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Glyphosat-Bericht der EFSA zeugt von Ignoranz: Täglich beim Menschen zu akzeptierende Dosis wurde um 0,2 Milligramm angehoben

Archivmeldung vom 12.11.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.11.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: campact, on Flickr CC BY-SA 2.0
Bild: campact, on Flickr CC BY-SA 2.0

Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist der aktuelle Glyphosat-Bericht der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA ein Beleg für die unglaubliche Ignoranz der Behörde gegenüber den Gesundheitsrisiken des Wirkstoffes. Besonders verwerflich sei, dass die täglich akzeptierte Dosis für die Aufnahme des Wirkstoffes durch den Menschen von 0,3 Milligramm auf 0,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht angehoben werden solle.

"Trotz der Einstufung von Glyphosat durch Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserzeugend hat die EFSA leider verharmlosende Bewertungen des Wirkstoffes durch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kritiklos übernommen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Inzwischen sei klar, dass wichtige Hinweise zur Krebsgefahr in der BfR-Bewertung zu Glyphosat unberücksichtigt geblieben seien.

Jetzt laufe es wohl auf eine Verlängerung der EU-Zulassung des Wirkstoffes um mindestens zehn Jahre hinaus, befürchtet die BUND-Pestizidexpertin Heike Moldenhauer. "Offenbar wollte sich kein EU-Mitgliedstaat mit den Glyphosat-Herstellern und den Bauernverbänden anlegen und den Glyphosat-Einsatz unterbinden", vermutet Moldenhauer.

"Würde Glyphosat verboten, wäre die industrialisierte Landwirtschaft, die ohne den massiven Einsatz von Spritzmitteln nicht auskommt, grundsätzlich infrage gestellt. Monsanto als der weltweit größte Glyphosat-Produzent verlöre sein wichtigstes Geschäftsfeld. Der Konzern macht die Hälfte seines Gewinns mit Glyphosat und mit an Glyphosat angepasstem Gentech-Saatgut. Das Unternehmen hat keinen Ersatz dafür und keine Alternativen entwickelt und würde bei einem Verbot schwer ins Schlingern geraten", sagte Moldenhauer.

Der BUND-Vorsitzende Weiger wies darauf hin, dass die Massentierhaltung in Deutschland und der EU auf ihr derzeit wichtigstes Futtermittel verzichten müsste, wenn Glyphosat-resistente gentechnisch veränderte Sojabohnen nicht mehr aus Nord- bzw. Südamerika importiert werden könnten. "Zu der Frage `Welche Form der Tierhaltung akzeptiert unsere Gesellschaft?` kommt jetzt eine weitere: `Welche Form des Ackerbaus akzeptieren wir?`", sagte Weiger.

"Das ist ein schwarzer Tag für den Verbraucher. Monsanto wird es freuen, dass die EFSA sogar höhere Dosen erlaubt, was die Menschen an Glyphosat täglich zu sich nehmen dürfen. Künftig darf noch mehr davon auf den Feldern ausgebracht werden und in die Nahrungsmittelkette gelangen. Die EU-Mitgliedstaaten und damit auch Bundesagrarminister Christian Schmidt müssen den EFSA-Bericht zurückweisen. Glyphosat ist wahrscheinlich krebserzeugend, deshalb muss sein Verbot so schnell wie möglich kommen", forderte der BUND-Vorsitzende Weiger.

Weitere Informationen zu Gefahren durch Glyphosat und der Einschätzung der WHO-Experten finden Sie unter: http://www.bund.net/themen_und_projekte/chemie/pestizide/wirkstoffe/glyphosat/

NABU fordert umfassende Neubewertung von Glyphosat - EFSA-Einschätzung folgt nicht dem Vorsorgeprinzip

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat am heutigen Donnerstag einen Bericht veröffentlicht, in dem das umstrittene Totalherbizid Glyphosat für "wahrscheinlich nicht krebserregend" bewertet wird. Demgegenüber hatten die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation WHO das Mittel im Juli als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Die Zulassung des in Europa weit verbreiteten Mittels läuft Mitte 2016 aus, die EU-Kommission will auf Basis des Gutachtens über eine Neuzulassung entscheiden.

