Brosius-Gersdorfs Doktorvater sieht keinen Schaden für Karlsruhe
Im Streit um die Nominierung von Frauke Brosius-Gersdorf für das Bundesverfassungsgericht hält ihr ehemalige Doktorvater Horst Dreier das Gericht bislang nicht für beschädigt. "Ich sehe das Gericht nicht im Entferntesten berührt von der ganzen Geschichte", sagte der Staatsrechtler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die Richter seien weiter im Amt, Beratungen und
Entscheidungsverkündungen finden statt. "Wenn Frauke Brosius-Gersdorf
gewählt wird, wird sie ihre Rolle spielen wie die anderen sieben auch",
sagte Dreier im Hinblick auf die Besetzung eines Senats mit acht
Richtern. Er vertraue da auch auf die Integrationskraft des
Verfassungsgerichts. "Aber sie will nicht Anlass für eine Krise der
Institutionen sein, das verstehe und respektiere ich."
Teile der
Union drängen Brosius-Gersdorf, ihren Rückzug von der Nominierung durch
die SPD zu erklären. Die Juristin tut das bislang nicht, hat sich aber
dafür offen gezeigt, sollte dem höchsten deutschen Gericht durch die
Debatte ein Schaden drohen.
Dreier hob hervor, dass Neutralität
kein zwingendes Kriterium für das Richteramt sei. "Das Gerede von
Neutralität geht völlig in die Irre", sagte er. Richter sollten durchaus
Positionen haben und diese gut begründen können. "Man kann in dieser
Rolle auch nicht einfach eine Agenda durchziehen", erklärte er weiter
und begründete dies damit, dass ein Senat aus acht Mitgliedern besteht.
Brosius-Gersdorf
sei keine Aktivistin, sagte Dreier. "Sie hat klare Positionen, die sie
mit guten Begründungen vertritt, und genau das ist die Aufgabe einer
Rechtswissenschaftlerin." In Karlsruhe zähle nur das Argument.
Dreier
war 2008 selbst für das Amt eines Bundesverfassungsrichters nominiert,
wurde aber unter anderem wegen Positionen zu bioethischen Fragen scharf
kritisiert. Die SPD zog seine Nominierung letztlich zurück.
Quelle: dts Nachrichtenagentur