projektgebieten verfolgt Menschen für Menschen einen integrierten Ansatz. Der Bau von Terrassen wird stets von weiteren Maßnahmen begleitet, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort ganzheitlich und nachhaltig zu verbessern. So bietet die Organisation beispielsweise immer auch Schulungen für die ansässigen Bäuerinnen und Bauern an, die landwirtschaftliche Techniken und Bewässerungsmethoden vermitteln und darauf abzielen, Ressourcen zu schonen und eine Übernutzung der Böden zu verhindern. Zudem werden den Bäuerinnen und Bauern verbessertes Saatgut, Kaffeesträucher oder neue Obst- und Gemüsesorten zur Verfügung gestellt, damit sie ihre landwirtschaftlichen Erträge steigern und höhere Einkommen erzielen können.
"Der Meilenstein von 60.000 Kilometern Terrassierung zeigt eindrucksvoll, wie gezielte Maßnahmen langfristige Wirkung entfalten können", erklärt Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher der Stiftung Menschen für Menschen. "Mit dem Anlegen von Terrassen bekämpfen wir nicht nur Bodenerosion, sondern fördern zugleich den Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen und die Biodiversität. Begleitende landwirtschaftliche Maßnahmen unterstützen Bäuerinnen und Bauern außerdem dabei, ihre Anbaumethoden zu optimieren, produktiver zu wirtschaften und so langfristig ihr Einkommen zu steigern. Unser Ansatz ist es, der lokalen Bevölkerung Mittel an die Hand zu geben, ihre Lebensbedingungen selbst zu verbessern. Deshalb ist es uns besonders wichtig, die Dorfgemeinschaften aktiv in die Projekte einzubinden - damit sie die positiven Effekte der gemeinsamen Maßnahmen direkt selbst erleben und mitgestalten können."
Quelle: Stiftung Menschen für Menschen (ots)