Wildschweine werden zur Plage in Wohngebieten
Wildschweine waren lange als scheue Bewohner von Flur und Wald bekannt, doch zunehmend werden sie in Wohngebieten zur Plage. Das berichtet der "Spiegel".
Auf der Suche nach Insektenlarven und Regenwürmern durchpflügen sie
Parks und plündern Gärten. Und sie greifen mitunter sogar Passanten an.
Wie erst jetzt bekannt wurde, schlitzte Ende April ein Wildschwein einer
49-jährigen Hundebesitzerin im Berliner Villenviertel Dahlem auf der
Straße das rechte Bein oberhalb der Kniekehle auf. Die Arterie wurde nur
knapp verfehlt, die Wunde konnte genäht werden. Dem Magazin sagte die
Frau: "Ich habe großes Glück gehabt."
Allein in Berlin sind
inzwischen mehr als 5.000 Wildschweine ansässig. Sie finden in
Grünanlagen oder Gärten viel leichter Nahrung als im Wald. "Einzelne
Rotten, die sogenannten Stadtschweine, bleiben dadurch auch ganzjährig
in den Siedlungsgebieten", sagte die Berliner Senatsverwaltung für
Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Die robusten Tiere haben die
Scheu vor den Menschen verloren.
Angesichts von
Bürgerbeschwerden werden Wildschweine auch in Städten und Gemeinden
bejagt. Allein in Berlin-Zehlendorf sind nach Auskunft der zuständigen
Behörde gerade fünf Jäger aktiv. Sie haben eine spezielle Genehmigung
fürs Pirschen in innerörtlichen Grünanlagen. Sie sind meistens in der
Dunkelheit unterwegs und benutzen künstliche Lichtquellen sowie
spezielle Nachtzielgeräte.
In Spanien gehen Jäger mit Pfeil und
Bogen gegen Wildschweine in Wohngebieten vor. Dadurch entsteht kein
Schießlärm, und die Gefahr von Querschlägern sinkt. In Deutschland ist
die Bogenjagd eigentlich verboten, doch für die Gemeinde Stahnsdorf
(Brandenburg) möchte der Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger)
eine Genehmigung bekommen. Zuständig wäre die neue brandenburgische
Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD). "Wir hoffen, dass die
fachlich versierte Ministerin weiteren Jagdmethoden aufgeschlossener
gegenübersteht als der vorhergehende Minister von den Grünen", sagte
Albers dem "Spiegel".
In Braunlage (Niedersachsen) hat der
Bürgermeister Wolfgang Langer von der "Bürgerliste Braunlage-St.
Andreasberg-Hohegeiß" in diesem Jahr erstmals Lebendfallen in
Grünanlagen einsetzen lassen. Jäger installierten ein großes Fallnetz,
in der Fläche darunter streuten sie als Lockfutter Maiskörner aus. Als
sich eine Rotte unter dem Netz aufhielt, lösten die Jäger die Falle per
Fernsteuerung aus und erlegten die gefangenen Wildschweine. Bei bislang
zwei Fallenjagden wurden auf diese Weise etliche Wildschweine entfernt,
sagte Wolfgang Langer dem "Spiegel". "Dadurch hat sich die Lage merklich
entspannt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur