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Regisseur Fatih Akin: Wolfgang Kubickis Erdogan-Äußerung rassistisch

Archivmeldung vom 19.10.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.10.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Fatih Akin (2019)
Fatih Akin (2019)

Foto: Paul Katzenberger
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Regisseur Fatih Akin (49) nennt Wolfgang Kubickis Erdogan-Schmähung als "Kanalratte" rassistisch: "Ich muss Erdogan nicht gut finden. Aber einen türkischen vom Volk gewählten Politiker als Kanalratte beschimpfen - das ist rassistisch", sagte Akin im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

"Mir sind Nazis lieber, die ich auf der Straße erkenne und denen ich aus dem Weg gehen kann. Rassisten, deren Motive ich nicht gleich erkenne, die finde ich eigentlich gefährlicher", sagte Akin der NOZ und betonte: "Was ich jetzt sage, das sage ich als jemand, der nie einen Angehörigen durch einen rassistischen Anschlag verloren hat: Ich finde den Alltagsrassismus, den versteckten Rassismus eigentlich schlimmer. Wenn Leute fragen: Ein Film über Kanak-Rapper - muss das sein? Bei einem Film über deutsche Gangsta-Rapper hätten sie das nicht gesagt. Oder wenn Wolfgang Kubicki sagt: 'Erdogan ist eine Kanalratte.'"

Akin selbst unterscheidet Deutschtürken und Herkunftsdeutsche als "Kanaks" und "Almans". Dazu sagte er: "Ich sehe mich auch als Deutschen. Aber es gibt eben Bio-Deutsche oder Weiße oder Almans auf der einen Seite und auf der anderen Kanaks." Dass er den ursprünglich beleidigenden Ausdruck selbst verwendet, erklärte er so: "Kanak kann ich selbst sagen; mit dem Wort bin ich aufgewachsen. Da stand 'Kanaken raus' an der Hauswand. Wenn du das mit acht oder zehn Jahren liest, kriegst du Angst. Wenn ich es heute sage, hat es auch damit zu tun, dass ich Herr über die Angst geworden bin."

Ausgrenzungserfahrungen waren auch der Grund, warum Akin zum Film gegangen ist: "Ich glaube, Rassismus ist einer der Gründe, weswegen ich Filmemacher geworden bin. Diese Ungerechtigkeit und diese Angst, die man als Kind empfunden hat, das ist, als wirst du gemobbt." Auch seine Zeit in der Gang-Szene begründet Akin mit dem Rassismus seiner Umgebung: "Ich war in einer Jugendgang, weil ich mich stark fühlen wollte. 1985 hatten Skinheads in Hamburg jemanden totgeprügelt: Ramazan Avci. Das war sehr erschütternd für uns", sagte Akin der NOZ: "Hätte es Mölln und Solingen und Ramazan Avci nicht gegeben, dann wäre ich nicht in der Gang gelandet. Die Gang war Schutz, Anschluss und Sicherheit vor dem Rassismus, zumindest vor dem offenen."

Zur Sprachsensibilität und dem Umgang mit ausgrenzenden Begriffen sagte Akin: "Was Sie sagen dürfen, müssen Sie rausfinden. Es ist kompliziert geworden; und natürlich gibt es in der Debatte auch Hysterie und Dogmen und Übertreibungen. Ich glaube, dass es unterschiedliche Räume gibt. In bestimmten Räumen kann ich für Sinti und Roma das Z-Wort sagen; aber auch nur hier, wo jedem klar ist, dass ich keinen verletze. In der Öffentlichkeit könnte ich das nie sagen. Und das ist auch okay so."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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