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Ulrich Deppendorf: "Man muss eine Nachricht zurück halten können, wenn nicht klar ist, ob sie so stimmt"

Archivmeldung vom 07.09.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ulrich Deppendorf (Studioleiter und Chefredakteur, ARD-Hauptstadtstudio) Bild: Medienboard Berlin-Brandenburg/Ulf Büschleb
Ulrich Deppendorf (Studioleiter und Chefredakteur, ARD-Hauptstadtstudio) Bild: Medienboard Berlin-Brandenburg/Ulf Büschleb

Wohin wird sich der Journalismus im Zeitalter der Digitalisierung entwickeln? Das war die Hauptfrage für das Podium "Im Zeitalter der digitalen Nachrichten. Vom Qualitäts- zum Discountjournalismus?", eingeleitet durch die Keynote des Nachrichtenanalysten Ken Doctor. Doctor zufolge ist das Interesse an Nachrichten heute größer als zuvor, was an der Allgegenwart der Smartphones und den dadurch bestehenden Möglichkeiten liege, Nachrichten ständig aktuell abzurufen. Wie aber sollen Verleger mit diesen Bedingungen umgehen, um ein neues Geschäftsmodell zu bauen?

Noch befindet sich die Suche danach in den Anfängen, aber es gibt vielversprechende neue Ansätze. Die Financial Times setzt darauf, freien Zugang zu Informationen anzubieten, anstatt sie zu verkaufen. Die New York Times hat ein Abonnement-Modell entwickelt, bei dem es günstiger ist, einen vollen Online-Zugang mit der Printausgabe inklusive der Sonntagsausgabe zu kaufen als ohne. Doctor spricht von der 3%-Lösung. Dies bedeutet, lieber einen kleinen Prozentsatz an Abonnenten zu haben, als eine große Masse an Surfern. Denn diese ,digitalen' Abonnenten können durchaus die Zahl der Abonnenten traditioneller Print-Objekte erreichen. Den Tablet-PC bezeichnet Doctor als Missing Link. Mit ihm kann man sich zurück lehnen, während man arbeitet, und gleichzeitig auch bequem Texte lesen. Sein Fazit: "Digital media is replacing old media."

Dass dies jedoch nicht das Ende des (klassischen) Journalismus bedeutet, verdeutlichte die anschließende Diskussionsrunde.

Ulrich Deppendorf (Studioleiter und Chefredakteur des ARD-Hauptstadtstudios) erklärte, die Überprüfung von Nachrichten werde in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung zunehmen, dies sähe man an den Nachrichten und Videos, die ohne Quellen und Verifikationen während des arabischen Frühlings veröffentlicht wurden. "Die Rolle des Nachfragenden wird eher wichtiger als unwichtiger", so Deppendorf. "Um unter Zeitdruck Nachrichten hinterfragen zu können, braucht es gute Journalisten. Und man muss auch mal eine Nachricht zurückhalten können, wenn nicht klar ist, ob sie so stimmt."

Für Mathias Müller von Blumencron (Chefredakteur Der Spiegel) bedeutet die Digitalisierung die Chance, auf mehr Quellen zugreifen zu können und Nachrichten über mehr und unterschiedliche Kanäle zu publizieren. Dazu zählen auch Dokumente von Enthüllungsplattformen. Hier allerdings müsse alles getan werden, um die Quelle und in den Dokumenten genannte Personen zu schützen. "Datenjournalismus gewinnt in Zukunft dramatisch an Bedeutung". Es handle sich um "enorm viel Material, mit dem wir umgehen und das wir analysieren müssen." Für Blumencron werden schnelle News und deren Einordnung und Analyse auch in Zukunft das A und O des Journalismus sein. "Wir brauchen gleichzeitig jedoch auch die Einordnung und Analyse, für die wir uns dann aber etwas mehr Zeit nehmen."

Cord Dreyer (Chefredakteur und GF von dapd) betonte ebenfalls den verantwortlichen Umgang mit Nachrichtenmaterial. "Die Aufgabe des investigativen Journalismus ist es, keine Menschenleben zu gefährden", sagte er zur Verantwortung, die mit der Verwendung von sensitiven Informationen einher geht.

Torsten Rossmann (GF-Vorsitzender von N24) sagte, dass sich das Nachrichtenbedürfnis der Menschen aufgrund der neuen Technik auf einen Informationsfluss in Echtzeit verlagert habe, was gerade das Fernsehen einem großen Druck aussetze, um die Erwartungen zu bedienen. "Es wird so sein, dass wir innerhalb der nächsten ein, zwei Jahren für die damit einhergehenden journalistischen Anforderungen neue Gefäße schaffen müssen", kündigte Rossmann an.

Quelle: medienwoche@IFA

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