Bilder aus Schweineställen wecken Zweifel an Tierwohl-Labeln
Verdeckte Aufnahmen aus schweinehaltenden Betrieben wecken Zweifel an Tierwohl-Versprechen. Der "Spiegel" und das ZDF-Politmagazin "Frontal" berichten über Videoaufnahmen der Tierrechtsorganisation "Animal Rights Watch" (Ariwa), die auf Missstände auf Höfen hinweisen. Aktivisten hatten dazu laut Ariwa zwischen Juni 2024 und März 2025 auf 21 Betrieben gefilmt, die eine besonders artgerechte Haltung propagieren - also etwa mehr Platz oder Auslauf an die frische Luft.
Der Präsident der Bundestierärztekammer, Holger Vogel, hat einen Teil
der Aufnahmen fachlich eingeordnet. "Die Bilder sind zum Teil
verstörend, manches ist eben auch tierschutzwidrig", sagte Vogel dem
"Spiegel" und "Frontal". Ariwa hat nach eigenen Angaben gegen zwölf
Betriebe Anzeige bei den zuständigen Veterinärämtern und
Staatsanwaltschaften erstattet. In sechs Betrieben sahen Aktivisten
demnach zwar Missstände, für eine Anzeige hätten diese aber nicht
ausgereicht. Auf drei Höfen sei nichts zu beanstanden gewesen.
Der
"Spiegel" hat mehrere Höfe mit den Aufnahmen und Vorwürfen von Ariwa
konfrontiert. Teils räumten die Bauern die dokumentierten Szenen ein. So
wurde auf einem Hof gefilmt, wie Schweine geschlagen wurden. "Es
passieren auch Fehler. Das rechtfertigt nicht den rauen Umgang mit den
Tieren, der auf den Videos zu sehen ist. Das ist nicht Tagesgeschäft bei
uns, das ist auch nicht in meinem Sinne", sagte ein Landwirt dem
"Spiegel" über das Verhalten eines Mitarbeiters. Er distanziere sich von
Tierquälerei.
Ein anderer Landwirt dagegen warf den
Tierrechtlern Manipulation vor. Etwa bei Aufnahmen, die einen halb
verwesten Ferkelkadaver in einer Spalte zwischen Wand und Stallboden
zeigen. Dazu teilte der Anwalt des Landwirts mit, der Kadaver sei
"offenbar eigens in eine Spalte geklemmt worden". Ariwa weist die
Vorwürfe zurück. "Glaubwürdigkeit ist unser höchstes Gut", teilte die
Organisation mit. "Nach solchen katastrophalen Zuständen in Ställen
müssen wir gar nicht lange suchen."
Amtstierarzt Vogel plädiert
dafür, auffällige Betriebe gezielt herauszufiltern, indem
Gesundheitsdaten wie Verletzungen oder Organbefunde an Schlachthöfen
erfasst und durch Behörden ausgewertet werden. Solche Daten könnten auch
mehr über Tierwohl aussagen. "Stroh und Frischluft allein sind kein
Garant für eine gute Tierhaltung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur