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FSC widerspricht ARD-Dokumentation "Die Ausbeutung der Urwälder"

Archivmeldung vom 05.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Tropisch/subtropischer Monsun-Sumpfwald (Symbolbild)
Tropisch/subtropischer Monsun-Sumpfwald (Symbolbild)

Foto: Asad Uj Jaman Shuvo
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der am 4. Februar um 22.45 Uhr in der ARD ausgestrahlte Beitrag "Die Ausbeutung der Urwälder" enthält irreführende und falsche Aussagen zum Forest Stewardship Council (FSC). Durch das Ausblenden wichtiger nachhaltiger, ökonomischer, sozialer und ökologischer Verbesserungen in der FSC-zertifizierten Forstwirtschaft weltweit, durch nicht belegte Behauptungen und durch fehlerhafte Übersetzungen entsteht ein ungerechtfertigtes Zerrbild des Forest Stewardship Council (FSC). Exemplarisch hierfür sind:

In der Republik Kongo setzt sich der Film mit der Situation der dortigen indigenen Bevölkerung in den Konzessionsgebieten auseinander. Hier kommt es zu fehlerhaften Übersetzungen von interviewten Mitgliedern der indigenen Gemeinschaft, auf deren Grundlage die dortige Situation nicht korrekt dargestellt wird. Die im Film getroffenen Aussagen zur Jagd durch indigene Gruppen sind nicht richtig. FSC verlangt selbstverständlich aus Gründen des Artenschutzes ein Jagdkonzept, dies erlaubt es indigenen Bewohnern jedoch, für den Eigenbedarf zu jagen. Auch dürfen sie den Wald für den Anbau von Pflanzen zu nutzen.

Die Situation des Volkes der Baka wird hier verzerrt dargestellt. Es ist in der gesamten Region, auch weit weg von FSC-zertifizierten Wäldern, ein Problem, dass die Baka von anderen Bewohnern diskriminiert werden und oft am Rande der Gesellschaft leben. Wie von FSC Generaldirektor Kim Carstensen beschrieben, versuchen die FSC-zertifizierten Unternehmen dem mit entsprechenden Maßnahmen wie gesonderten Schulen entgegenzuwirken.

Der Brasilienteil des Films enthält mehrere redaktionelle Fehler: Es fehlt die wichtige Information, dass der Atlantische Regenwald, dessen ökologischen Wert der Film hervorhebt, bereits seit der Mitte des 20. Jahrhunderts gerodet wurde. Dies hatte jedoch nichts mit Eukalyptusplantagen zu tun. Auch gab es dort damals keine FSC-Zertifizierung. Bereits 1990 waren 90 Prozent dieses Waldes gerodet. Daher ist es irreführend, dass die Eukalyptusplantagen mit der Entwaldung in Verbindung gebracht werden, da diese fast ausschließlich auf Land stehen, welches zuvor Weide-, Acker- oder Brachland war. Zudem ist der Interviewte Häuptling (Siehe Min. 32:00) nach Aussage von Häuptlingen der indigenen Gruppen in dem gezeigten Gebieten, von einem anderen Stamm, der sein Land weiter im Norden hat. In dieser Region gibt es jedoch keine FSC-zertifizierten Plantagen. Fraglich ist daher, wie kommt dieser Häuptling vor die Kamera und woher hat er seine Schlussfolgerungen zu den Plantagen und den Beteiligungsverfahren im Rahmen des FSC-Prozesses, wenn sein Stamm nicht betroffen ist?

Die SWR-Autoren sehen die zentrale Aufgabe des FSC im totalen Schutz von Urwäldern. Sie blenden das seit 25 Jahren manifestierte Kernanliegen des FSC aus: eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung. So paradox es dabei auf den ersten Blick klingen mag: Nachhaltige und gewissenhafte Nutzung von Holz, wie sie durch eine FSC-Zertifizierung gewährleistet ist, kann den Wald in seiner Existenz sichern, indem sie ihm einen wirtschaftlichen Wert gibt. Verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung nach den Prinzipien des FSC fördert den Erhalt der ökologischen Vielfalt, nachhaltige Entwicklung und Verbesserung sozialer Standards. Durch sein Prinzip der Einbeziehung aller Anspruchsgruppen - darunter lokale Umweltorganisationen, Gewerkschaften, öffentliche und staatlichen Behörden und Unternehmen - gibt der FSC oftmals Impulse für die Entwicklung einer starken Zivilgesellschaft vor Ort. Gerade diesen, durch viele Studien belegten Aspekt, sieht der FSC als besonderen Erfolg seines weltweiten Wirkens.

Der FSC stellt bei Tropenhölzern zudem sicher, dass keine Abholzung in der Fläche erfolgt. Er garantiert eine behutsame Entnahme einer begrenzten Anzahl von Bäumen, in klar definierten Zeiträumen und auf festgelegten Teilflächen, sodass die Funktionsweise des Ökosystems als Ganzes gewahrt bleibt. Anders als der Film suggeriert, gilt für Urwaldgebiete ab einer Größe von 50.000 Hektar generell: 80 Prozent des Waldes müssen dauerhaft unberührt bleiben, nur 20 Prozent dürfen überhaupt genutzt werden, um eine FSC-Zertifizierung zu erhalten. Nicht erwähnt wurde im Kontext des Beitrages, dass der FSC grundsätzlich keine Plantagen zertifiziert, die nach 1994 aus Naturwald umgewandelt wurden.

Den im ARD-Beitrag genannten Vorwürfen, die sich auf bestimmte Urwaldregionen oder FSC-Siegelnehmer beziehen, hat FSC einen Faktencheck gegenübergestellt. Dieser findet sich hier http://ots.de/OLTdXE

Quelle: Forest Stewardship Council (FSC) (ots)

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