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Die seismische Lücke südlich von Istanbul

Archivmeldung vom 19.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Dennis Scheck / PIXELIO
Bild: Dennis Scheck / PIXELIO

Die Kette von Erdbeben entlang der Nordanatolische Verwerfung weist südlich von Istanbul eine Lücke auf. Die hier zu erwartenden Erdbeben stellen eine extreme Gefahr für die türkische Großstadt dar, insbesondere wenn die Störung mit einem einzigen Beben bricht. Eine neue Computerstudie zeigt nun, dass sich die Spannungen in diesem Teil der Verwerfungszone in mehreren Erdbeben anstatt eines einzelnen großen Bebenereignisses entladen könnten.

In der neuen Ausgabe von Nature Geosciences stellen Tobias Hergert vom Karlsruhe Institut für Technologie und Oliver Heidbach vom Deutschen GeoForschungs-Zentrum GFZ die Ergebnisse der Computersimulation vor, die im Rahmen des Projektes Megacity Istanbul von CEDIM (Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology) erstellt wurde.

Das Izmit-Erdbeben vom August 1999 forderte 18.000 Todesopfer und war mit einer Magnitude von 7,4 das jüngste Beben einer Serie, die 1939 im Osten der Türkei begann und sukzessive die Plattengrenze zwischen der Anatolischen und der Eurasischen Platte nach Westen bis Izmit 1999 zum Versagen bracht. Das nächste Beben in dieser Serie wird folglich westlich von Izmit, also südlich von Istanbul, erwartet. Die Stadt hat also ein bedrohliches Erdbebenrisiko.

Eine wichtige Größe zur Beurteilung der seismischen Gefährdung sind die Bewegungsraten der tektonischen Störungen. Hergert und Heidbach zerlegten für ihre Studie das Gebiet in 640.000 Elemente, um die Kinematik des Störungssystems dreidimensional zu bestimmen. "Die Modellergebnisse zeigen, dass die Bewe-gungsraten an der Hauptstörung zwischen 10 und 45% geringer sind als bisher angenommen", sagt dazu Oliver Heidbach vom GFZ. "Zudem variieren die Bewegungsraten um 40% entlang der Hauptstörung." Diese Variabilität interpretieren die Autoren als Hinweis darauf, dass die aufgebaute Spannung in der Erdkruste anstelle eines einzelnen, gewaltigen Bebens sich auch in zwei oder drei Erdbeben mit geringerer Magnitude entladen kann. Eine Entwarnung für Istanbul bedeutet das überhaupt nicht: Die Autoren weisen in ihrem Artikel ausdrücklich darauf hin, dass die geringe Entfernung der Hauptstörung zu Istanbul nach wie vor ein extremes Erdbebenrisiko für die Mega-City darstellt. Die Verwerfungszone ist weniger als 20 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Hinzu kommt, dass auch die-se kleineren Beben größer als Magnitude 7 sein können; Vorsorge vor dem Eintritt eines Bebens ist somit unerlässlich. 

Quelle: Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

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