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Zurück zum linearen Fernsehen: Netflix testet klassischen Programmablauf

Archivmeldung vom 25.11.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.11.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Mann vordem Fernseher
Mann vordem Fernseher

Bild: pixabay

Der unaufhaltsame Siegeszug des Streamings ist nicht zu stoppen. Spitzenreiter Netflix gilt als Pionier dieser Bewegung. Mit einem neuen Testlauf in Frankreich schlägt der Streaminganbieter neue Wege ein: Ein lineares Programm soll den Zuschauer noch schneller zu seinen Lieblingsserien führen.

Fernbedienung
Fernbedienung

Bild:pixabay

Das lineare Fernsehen ist am Ende! Mit dieser Hiobsbotschaft warnten Medien, als sich Streaming als unbekannte Welle über die Fernsehbranche ausweitete. Das Zauberwort „Primetime“ geriet in Vergessenheit, die Zuschauer nutzten ihre Freiheiten selbst zu bestimmen, wann welche Sendung läuft und die Privatsender sahen ihre Quoten und Werbeeinnahmen schwinden. Streaming hat das Sehverhalten der Zuschauer zweifellos verändert.

Die Verantwortung, als eigener Programmdirektor den Fernsehabend zu gestalten, stellt viele Zuschauer offensichtlich vor ungeahnte Schwierigkeiten. Eine überbordende Auswahl an Filmen und stetiger Seriennachschub führen zu Unübersichtlichkeit und einem Überangebot, das die Nutzer regelrecht erschlägt. Netflix zieht seine Lehren aus dieser Entwicklung und versucht mit dem historisch anmutenden Konzept des linearen Sendens, den Zuschauern Entscheidungen abzunehmen.

Antiquiert oder innovativ?

Für seinen Testlauf hat sich Netflix den französischen Markt ausgewählt. Ab Dezember 2020 soll der Versuch, lineares Fernsehen und Streaming miteinander zu kombinieren, bei allen Usern verfügbar sein. Grund für die Länderwahl ist die Tatsache, dass sich französische Zuschauer noch stark mit dem traditionellen Fernsehen identifizieren können. Die neue Funktionsweise ist dabei ganz einfach: Neben der Freiheit selbst zu wählen, welche Sendung geschaut wird, wird den Nutzern auch ein linearer Kanal angeboten, der ein persönlich zugeschnittenes Programm sendet.

Basierend auf den Vorlieben der Zuschauer, wird der lineare Sendeablauf zusammengestellt. Exklusive Inhalte wird es auf dem Kanal nicht geben. Die Programmvielfalt bedient sich aus dem bestehenden Katalog des Netflix-Angebotes. Ziel ist es, dass Usern die Schwierigkeit der Entscheidung abgenommen wird und Fernsehen nach ursprünglichem Prinzip genossen wird: Einfach schauen, was gesendet wird. Es wirkt befremdlich, dass in einer Zeit der digitalen Freiheiten ein U-Turn angestrebt wird, der zurück zu den Ursprüngen führt. Kann das funktionieren?

Trendwende im Anmarsch?

Es wirkt schon fast kurios, dass sich Netflix ausgerechnet als Vorreiter einer ganzen Branche freiwillig in alte Korsetts zwängt. Dem gegenüber stehen Segmente, die weiter auf eine breite Auswahl setzen. Die Ernährungsbranche setzt immer mehr auf individuelle Gerichte im Baukastenprinzip, die sich Kunden individuell zusammenstellen. Ob Sandwiches, Burger oder - aktuell im Trend - Bowls: Durch die persönliche Wahl der verschiedenen Variationen von Fisch, Fleisch, Gemüsesorten, Soßen oder diversen Toppings setzt sich der Gast intensiv mit dem Angebot auseinander. Zwar führt dies zu einem deutlich längeren Bestellvorgang, doch der Kunde hat sein individuelles Gericht. Ein Franchise-Konzept wie es Ma’Loa in Hamburg, Köln oder Berlin anbietet, hat sich etabliert. Gleiches weiß der Einzelhandel zu schätzen: Während das digitale Bezahlen und die freie Wahl der Zahlungsoptionen das Kassensystem sowie den Kundenumgang stark beeinflussen und B2B-Anbieter wie Tillhub aus diesem Grund mit App-basierten Programmen neue Möglichkeiten offenbaren, scheint der Streamingmarkt sich neu zu besinnen. Ähnliche Ideen verfolgt Spotify im kleinen Rahmen, der mit seinen „Daily Drive“-Listen ein individuelles Radioprogramm imitiert und dem Hörer auf Basis seiner meistgehörten Songs, ein Radioprogramm inklusive Nachrichten und Podcast-Auszügen präsentiert. Fast scheint es so, als ob die Verantwortlichen meinen, der Kunde möchte zwar Vielfalt basierend auf seinen Vorlieben angeboten bekommen. Die Entscheidung, was gewählt werden soll, muss jedoch jemand anderes übernehmen.

Welche Resultate die Testphase von Netflix mit sich bringt, wird mit Spannung erwartet. Bei positiver Nutzung ist eine Ausweitung der Funktion auf andere Territorien nicht ausgeschlossen. Vielleicht wird es ab kommenden Jahr vermehrt dazu kommen, dass sich ganze Familien zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr wieder vor dem Fernseher versammeln, anstatt wild und unentschlossen durch die Sparten zu scrollen und den Abend damit verbringen zu fragen: „Was schauen wir eigentlich?“.

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