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FAZ-Herausgeber wehrt sich gegen Vorwürfe

Archivmeldung vom 14.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Buch "Gekaufte Journalisten" von Udo Ulfkotte
Buch "Gekaufte Journalisten" von Udo Ulfkotte

Der "Frankfurter Allgemeine Zeitung"-Mitherausgeber Günther Nonnenmacher bezieht erstmals öffentlich Stellung zu den Manipulationsvorwürfen eines ehemaligen Redakteurs. Im "medium magazin" bezeichnet er die Behauptungen Udo Ulfkottes in dessen Buch "Gekaufte Journalisten" als "lächerlich und abstrus". Nonnenmacher erkennt bei Ulfkotte eine Art Sinneswandel nach einer schweren Erkrankung. "Danach hatte ich den Eindruck einer Art Persönlichkeitswechsel, er erzählte immer mehr absurde Geschichten und es gab eine Reihe von seltsamen Vorkommnissen und Behauptungen", sagt Nonnenmacher im Interview mit "medium magazin"-Chefredakteurin Annette Milz. Ulfkotte sei deshalb mehrfach ermahnt worden, aber: "Wir haben Ulfkottes seltsame Entwicklung auf seine existenzielle Erkrankung zurückgeführt - und deshalb auch Rücksicht genommen. Menschliche Rücksichtnahme war immer ein Prinzip dieses Hauses."

Ulfkottes Buch war im September im Kopp-Verlag erschienen und hatte vor allem in sozialen Online-Netzwerken eine Diskussion über Käuflichkeit von Journalisten befeuert. Der Autor schreibt, er sei während seiner Tätigkeit für die FAZ von 1986 bis 2003 korrumpierbar gewesen. Er wirft dies auch seinen Kollegen vor, macht eine gefährliche Nähe zu Elite-Netzwerken aus und behauptet, staatliche Stellen wie der Bundesnachrichtendienst würden die Berichterstattung diktieren.

Nonnenmacher widerspricht den Vorwürfen: "Die Forderung, nirgends Mitglied zu sein, keinerlei Einladungen anzunehmen, weil das unzulässige Nähe schaffe, klingt nach reiner Lehre. Aber Nähe zu Akteuren ist doch gerade ein wesentliches Element von Journalismus, um an Informationen zu kommen. Und ebenso wesentlich ist es, gleichzeitig kritische Distanz und Unabhängigkeit zu wahren." Der FAZ-Herausgeber glaubt, dass dieser Spagat in seiner Redaktion gelinge und meint: "Wissen Sie, was das Schlimmste ist? Naive Journalisten, die sich von Informanten instrumentalisieren lassen! Udo Ulfkotte, der sich selbst als naiv beschreibt, nimmt offenbar an, alle anderen seien genauso naiv."

Die wachsende Journalismuskritik kann laut Nonnenmacher ein existenzielles Problem für die Branche werden: "Wenn diese Entfremdung zwischen Öffentlichkeit und Journalisten voranschreiten sollte, ist klar, dass wir zu den strukturellen Problemen der Branche - Werbeeinnahmen, bröckelnde Auflagen - noch ein anderes hinzubekommen würden." Hinter vielen Kritiken insbesondere an der Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt vermutet er eine konzertierte Aktion, "erkennbar an fast wortgleichen Mails, die die Onlineforen überschwemmen. In solchen Kommentaren spiegelt sich keine lebendige Demokratie." Gleichwohl müsse man mit den Lesern mehr kommunizieren. Die FAZ habe deshalb ihre Social-Media-Aktivitäten verstärkt und ihr online-Kommentarsystem verändert.

Nonnenmacher kann in seiner 20 Jahre währenden Herausgeberschaft keine groben Fehler erkennen, wenngleich es Fälle gegeben habe, in denen Redakteure sein Vertrauen enttäuscht und ihre Grenzen überschritten hätten. Dies sei von der Berufsauffassung in der FAZ, "wie sie hier im Grunde alle Kollegen teilen", nicht gedeckt. Unterm Strich zieht er im "medium magazin" das Fazit: "Ich bereue nichts."

Das "medium magazin 11/2014" mit dem Titelthema "Ihr lügt doch alle!" erscheint am 3. November und ist für alle Geräte im iKiosk verfügbar: http://bit.ly/medium-ePaper. Gedruckte Einzelhefte und Probeabos können über [email protected] geordert werden.

Quelle: Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)

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