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Fossilfund in den Alpen: Einblicke in die Lebenswelt der urzeitlichen Tiefsee

Archivmeldung vom 21.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Heutiger Schlangenstern (Präparat) aus der Tiefsee, ähnlich denen, die in den Tiefsee-Gesteinsablage
Quelle: Foto: Ben Thuy (idw)
Heutiger Schlangenstern (Präparat) aus der Tiefsee, ähnlich denen, die in den Tiefsee-Gesteinsablage Quelle: Foto: Ben Thuy (idw)

Fossilien aus der Tiefsee werden mit zunehmendem erdgeschichtlichem Alter immer seltener. Dennoch ist es einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Göttingen gelungen, in etwa 180 Millionen Jahre alten Ablagerungen in den Salzburger Alpen fossile Überreste von fast 70 verschiedenen Tiefsee-Organismen zu finden. Die Bedeutung der Tiefsee als Ort der Entstehung und der Erhaltung von Artenvielfalt ist deshalb wesentlich größer als bisher angenommen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B erschienen.

Fossile Schnecke aus den Tiefsee-Gesteinsablagerungen der Salzburger Alpen.
Quelle: Foto: Ben Thuy (idw)
Fossile Schnecke aus den Tiefsee-Gesteinsablagerungen der Salzburger Alpen. Quelle: Foto: Ben Thuy (idw)

Durch einen Vergleich mit heute noch lebenden Verwandten konnten die Forscher zeigen, dass die Anpassung an die Tiefsee zwar vor Aussterben schützt, sie deswegen aber noch nicht das Ende der Evolution von Organismen bedeutet, die im harten Konkurrenzkampf in küstennahen Regionen nicht mehr bestehen können. Im Gegenteil, die Studie zeigt einen dynamischen Austausch von Artenvielfalt zwischen Tiefsee und Schelfmeeren. „In den vergangenen Jahren hat sich unter Biologen die Meinung etabliert, die Lebenswelt der Tiefsee sei im Zuge von Massenaussterben und globalen Veränderungen der Ozeane wiederholt ausgelöscht und durch Einwanderer aus den flachen Meeresgebieten ersetzt worden“, erklärt Ben Thuy, Erstautor der Studie vom Naturhistorischen Museum in Luxemburg, vormals Universität Göttingen.

Da Überreste von Organismen aus der Tiefsee jedoch nur selten als Fossilien gefunden werden, war eine direkte Überprüfung dieser Annahme bisher kaum möglich. Die nun entdeckten Fossilreste stammen von Seeigeln, Seesternen, Schlangensternen, Seelilien, Schnecken sowie den sogenannten Armfüßern, die heute in der Tiefsee sehr häufig und artenreich sind. Aber wie kommen Tiefsee-Fossilien überhaupt in die Alpen? „Durch Plattentektonik wurden die Ablagerungen des damaligen Ozeans im Laufe von Jahrmillionen zu einem Gebirge aufgefaltet. So bieten die Alpen einmalige Einblicke in längst ausgestorbene Ökosysteme, selbst aus großen Meerestiefen“, so Thuy. Etliche der untersuchten Fossilien sind die ältesten Nachweise ihrer Familien – älter als ihre Verwandten aus Ablagerungen von küstennahen Schelfmeeren.

Diese Tiergruppen entstanden deshalb in der Tiefsee und sind nicht, wie bisher vermutet, aus dem Flachwasser in die Tiefsee abgewandert. Zudem kennt man etliche der jetzt in den Alpen gefundenen Organismen seit Jahrmillionen nur noch aus Tiefsee-Ablagerungen, aber nicht aus Flachmeer-Ablagerungen. „Das passt nicht zur gängigen These vom Massensterben in der Tiefsee mit nachfolgender Neubesiedlung aus den Schelfmeeren“, sagt Mitautor Dr. Steffen Kiel von der Universität Göttingen. „Die Tiefsee spielt eine wesentlich größere Rolle als Ort der Entstehung und der Erhaltung von Artenvielfalt als bisher angenommen. Um so kritischer sollten die Auswirkungen der tiefen Schleppnetz-Fischerei und des aktuell geplanten Erzabbaus in der Tiefsee geprüft werden“, ergänzt Thuy.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen (idw)

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