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Brönners Brandrede zur Corona-Politik: „Verstößt gegen alles, was ich über Deutschland gelernt habe“

Archivmeldung vom 28.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Till Brönner (2016)
Till Brönner (2016)

Foto: Till Brönner
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Musiker Till Brönner hat in den sozialen Medien seinem Ärger Luft gemacht und in einem dringenden Appell die Corona-Maßnahmen der Politik kritisiert: 1,5 Millionen Beschäftigte der Kulturlandschaft würden enorm vernachlässigt. Seine Künstler-Kollegen ruft der Star-Trompeter dazu auf, lauter zu werden und sich zu organisieren. Dies berichtet das online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es dazu auf deren deutschen Webseite: "Der weltbekannte Jazz-Musiker und Fotograf Till Brönner hat über seinen Instagram-Kanal und auf seiner Facebook-Seite gegen die aktuelle Corona-Politik gewettert. Sie gehe zu Lasten der Kulturlandschaft:

„Wie kann man einzelnen Konzernen Milliarden in den Vorgarten werfen und der Veranstaltungsbranche Arbeitslosengeld 2 anbieten? Wir Musikkünstler sind weder arbeitslos, noch hatten wir vor Corona ein Nachfrageproblem, wie so einige andere Branchen übrigens, die in Wahrheit nicht an Corona, sondern durch Schläfrigkeit oder Gier in Schieflage geraten sind.“

Kulturvolk ist auch Wahlvolk

„Was hier gerade passiert, verstößt gegen alles, was ich über Deutschland gelernt habe. Und wofür wir mit unseremstehen. Liebe Politiker, lasst euch wählen, ja! Aber vergesst bitte nicht von wem! Das Land steht kulturell still! Und die Beweglichsten und Ehrlichsten tretet ihr gerade mit Füßen, wenn ihr nicht handelt. Kultur ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht – und spült – man höre und staune – Geld in die Kassen des Staates!“

1,5 Millionen Beschäftigte und viel Geld

Es sei mitnichten eine Minderheit betroffen, sondern es gehe in Deutschland um 1,5 Millionen Beschäftigte in seiner Branche, die einen Umsatz von 130 Milliarden generieren würden – wie mit Kulturschaffenden in der Corona-Krise umgegangen werde, hält Brönner für skandalös. Zu sehen, wie die Wirtschaft seit Ausbruch der Pandemie reflexartig in systemrelevante und systemirrelevante Berufe unterteilt wurde, habe er zunächst für eine reine Sicherheitsmaßnahme gehalten, blieb optimistisch und dachte: „Gib denen ruhig ein bisschen Zeit. Ein Land wie Deutschland wird uns schon nicht hängen lassen. Die haben uns ja auch schließlich alle ausgebildet und uns 'ne Steuernummer verpasst.“ Doch dann sei der Sommer gekommen und er habe genauso viele Urlaubskarten wie immer bekommen – von Leuten außerhalb seiner Branche. Gleichzeitig hätten ihn Kollegen aus der Kulturbranche angerufen, um sich vorsichtig nach seiner eigenen Auftragslage zu erkundigen, hätten ihm ihr Leid geklagt. Allein in seinem Dunstkreis seien es Hunderte qualifizierter Menschen:

„Und zusammen sind wir viele. So viele, dass der Vergleich mit den größten Branchen wie der Autoindustrie deshalb hinkt, weil wir mehr als doppelt so viele sind… Hier geht es nicht um Selbstverwirklicher, die in ihrer Eitelkeit gekränkt sind. Es geht um uns alle. Und es geht um Geld, viel Geld.“

Fatale Zurückhaltung – Selbstkritik an Branche

Eine gesamte Branche würde durch Corona lahmgelegt und doch erlebe er, wie auffällig verhalten und geradezu übervorsichtig Bühnenkünstler sich auch nach acht Monaten zu dieser Misere äußerten, obwohl ihre Existenz gerade fundamental auf dem Spiel stehe, so der Künstler.

Diese Zurückhaltung sei fatal, so Brönner, weil sie ein völlig falsches Bild der dramatischen Lage zeichne, in der sich seine Branche aktuell befinde.

Musiker Brönner glaubt, die Gründe für die Zurückhaltung zu kennen, er kritisiert seinen Berufszweig: „Wir in der Veranstaltungs- und Kulturbranche sind noch immer zu leise, weil wir keine ernst zu nehmende Gewerkschaft haben. Und das rächt sich jetzt! Wer ist es, der der Politik stellvertretend im Nacken sitzt, wie der Lokführergewerkschafts-Boss Claus Weselsky der Deutschen Bahn – und das mit nur 9000 Mitgliedern. Wie wäre es, wenn einfach mal drei Tage der Ton abgedreht, oder das Radio keine Musik spielen würde?“

Prominente Unterstützer

Mittlerweile wurde Brönners Video-Appell vom Dienstag rund 500.000 Mal angesehen, über Facebook etwa 30.000-fach geteilt.

Auch von seinen Promi-Kollegen erhält der Musiker viel Lob und Zuspruch: Sängerin Sarah Connor hat sein Video auf ihrer Seite geteilt, bedankt sich bei Brönner, er würde aussprechen, was sie denke. „100 % auf den Punkt! Wir brauchen Aufmerksamkeit für unsere Situation!“, so Alec Völkel von „The Boss Hoss“. Rapper Curse versah das Video mit einem schwarzen Herzchen, Produzent Mousse T. fragt: „Danke Till, wo darf ich unterzeichnen?“ Die Schauspielerinnen Caroline Beil und Christiane Paul, Susan Sideropoulos und Nova Meierhenrich meldeten sich zustimmend.

Die Künstlerin Mia Florentine Weiss meint, „Art is systemrelevant“ und Rebecca Immanuel schrieb: „Mögen deinen Worten aus den Reihen der Politik Taten folgen und mögen wir uns jetzt zusammenschließen, um vereint etwas zu bewegen.“ Opernsängerin Nadja Michael unterstreicht: „Nur Geld fordern bringt nichts. Denn die unschöne Realität ist, dass zwei Drittel aller Künstler und eventnahen Berufe ‚nach‘ Corona in dieser Branche nicht mehr überleben werden.“ Star-Fotograf Joachim Baldauf: „Es ist Zeit für Veränderung. Ob mit oder ohne Corona. Und diese Veränderung müssen wir mitgestalten, bevor nur noch die gehört werden, die am lautesten schreien.“

Am heutigen Mittwoch gehen Vertreter der Veranstaltungsbranche in Berlin auf die Straße, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen: Mit einem Demonstrationszug mit Lkw-Corso und einer Großkundgebung vor dem Brandenburger Tor."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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