Dazu erklärt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Solange die Risiken von Glyphosat auf Mensch und Natur nicht einwandfrei widerlegt sind, muss unbedingt das Vorsorgeprinzip gelten. Für eine Neuzulassung von Glyphosat fehlt nach wie vor die Grundlage, da der vorliegende Bericht des Bundesinstituts für Risikoforschung (BfR) zahlreiche Defizite und Lücken aufweist. Bis zur Klärung der offenen Fragen muss die Zulassung daher auf jeden Fall ausgesetzt werden. Zudem muss die Bundesregierung die Anwendungsbestimmungen für Glyphosat möglichst rasch verschärfen, um die Aufwandmengen deutlich zu reduzieren. Hierzu gehört auch ein Verbot von Glyphosat im Haus- und Kleingartenbereich, da das Risiko von Fehlanwendungen dort besonders groß ist."

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel - über 700.000 Tonnen werden pro Jahr versprüht. In Deutschland werden 6.000 Tonnen ausgebracht, wobei rund 39 Prozent aller Ackerflächen behandelt werden. Auch im Hobbygarten und auf öffentlichen Wegen wird das Gift gerne gespritzt, um sich das Hacken des Unkrauts zu ersparen. Neben den direkten toxischen Effekten gefährdet die Wirkung als Breitbandherbizid auch zahlreiche andere Organismen, denn durch die Vernichtung der Wildkrautflora gehen Nahrungsquellen und Lebensräume verloren.

An einer im Sommer gestarteten NABU-Protestaktion gegen den Verkauf von Glyphosat in Baumärkten und Gartencentern beteiligten sich innerhalb von zwei Wochen fast 3.000 Personen. Inzwischen haben zahlreiche Märkte einen vollständigen oder weitreichenden Verzicht auf das Totalherbizid zugesagt.

foodwatch zu Glyphosat/EFSA

Zur heute von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA veröffentlichten Risikobewertung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat sowie zu der anstehenden Entscheidung über eine Neu-Zulassung von Glyphosat erklärt Martin Rücker, Sprecher der Verbraucherorganisation foodwatch:

"'Wahrscheinlich nicht' krebserregend - vielleicht aber doch? Auch nach der Einschätzung der EFSA steht die gegenteilige Bewertung der WHO-Krebsforscher weiter im Raum. Wenn die Wissenschaft keine eindeutigen Antworten liefert, muss politisch entschieden werden - und solange die Hinweise auf potenzielle Krebsrisiken nicht widerlegt sind, ist nur eine Entscheidung denkbar: Die Europäische Kommission muss dem Vorsorgeprinzip Rechnung tragen und Glyphosat die Zulassung entziehen. Für eine Neuzulassung fehlt die Grundlage.

Auch andere potenziell oder erwiesenermaßen schädliche Mittel müssen ihre Zulassung verlieren, damit die Agrarwirtschaft beim Wegfall von Glyphosat nicht auf andere ebenfalls riskante Mittel zurückgreift. Die Europäische Kommission muss jetzt die Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel grundlegend neu aufstellen. Künftig müssen nicht nur isolierte Einzelwirkstoffe, sondern auch die anwendungsfertigen Mischpräparate toxikologisch bewertet werden. Die Prüfung muss transparent und unabhängig erfolgen. Eine Zulassung darf nur dann ausgesprochen werden, wenn keine substantiellen Hinweise auf gesundheitliche Risiken für die Verbraucherschaft vorliegen."

Hintergrund: Glyphosat ist das weltweit am häufigsten genutzte Unkrautvernichtungsmittel. In Europa läuft die derzeit geltende Zulassung Mitte 2016 aus. Die Europäische Kommission muss über eine Neuzulassung des Wirkstoffs als Pflanzenschutzmittel entscheiden. Wesentliche Grundlage für diese Entscheidung ist die Risikobewertung der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA, die heute unter www.efsa.europa.eu/de/press/news/151112 im Internet veröffentlicht wurde. Zuvor hatte die Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" eingestuft. Die Ende Juli 2015 erschienene ausführliche Veröffentlichung (siehe http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol112/mono112-02.pdf) untermauert diesen Befund mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien.

Europäische Behörde EFSA ignoriert Hinweise auf krebserzeugende Wirkung von Glyphosat

Heute veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ihre Risikobewertung des Pestizidwirkstoffes Glyphosat. Dabei handelt es sich um das weltweit am häufigsten eingesetzte Pflanzengift. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Pflanzengift Glyphosat im März diesen Jahres als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" eingestuft hatte, ignoriert die EFSA diese Erkenntnisse und sieht es als "unwahrscheinlich" an, dass Glyphosat eine krebserregende Gefahr für den Menschen darstellt".

