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Uni Hohenheim entlarvt in Experiment das System „Fake News“

Archivmeldung vom 01.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Ein Forscherteam von der Universität Hohenheim hat in einem Experiment die Entstehung und Verbreitung von sogenannten „Fake News“ simuliert und untersucht. Am Ende kamen „besorgniserregende“ Ergebnisse ans Licht, berichtet der Südwestrundfunk (SWR).

Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" berichtet weiter: "Bereits seit Längerem beschäftigt das Phänomen der Fake News nicht nur die politischen Eliten, sondern auch Sozialwissenschaftler und Kommunikationsexperten. Nun konnte ein Forscherteam, bestehend aus Prof. Dr. Wolfgang Schweiger, Kommunikationswissenschaftler an der Uni Hohenheim, sowie zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, die Entstehung von Fake News und deren Verbreitung simulieren und so denkwürdige Tatsachen über das Phänomen herausarbeiten. Das gesamte Projekt wurde von SWR-Reporter Claus Hanischdörfer in seinen Film "Im Netz der Lügen" begleitet und dokumentiert und später vom SWR veröffentlicht.

Das Erstellen des Netzwerkes

Im Zentrum des Experiments, das bereits im Frühjahr durchgeführt wurde, standen die Erfindung einer Falschnachricht sowie deren anschließende systematische Verbreitung über soziale Netzwerke. Das Experiment verlief dabei in zwei Phasen. Zunächst musste ein ausreichend großes Netzwerk in den sozialen Netzwerken erstellt werden, um die erfundene „Nachricht“ später möglichst weit verbreiten zu können. Hierzu legte das Forscherteam um Prof. Dr. Schweiger einen Nachrichtenblog und eine Facebook -Seite mit dem Namen "Der Volksbeobachter" sowie vier Facebook-Accounts an, die anschließend von den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen aktiv geführt wurden.

Über diese Accounts wurden dann zwei Wochen lang echte Nachrichten mit einseitiger kritischer Berichterstattung zum Thema Flüchtlingspolitik und Kriminalität unter Migranten verbreitet sowie Kontakte zu anderen Facebook-Nutzern geknüpft. Das Ziel der ersten Phase war demnach, genügend Kontakte aufzubauen, um später die Verbreitung der gefälschten Nachricht über das aufgebaute Netzwerk voranzutreiben. Wie eine der zwei beteiligten Mitarbeiterinnen kommentiert, verlief die Entwicklung dieses Netzwerkes absolut problemlos:

"Das lief am besten, indem wir einfach Kommentare von Nutzern auf den entsprechenden Seiten selber kommentiert haben und darin auch verdeutlich haben, dass wir genau einer Meinung sind und dann daraufhin eine Freundschaftsanfrage ausgesendet haben an die Person."

Über 11.000 Menschen innerhalb kürzester Zeit erreicht

Bereits nach drei Wochen war das aufgebaute Netzwerk groß genug, um die zweite Phase des Experimentes einzuleiten: das Verbreiten der Fake News. Hierzu wurde die zuvor vorbereitete Falschmeldung – das Landratsamt des fiktiven Ortes „Bad Eulen“ bezahle Prostituierte, damit diese mittwochs Asylbewerber im Flüchtlingsheim bedienen – in der Reihe der „echten“ Nachrichten über die Facebook-Accounts sowie die Internetseite dazu veröffentlicht. Die Verbreitungsgeschwindigkeit der Nachricht sowie deren Reichweite haben selbst die Wissenschaftler überrascht. Bereits nach vier Tagen erreichte die erfundene Meldung über 11.000 Nutzer und wurde von über 150 Menschen geteilt. In den Kommentaren äußerten zahlreiche Leser ihre Kritik an dem erfundenen Landratsamt von „Bad Eulen“ und nutzten die Gelegenheit für einen generellen Angriff auf die Flüchtlingspolitik. Nur eine geringe Anzahl an Nutzern erkannte die Täuschung anhand der nicht-existierenden Ortschaft.

„Besorgniserregendes“ Fazit

Am Ende klärten die Wissenschaftler auf ihrer Seite auf, dass die Nachricht erfunden war. Das denkwürdige jedoch: Die aufklärende Meldung erreichte längst nicht so viele Menschen wie die Falschmeldung selbst – die Fake-Nachricht war also in die Welt gesetzt und selbst von den Verfassern nun nicht mehr endgültig zu widerlegen.

Prof. Dr. Wolfgang Schweiger nennt das Ergebnis des Experimentes beunruhigend und erklärt: "Ein Großteil dieser rechten Filterblasen, die wir so erleben, wird von relativ wenig Leuten verursacht, die aber immens aktiv sind."

So konnte nur ein kleines Forschungsteam innerhalb von wenigen Wochen eine derartige Reichweite erreichen. Dies hänge auch damit zusammen, dass viele Internetnutzer gerade die Nachrichten aus dem Facebook-Freundeskreis oftmals nicht überprüfen.

Laut Prof. Schweiger ist dieser Trend für die zukünftige Entwicklung äußerst „besorgniserregend“, da sowohl der Anteil an Informationen aus den sozialen Netzwerken als auch die Reichweite der Netzwerke immer weiter steigen."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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