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Gemeinsam sind wir unberechenbar: Warum Segelfische erfolgreicher in der Gruppe jagen

Archivmeldung vom 14.02.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Segelfische machen im offenen Ozean vor der Küste Mexikos Jagd auf Sardinenschwärme.
Quelle: Foto: Rodrigo Friscione (idw)
Segelfische machen im offenen Ozean vor der Küste Mexikos Jagd auf Sardinenschwärme. Quelle: Foto: Rodrigo Friscione (idw)

Segelfische sind große ozeanische Raubfische, die ihre Beute mit ihrem langen spitzen Schnabel attackieren. Dabei spezialisieren sie sich meist auf eine Angriffsseite, was ihre Erfolgsrate beim Jagen erhöht, wie ein Team um den Wissenschaftler Dr. Ralf Kurvers vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jetzt zeigen konnte. Der entscheidende Trick dabei: Segelfische jagen stets in Gruppen, in denen von rechts und links angreifende Individuen etwa gleichstark vertreten sind. So bleiben Angriffe für die Beute unvorhersehbar.

Ein Segelfisch führt seinen Schnabel durch einen Sardinenschwarm.
Quelle: Foto: Rodrigo Friscione (idw)
Ein Segelfisch führt seinen Schnabel durch einen Sardinenschwarm. Quelle: Foto: Rodrigo Friscione (idw)

Raub- und Beutetiere entwickeln sich in enger Beziehung zueinander: Für Räuber ist es überlebenswichtig, effektive Jagdstrategien parat zu haben, und für die Beute zählt, ihren Angreifern möglichst entkommen zu können. Mit der Räuber-Beute-Beziehung von Segelfischen (Istiophorus platypterus) und Sardinen (Sardinella aurita) hat sich ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des IGB beschäftigt.

„Die meisten Fächerfische spezialisieren sich bei ihren Angriffen auf eine bestimmte Seite, denn damit können sie effizienter angreifen“, berichtet Dr. Ralf Kurvers, Erstautor der Studie, deren Ergebnisse jetzt in der Fachpublikation Current Biology veröffentlicht wurden. Er und sein Team fanden heraus, dass die Spezialisierung auf Angriffe über rechts oder links – fachsprachlich Lateralisation genannt – Vorteile bei der Jagd bringt, und zwar umso mehr, je stärker die Lateralisation ausgeprägt ist: Die Fische können auf ihrer bevorzugten Seite besonders schnell angreifen. Das ist ein Vorteil, denn Sardinen sind deutlich wendiger als ihre Fressfeinde. Das gilt allerdings nur, weil Segelfische in Gruppen jagen: Ein einzelner Fisch, der bevorzugt von einer Seite angreift, wäre für seine Beute leicht durchschaubar.

Wie die Forscher zeigen konnten, besteht der entscheidende Vorteil des Jagens in der Gruppe darin, dass die Vorhersagbarkeit der Spezialisierung der Segelfische auf rechts oder links in der Gruppe aufgehoben ist – die Räuber also für die Beute unberechenbarer sind. „Je größer die Gruppe, umso ausgeglichener ist das Verhältnis links-rechts, und umso erfolgreicher sind die Segelfische bei der Sardinenjagd“, berichtet Dr. Kurvers.

Für ihre Untersuchungen analysierten die Forscher insgesamt 365 Angriffe von 73 Segelfischen, die im offenen Ozean vor der mexikanischen Küste in elf Gruppen mit bis zu 14 Individuen auftraten. Außerdem untersuchten sie im Rahmen einer morphologischen Analyse die Abnutzungsspuren der Mikrozähne auf den langen Schnäbeln, mit denen die Raubfische ihre Beute attackieren. Die Analyse bestätigte, dass die allermeisten Fische eine bestimmte Angriffsseite bevorzugen.

Dass der Segelfisch in Gruppen jagt, erlaubt ihm – evolutionär gesehen – eine besonders ausgeprägte Spezialisierung. „Mit unserer Studie konnten wir den Nachweis für einen bislang unbekannten, aber wichtigen Vorteil erbringen, den das Jagen in Gruppen für Segelfische hat“, betont Dr. Ralf Kurvers.

Mit der jeweils hälftigen Verteilung auf rechts und links unterscheidet sich die Lateralisation der Segelfische übrigens von der Händigkeit beim Menschen: Etwa 90 Prozent aller Menschen weltweit bevorzugen die rechte und nur zehn Prozent die linke Hand. „Die gleiche Hand zu nutzen, hilf bei kooperativen Tätigkeiten, weswegen sich im Laufe der menschlichen Evolution eine angeborene Bevorzugung einer Handseite entwickelt hat. Dass es trotzdem auch Linkshänder gibt, erklärt sich dadurch, dass diese alternative Lateralisation ebenfalls Vorteile mit sich bringt, allerdings in der heutigen Gesellschaft unwichtigere – die Unberechenbarkeit im Kampf. Bei Top-Fechtern sind beispielsweise noch jeweils 50 Prozent links- und rechtshändig“, erklärt Dr. Kurvers.

Quelle: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) (idw)

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