"Die Einschätzung der EFSA ist unverantwortlich", kommentiert Sophia Guttenberger, Referentin für Gentechnik und Verbraucherschutz am Umweltinstitut. "Besteht der begründete Verdacht, dass ein Stoff krebserregend ist und die Fruchtbarkeit schädigt, muss er sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Doch anstatt die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen, werden einseitig die Interessen der chemischen Industrie bedient."

Die Bewertung der EFSA kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn die derzeit geltende Zulassung von Glyphosat läuft Mitte 2016 aus. Über eine Neuzulassung entscheidet endgültig die Europäische Kommission. Die Risikobewertung der EFSA stellt jedoch eine wichtige Grundlage für diese Entscheidung dar.

Im Vorfeld hatte das Umweltinstitut gemeinsam mit der Verbraucherschutzorganisation foodwatch eine Online-Aktion gestartet, über die sich rund 115.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden an die EFSA gewandt hatten. Sie forderten die Behörde dazu auf, die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation bei der Risikobewertung zu berücksichtigen.

"Zwar konnten wir erreichen, dass die EFSA die Berichte der Weltgesundheitsorganisation in ihre Risikobewertung hat einfließen lassen", so Sophia Guttenberger, "aber die heute vorgelegte Bewertung beweist einmal mehr, dass die EFSA nicht unabhängig von wirtschaftlichen Interessen agiert. Ihre Einschätzung missachtet das in der EU geltende Vorsorgeprinzip". Die EFSA stützt sich in ihrer Bewertung weitgehend auf einen Bericht des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Unabhängige Wissenschaftler wie der Epidemiologe Prof. Dr. med. Greiser haben dem BfR erst kürzlich schwerwiegende Fehler bei der Auswertung von Studien nachgewiesen. Foodwatch und das Umweltinstitut fordern deshalb, das Bewertungsverfahren für die Zulassung von Pestiziden grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen.

Zwei Drittel verlangen, keine nicht-öffentlichen Herstellerstudien zur Risikobewertung von Herbiziden zu verwenden

Fast drei Viertel (73%) aller Deutschen fordern ein Verbot des umstrittenen Unkraufvernichtungsmittels Glyphosat. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen TNS Emnid-Umfrage im Auftrag der Bürgerbewegung Campact. Die Forderung eines Glyphosat-Verbots wird von den Anhängern aller im Bundestag vertretenen Parteien mehrheitlich unterstützt.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlicht heute ihre Schlussfolgerungen zum Glyphosat-Bewertungsbericht des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung. Fast zwei Drittel der Befragten (65%) verlangen, dass bei der Risikobewertung von Unkrautvernichtungsmitteln nur veröffentlichte Studien unabhängiger Wissenschaftler verwendet werden, und nicht geheime Studien der Hersteller. Demgegenüber hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sich in seinem Glyphosat-Bewertungsbericht vorwiegend auf nicht veröffentlichte Industriestudien berufen. Zahlreiche unabhängige Studien, die dem Wirkstoff eine krebserregende Wirkung bescheinigen, wurden vom BfR in seinem Bericht nicht berücksichtigt.

"Die Ergebnisse sind eine schallende Ohrfeige für das BfR und ein Auftrag an die Landwirtschaftsminister Christian Schmidt. Die Bürger erwarten, dass die Politik sich auf unabhängige Expertise verlässt, und Glyphosat umgehend verbietet", kommentiert Gerald Neubauer von Campact.

Schon vier von zehn Bündesbürgern machen sich wegen Glyphosat-Rückständen in der Nahrung Sorgen um ihre Gesundheit, so die TNS-Emnid Umfrage. Glyphosat geriet ins Kreuzfeuer der Kritik, nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO das Mittel als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft hatte. Glyphosat-Rückstände wurden u.a. in Muttermilch und zahlreichen Lebensmitteln nachgewiesen.

Download: TNS Emnid Umfrage zu Glyphosat http://blog.campact.de/wp-content/uploads/2015/11/camp_w45.pdf

Quelle: BUND / NABU / foodwatch / Campact (ots)

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