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Regisseurin Emily Atef: ARD-Redakteurin wollte nicht mit Frauen zusammenarbeiten

Archivmeldung vom 07.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Emily Atef (2018)
Emily Atef (2018)

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Regisseurin Emily Atef fordert eine Frauenquote im Filmgeschäft, auch aus wirtschaftlichen Gründen: "Wir entscheiden, welche Filme erfolgreich sind: Frauen nehmen ihre Männer mit ins Kino. Frauen entscheiden, was im Fernsehen geguckt wird. Trotzdem gibt der Film uns kaum Perspektiven", sagte die 44-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Nach dem Erstling geht es nicht weiter. Wir machen einen Film, vielleicht zwei, und danach sind wir nicht mehr zu sehen", sagte Atef, deren Romy-Schneider-Porträt "3 Tage in Quiberon" mit zehn Nominierungen als Favorit ins Rennen um den Deutschen Filmpreis geht.

Sie selbst habe sich nach ihrem dritten Film fünf Jahre vergeblich um Aufträge bemüht: "Ich hatte lauter Preise geholt, ich war in Cannes - aber es war nicht möglich, mir einen Fernsehfilm zu vermitteln", sagte Atef. "Ohne Quote dauert es noch hundert Jahre." Auf die Frage, ob ihre Ablehnungen jemals mit dem Geschlecht begründet wurden, sagte Atef: "Bei mir schon. Ein Produzent hat mich und die Autorin Esther Bernstorff mal ein Exposé für einen 'Polizeiruf' schreiben lassen und ist damit zur Redakteurin gegangen. Die hat nur unsere Namen angesehen und stolz gesagt: Mit Frauen arbeite ich nicht. Eine Frau! Vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen! Die lebt von meinen Gebühren. Das war vor knapp zehn Jahren, und sie arbeitet noch. Heute wäre das ein Kündigungsgrund."

Als Grund für die Benachteiligung von Frauen im Filmgeschäft nannte Atef alte Denkmuster: "Frauen können so eine große Mannschaft nicht führen? Das ist doch Quark! Frauen sind sogar besser, weil sie weniger hierarchisch denken. Frauen können nicht mit Budgets umgehen? Wie bitte? Auf der ganzen Welt verwalten die Mütter das Haushaltsgeld. Frauen melden sich krank, wenn die Kinder Schnupfen haben? Also echt! Ich kenne lauter tolle Väter, die sofort das Set verlassen würden, wenn ihr Kind einen Autounfall hat. Aber niemand, weder Regisseurinnen noch Regisseure, lässt die Arbeit wegen Fieber liegen. Als meine Tochter vier Monate alt war, war sie mit am Set. Natürlich habe ich sie da gestillt. Das ist doch viel besser als ein Typ, der kokst und säuft."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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