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Suche nach Öl und Erdgas auf der Doggerbank bedroht Meeressäuger und ihren Nachwuchs

Archivmeldung vom 12.03.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Toter Schweinswal Bild: Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Toter Schweinswal Bild: Gesellschaft zur Rettung der Delphine

Die Naturschutzverbände Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM), Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) protestieren gemeinsam gegen die Suche nach Öl- und Erdgaslagerstätten im Schweinswal-Schutzgebiet „Doggerbank“ in der Nordsee.

Die Verbände befürchten, dass die sensiblen Meeressäuger durch die mit der Exploration verbundenen massiven Schallemissionen schwer geschädigt und zumindest zeitweise aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben werden. Im Bereich des so genannten „Entenschnabels“, dem äußersten Zipfel des deutschen Hoheitsgewässers in der Nordsee, ist die Firma Wintershall AG, eine Tochtergesellschaft der BASF, auf der Suche nach neuen Erdgaslagerstätten und plant großräumige seismische Messungen. Insgesamt soll in einem 2.300 km² großen Gebiet mit Hilfe von 62 von einem Explorationsschiff geschleppten Druckluftpulsern der Untergrund untersucht werden.

„Es ist ein Hohn, ausgerechnet im FFH-Schutzgebiet Doggerbank der Wirtschaft solche für Meeressäuger schädliche und bisweilen sogar tödliche Aktivitäten zu genehmigen - noch dazu in einer Zeit, in der Schweinswale ihre Jungen zur Welt bringen“, erklärt Petra Deimer von der GSM. “Das widerspricht auch allen Bestimmungen der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tiere, für die Deutschland die treuhänderische Verantwortung für die mit der Durchsetzung des Vertrages verbundenen Aufgaben übertragen worden ist. Wie sollen wir glaubwürdig anderen Ländern erklären, dass deren Schutzbestimmungen einzuhalten sind?“ Die Planungen sehen vor, Anfang April im FFH Gebiet zu starten und dann die Messungen nach Norden bis in dänische und britische Gewässer auszudehnen.

Die genutzten Geräte entladen ihre Druckluftkammern über einen Zeitraum von fünf Monaten alle sieben Sekunden mit einem lauten, explosionsartigen Knall, der über den Wasserkörper tief in die Erdkruste eindringt. Aus dem reflektierten Schall hoffen Geophysiker ablesen zu können, wo Öl- und Erdgaslagerstätten zu finden sind.

„Druckluftpulser erzeugen Schalldruckspitzen von zum Teil über 260 dB - da kann man sich auch in die Turbine eines startenden Jumbo-Jets setzen“, erklärt GRD-Biologe Ulrich Karlowski. Derartig hohe Schalldrücke können etwa bei Weißschnauzendelfinen, Schweins- und Zwergwalen schwere Gehörschäden bis zur Taubheit hervorrufen. Sämtliche Meeressäugetiere, die in dem Untersuchungsgebiet leben, werden in einem Radius von bis zu 70 km massiv gestört und möglicherweise für längere Zeit aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben.

„Die vorgelegte Beurteilung dieses Vorhabens durch die Genehmigungsbehörden fußt nicht auf belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern zeigt ein hohes Maß an Unsicherheit über deren mögliche Auswirkungen auf“, kritisiert NABU Präsident Olaf Tschimpke. Die Verbände fordern, vor der Genehmigung derartiger Eingriffe ein wissenschaftliches Untersuchungsprogramm in Auftrag zu geben und dessen Ergebnisse abzuwarten. „Vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen muss ohnehin die Frage erlaubt sein, ob das Erdgas unter der Nordsee nicht besser in der Erde bleibt“, erklärt Tschimpke.

Die drei Verbände fordern von den Genehmigungsbehörden, bei derart gravierenden Eingriffen in EU-Schutzgebiete frühzeitig eingebunden zu werden, statt eher zufällig von dem Eingriff zu erfahren. In Schutzgebieten müssen zudem lärmintensive Eingriffe gänzlich verboten werden.

An das Bundesumweltministerium BMU richten NABU, GSM und GRD gemeinsam die Forderung, umgehend Richtlinien zu erarbeiten, wie die Meeresumwelt allgemein vor schädlichen Schallauswirkungen geschützt werden kann. Neben der Seismik sind Meeressäugetiere durch die Sprengung von Weltkriegsmunition, Ramm- und Bauarbeiten im Rahmen der Errichtung von Offshore-Windparks, Öl- und Gasfördereinrichtungen sowie militärische Sonare zur U-Bootortung bedroht.

Quelle: Pressemitteilung Gesellschaft zur Rettung der Delphine

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