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Notre-Dame: Wie „Factchecker“ Fake verbreiten

Archivmeldung vom 20.04.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Screenshot Website „Sputnik“
Bild: Screenshot Website „Sputnik“

Ein Sputnik-Foto der brennenden Kathedrale Notre-Dame sorgt für Aufsehen im Netz, manche Blogger sehen darin antichristliche Stimmungen, der US-Factchecker PolitiFact bezeichnet die Aufnahme als einen antiislamischen Fake und veröffentlicht eine „Entlarvung“, die von anderen Medien, darunter auch in Deutschland, rasch aufgegriffen wird. In einem Bericht klärt nun die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" über die tatsächlichen Hintergründe des Fotos auf.

Auf der Webseite heißt es dazu: "Das Foto des Brandes von Notre-Dame mit zwei lächelnden Männern im Vordergrund, das unter anderen Aufnahmen des Feuers auf der Nachrichtenseite Sputnik France erschienen war, eroberte Popularität unter den rechtsgesinnten Kreisen des Internets. Einige behaupteten, die Männer seien Muslime, die sich über das Unglück lustig machen würden. So kam eins zum anderen, und bald herrschte in den Kommentaren zu den Beiträgen von Bloggern wie die antiislamische Aktivistin Pamela Geller die Überzeugung, dass der Brand von Muslimen angestiftet worden sei. Viele sehen darin ein Symbol der Gefahr für europäische und christliche Werte.

In einem Versuch, diese Welle von unbegründeten Vorwürfen zu bekämpfen,  machte die renommierte US- Faktencheck-Seite PolitiFact mit dem Foto jedoch kurzen Prozess und „entlarvte“ es als ein Fake, das Sputnik France verbreitet hat – ohne dabei Sputnik zu kontaktieren.

PolitiFact behauptete unter Berufung auf den Leiter des National Center for Media Forensics der University Colorado Denver, dass „die beiden Personen im Vordergrund“ in das Foto eingefügt worden seien. Der Experte äußerte die Mutmaßung, dass die Aufnahme (die von einem Sputnik-Korrespondenten gemacht wurde), tatsächlich vor dem Sputnik-Artikel im Netz erschienen sei.

Man habe das angeblich veränderte Bild zur Verbreitung „antimuslimischer Rhetorik“ sowie zur Untermauerung der Idee verwendet, dass der Brand ein „Terrorangriff“ gewesen sei, so PolitiFact.

Nach dem Artikel von PolitiFact warfen andere Medien Sputnik vor,  eine Fälschung und damit antimuslimische Stimmungen zu verbreiten. Unter den deutschen Medien machte das Portal Tag24 auf die „Entlarvung“ von PolitiFact aufmerksam. In dem nach Stand vom Freitagabend knapp 27.000 Mal gelesenen Artikel hieß es: „Auf dem Foto sind zwei lachende Männer zu sehen. Es handelt sich dabei um eine Fälschung“.

Wie die Chefredakteurin von Sputnik France, Natalia Nowikowa, klarstellte, war das fragliche Bild nur eines von mehreren Fotos, die ein Sputnik-Korrespondent vor Ort aufgenommen hatte. Seine Aufmerksamkeit war demnach in keiner Weise auf die „lächelnden Männer“ gerichtet.

„Den Redakteuren steht nicht nur das Originalfoto mit dem genauen Zeitplan ihrer Veröffentlichungen zur Verfügung, sondern auch das Video, das der Korrespondent wenige Sekunden nach dem Foto an derselben Stelle gemacht hat“, sagte Nowikowa.

Das Video lasse die Umgebung einschätzen, in der das Foto gemacht worden sei, und zeige außerdem einen der Männer. Sputnik France sei bereit, diese Materialien auf Anfrage zur Verfügung zu stellen, so Nowikowa.

„Das Bild wurde ohne Kommentar dazu veröffentlicht, wer diese Männer waren oder worüber sie lächelten. Weder während des Fotoshootings noch bei Veröffentlichung des Fotos wurde die Aufmerksamkeit unseres Korrespondenten auf sie gezogen“, erklärte sie.

Sputnik France sei darüber hinaus ziemlich überrascht gewesen, dass einige Menschen „über die religiösen Überzeugungen der beiden Männer nur anhand ihres Aussehens spekulierten“.

„Es tut uns sehr leid, dass viele Xenophobiker dieses Bild zur Förderung ihrer Ansichten verwendet haben, und einige Journalisten nahmen sich die Zeit, um unter hunderten von veröffentlichten Fotos ein Beispiel für ‚Islamophobie in den russischen Medien‘ zu finden“, fügte Nowikowa hinzu.

Die Chefredakteurin der populären französischen Zeitung „20 Minutes“, Aude Lorriaux, teilte zunächst ebenfalls falsche Informationen über das Foto mit und warf Sputnik vor, mit dem angeblichen Fake „Hass zu säen“. Am Vorabend wurde allerdings in dem Blatt ein neutraler Artikel veröffentlich, der unter Berufung auf ein Gespräch mit Sputnik klärte, dass die Anwesenheit der Männer auf dem Bild ein Zufall ist. Nachdem die Chefredakteurin von Sputnik France Lorriaux einer unfairen Interpretation der Aufnahme beschuldigt hatte, löschte Lorriaux ihren ersten Tweet und brachte ihre Entschuldigung.

„Verzeihung. Wir haben schließlich einen Artikel zu dem Thema geschrieben“, twitterte Lorriaux."

Quelle: Sputnik (Deutschland)


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