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Aufgedeckt und enthüllt: Phänomen Whistleblower: Assange, Snowden und Co

Archivmeldung vom 12.07.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Freepik; Snowden/Wikimedia, Laura Poitras / Praxis Films, CC BY 3.0; Bildkomposition "Wochenblick" / Eigenes Werk
Bild: Freepik; Snowden/Wikimedia, Laura Poitras / Praxis Films, CC BY 3.0; Bildkomposition "Wochenblick" / Eigenes Werk

Seit einigen Jahren, spätestens seit 2010, als die Enthüllungsplattform Wikileaks geheime US-Militärdokumente veröffentlichte, ist der Begriff des Whistleblowers in aller Munde. Julian Assange, Chelsea (Bradley) Manning oder Edward Snowden sind seitdem Namen, von denen die meisten schon einmal gehört haben. Dies berichtet Matthias Hellner im Magazin "Wochenblick.at".

Weiter berichtet Hellner: "Auch die Panama-Papers, mit denen 2016 Fälle von Steuerflucht, Steuervermeidung und Geldwäsche aufgedeckt wurden, sind ein typischer Whistleblower-Fall. Allerdings sind derartige Aufdeckergeschichten immer eine Gratwanderung.

Während die Hinweisgeber auf der einen Seite als Helden gefeiert werden, sieht sie die andere Seite als Kriminelle und Verräter, denen das Handwerk gelegt gehört. Die Aufdeckung von Missständen ist in den meisten Fällen etwas Erfreuliches. Wie sonst könnte man teilweise gegen Korruption, Gesetzesverstöße, Straftaten, Bestechungen oder Missmanagement, sei es von Staaten, Unternehmen oder Privatpersonen vorgehen, wenn es keine Hinweisgeber geben würde. Ohne den ehemaligen CIA-Agent Edward Snowden hätte beispielsweise niemand von den weltweiten Überwachungsaktivitäten des US-Geheimdienstes beziehungsweise der National Security Agency (NSA) erfahren – und auch nicht von deren Zusammenarbeit mit anderen Diensten. So gab der deutsche Auslandsgeheimdienst etwa Daten von Telefon- oder Internetverbindungen von deutschen Staatsbürgern weiter – eventuell enthaltene personenbezogene Daten seien zuvor entfernt worden, versicherte der Dienst gegenüber den Medien…

Hoher Preis zu zahlen

Allerdings dürfte es für viele Bürger schon eine nicht gelinde Überraschung gewesen sein, dass überhaupt eine derart großflächige Überwachung von Telefon und Internet im Land stattfand – und auch noch durch einen „befreundeten“ Dienst. Für den Staat und seine Behörden war es natürlich alles andere als angenehm, Informationen über ihr „geheimes“ Tun auf einmal in der Öffentlichkeit wiederzufinden. Nicht umsonst findet sich Edward Snowden seit 2013 im Exil in Moskau. Auch Julian Assange oder Chelsea Manning mussten für ihre Aufdeckertätigkeit einen hohen Preis zahlen. Ebenso in den Achtzigerjahren der Nukleartechniker Mordechai Vanunu, der Hinweise des israelischen Nuklearforschungsprogramms an die Londoner „Sunday Times“ lieferte und dieses damit enthüllte. Er wurde vom Mossad entführt und in Israel zu einer Haftstrafe verurteilt. Zwar ist er seit 2004 wieder auf „freiem Fuß“, darf aber weder das Land verlassen noch Internet oder ein Mobiltelefon benutzen.

DDR-Führung dementierte

Gar mit seinem Leben bezahlte seinen Einsatz der ehemalige DDR-Bürger Michael Gartenschläger. Im März und April 1976 demontierte er an der innerdeutschen Grenze erfolgreich zwei Selbstschussanlagen und präsentierte sie den Medien. Damit war der Beweis für den Einsatz dieser Tötungsmaschine an der innerdeutschen Grenze erbracht – entgegen allen vorherigen Dementis der DDR. Als Gartenschläger am 30. April 1976 versuchte, eine dritte Selbstschussanlage abzubauen, wurde er von einem Spezialkommando des Ministeriums für Staatssicherheit erschossen.

Denn nicht alle Whistleblower haben so viel Glück wie Daniel Ellsberg. Er brachte mit den „Pentagon Papers“, die seit dem Sommer 1971 in der „New York Times“ und später in der „Washington Post“ abgedruckt wurden, die US-Regierung in arge Bedrängnis. Wiesen die Dokumente doch nach, dass die US-Öffentlichkeit systematisch über das Vorgehen der Regierung in Vietnam getäuscht wurde und mit welchen Mitteln die Bevölkerung schließlich „kriegsbereit“ gemacht wurde. Der Prozess gegen Ellsberg wegen Hochverrats platzte jedoch, da die Nixon-Regierung Ellsberg überwachen ließ und sogar in der Praxis seines Psychiaters einbrach, um an seine Patientenakte zu kommen. Wenig später stolperte Präsident Nixon schließlich über die Watergate-Affäre. Die Identität des Informanten, der die beiden Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein mit den nötigen Details versorgte und ohne den die Aufdeckung der Affäre undenkbar gewesen wäre, wurde erst nach seinem Ableben bekannt, es war Mark Felt, ein hochrangiger FBI-Beamter.

In Symbiose mit Medien

Aber auch Österreich kann auf einige Aufdeckeraffären zurückblicken. So war es bereits 1913 der „rasende Reporter“ Egon Erwin Kisch, der die Spionageaffäre um den Obersten Alfred Redl der Öffentlichkeit bekanntmachte, Geheimhaltungsversuchen der Militärkreise zum Trotz. Auch der Lucona-Fall und dessen Aufdeckung in den 1980er-Jahren durch Gerald Freihofner und Hans Pretterebner war ein Politskandal erster Güte und war vor allem durch seine Verbindungen zur SPÖ brisant. Ebenso der 1985 aufgedeckte Noricum-Skandal, bei dem es um illegale Waffenlieferungen an den Iran und Irak ging.

Da Hinweisgeber unerlässlich sind, um Missstände aufzudecken, versuchen einige Staaten, darunter Österreich und auch Deutschland inzwischen Whistleblowern mehr Schutz angedeihen zu lassen. Dennoch ist das Aufdecken von gewissen Vorgängen und die Weitergabe von Informationen immer ein zweischneidiges Schwert. Denn ein Whistleblower kann nur agieren, wenn er die vierte Gewalt hinter sich weiß, die ihn gegebenenfalls durch breite Veröffentlichungen unterstützt und schützt – eine Symbiose zwischen Aufdecker und Journalisten sozusagen. Doch wie schnell dieses System ausgehebelt werden kann, konnte jeder spätestens im vergangenen Jahr miterleben."

Quelle: Wochenblick

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